Viren:Ebola durch die Luft übertragen

Ebolaviren können auch übertragen werden, ohne das die Betroffenen einander berühren. So haben Schweine im Labor Affen im Nachbarkäfig mit den Erregern infiziert. Wissenschaftler spekulieren nun darüber, ob die Übertragung auf dem Luftweg auch unter Menschen in Afrika eine Rolle spielen könnte.

Christina Berndt

Von Ebola-Viren geht für Menschen eine tödliche Gefahr aus.

Von Ebola-Viren geht für Menschen eine tödliche Gefahr aus.

(Foto: Cynthia Goldsmith/CDC)

Zum Glück für den Menschen sind Viren meist so beschaffen, dass sie entweder hoch ansteckend oder besonders krankmachend sind - nicht beides auf einmal. Wäre ein tödlicher Erreger wie das Ebola-Virus so infektiös wie eine Erkältung, würde es in Windeseile ganze Dörfer ausrotten und sich selbst gleich mit.

Doch was nicht ist, kann noch werden, warnen nun kanadische Forscher. Sie haben festgestellt, dass Ebolaviren zwischen Tieren übertragen werden können, ohne dass diese einander berühren (Scientific Reports, online), was in der Natur bislang nicht beobachtet wurde. Die Forscher hielten mit Ebola infizierte Schweine in Käfigen, die in 15 Zentimeter Abstand von Käfigen gesunder Makaken standen. Nach acht Tagen zeigten einige der Affen Symptome einer Ebola-Infektion und wurden eingeschläfert.

Womöglich könne die Übertragung auf dem Luftweg auch unter Menschen in Afrika eine Rolle spielen, spekulieren die Forscher. Sie betonen allerdings, dass es sich bei dem recht kurzen Übertragungsweg nicht um eine Ansteckung mit feinsten Tröpfchen handeln muss, wie sie beim Niesen entstehen. "Wahrscheinlich sind es größere Tröpfchen", sagt Gary Kobinger von der Canadian Public Health Agency.

Diese Neuigkeit findet Stephan Becker von der Universität Marburg nicht besonders beunruhigend. "Es ist bekannt, dass die Ansteckung über Speichel und Blut erfolgen kann", sagt der Virologe. Becker meint aber ebenso wie Kobinger, dass ein größeres Augenmerk auf Schweine gelegt werden sollte. Die Tiere könnten neben Flughunden als natürliche Wirte des Ebola-Virus fungieren. "Ein Haustier als Ebola-Wirt ist keine gute Perspektive", sagt Becker.

2008 waren erstmals Ebola-Viren in Schweinen auf den Philippinen entdeckt worden. Auch fanden sich bei sechs Arbeitern einer Schweinefarm Antikörper gegen die Viren - ein Zeichen, dass sie mit den Erregern in Berührung gekommen waren. Allerdings handelte es sich um die für Menschen ungefährliche Reston-Variante.

"Womöglich spielen Schweine eine Rolle bei der Entstehung von Ebola-Ausbrüchen", sagt Kobinger. Das wäre nicht nur eine schlechte Nachricht: "Es wäre eine Möglichkeit zur Intervention. Schweine gegen Ebola zu impfen ist in jedem Fall leichter als Menschen."

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