Erding:Fast nur Gewinner

Laut den Berechnungen des Arbeitskreises Steuerschätzung nehmen die Kommunen im Schnitt rund sechs Prozent mehr ein als im Vorjahr. Oberding kann die Gewerbesteuereinnahmen sogar verdoppeln

Florian Tempel

D-Mark Umtausch bei der Bundesbank in München, 2011

Mehr Geld erwartet nehmen zahlreiche Kommunen im Landkreis Erding ein. 

(Foto: Robert Haas)

- 2012 ist für die öffentlichen Haushalte ein sehr gutes Jahr. Die Steuereinnahmen fallen in ganz Deutschland höher aus als geplant. Laut den Berechnungen des Arbeitskreises Steuerschätzung nehmen die Kommunen im Schnitt rund sechs Prozent mehr ein als im Vorjahr. Auch im Landkreis Erding gibt es fast nur Gewinner. Allerdings fällt der Geldsegen sehr unterschiedlich aus: Die Stadt Dorfen kann sich über ein paar zehntausend Euro mehr freuen, in Taufkirchen werden es eine halbe Millionen Euro mehr als geplant sein, in Erding sogar satte 4,3 Millionen Euro. Eine Gemeinde schlägt mit einem schier unglaublichen Einnahmeplus jedoch alle anderen bei weitem. Die 5600-Einwohnergemeinde Oberding sahnt bei der Gewerbesteuer ein Rekordergebnis ab: 18 Millionen Euro sind doppelt so viel, wie erwartet.

Die Gemeinde Oberding ist dabei sowieso schon die finanzstärkste Kommune im Landkreis. Das Statistische Landesamt führt die Flughafengemeinde beim Steueraufkommen pro Einwohner mit knapp 3000 Euro im Jahr 2011 auf Platz elf von 2056 Kommunen im Freistaat. Nach der exorbitanten Steigerung bei den Gewerbesteuereinnahmen dürfte Oberding in der bayerischen Bestenlisten 2012 noch ein paar Plätze nach vorne rücken.

Ohne Namen zu nennen, verweist Kämmerer Georg Neudecker darauf, dass das enorme Steuerplus von mehreren offensichtlich bestens florierenden Unternehmen kommt. Nur so viel verrät er, die Flughafengesellschaft München gehört nicht zum Kreis der wirklich großen Zahler. Was macht Oberding mit so viel Geld? "Wir können das schon gut brauchen", sagt Neudecker. Die Gemeinde wird zum Beispiel für die neue Realschule einen Anbau an die Grund- und Mittelschule hinstellen müssen. Nicht nur durch diese Investition partizipieren auch Bürgern außerhalb der Gemeindegrenzen vom Oberdinger Reichtum. Die Gemeinde zahlt über die Kreisumlage pro Einwohner den dicksten Beitrag zum Haushalt des Landkreis Erding.

In der Stadt Erding, die in diesem Jahr ebenfalls unerwartete Mehreinnahmen buchen kann, ist es kein Geheimnis, dass das schöne Plus bei der Gewerbesteuer - rund drei Millionen Euro mehr als zu Jahresbeginn angenommen - vor allem vom Flugbuchungsgiganten Amadeus kommt. Kämmerer Hermann Held kann daneben auch beim kommunalen Anteil der Einkommensteuer, der Umsatzsteuerbeteiligung und der Grunderwerbsteuer die ursprünglichen Ansätze nach oben schrauben.

Bescheidender fällt das Steuerplus in Taufkirchen aus. Von Einnahmeverdopplungen und Millionenbeträgen ist man weit weg, sagt Kämmerer Fritz Krieg. Etwa 20 Prozent mehr als geplant bei der Gewerbesteuer ist zwar durchaus eine gute Steigerung. Doch in absoluten Zahlen nehmen sich die 400 000 Euro im Vergleich mit Oberding und Erding geradezu mickrig aus. Die Gewerbesteuereinnahmen "im ländlichen Bereich" seien eben nicht mit denen einer Flughafengemeinde oder einer Stadt zu vergleichen, sagt Krie. Die Gewerbesteuerzahler sind vor allem mittelständische Unternehmen.

Das gilt auch für die Kleinstadt Dorfen. Dort rechnet Kämmerin Maria Bauer nach wie vor mit 3,4 Millionen Euro Gewerbesteuer. Genau so viel, wie sie es für 2012 erwartet hatte. Als Plus bei den Steuereinnahmen bleiben deshalb nur - wenn überhaupt - einige zehntausend Euro mehr beim Einkommensteueranteil.

In Dorfen und Taufkirchen macht der Einkommensteueranteil, den die Kommunen erhalten den bedeutendsten Teil der Einnahmen aus. Er ist in beiden Gemeinden etwa doppelt so hoch wie die Einnahmen aus der Gewerbesteuer. In anderen Gemeinden ist die Einkommensteuer im Vergleich zur Gewerbesteuer noch wichtiger. In der Kreisstadt Erding herrschen andere Verhältnisse, die Gewerbesteuer übersteigt den Einkommensteueranteil. In Oberding ist das Verhältnis noch einmal ganz anders: Was an Gewerbesteuer pro Bürger reinkommt, ist ein Vielfaches dessen, was die Gemeinde aus der Einkommensteuer erhält.

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