BKA: 100.000 Euro für Hinweise:Mysteriöse Anschlagsserie auf Lkw-Fahrer

Mehr als 700 Mal haben Unbekannte seit 2008 auf Fahrzeuge geschossen. Tatorte waren dabei stets Autobahnen. Das BKA steht vor einem Rätsel - und erhöht jetzt die Belohnung für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen.

Ein oder mehrere unbekannte Täter sorgen seit vier Jahren für Schrecken auf deutschen Autobahnen. Die Polizei steht vor einem Rätsel: Seit 2008 sind mehr als 700 Fahrzeuge von Schüssen getroffen worden, eine Frau wurde 2009 in ihrem Auto am Hals getroffen und schwer verletzt - doch von den Tätern fehlt bis heute jede Spur.

Jetzt will die Polizei den Druck auf den oder die unbekannten Schützen mit einer bundesweiten Öffentlichkeitsfahndung erhöhen. Die ausgelobte Belohnung für Hinweise wurde von 27.000 auf 100.000 Euro aufgestockt, teilte der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, mit.

Den Fahndern zufolge verwendeten die Täter bei den Anschlägen bis zum Frühjahr 2012 Schusswaffen des Kalibers ".22", was einem Geschossdurchmesser von 5,6 Millimetern entspricht. Seit Juni 2012 wird jedoch mit Munition vom Kaliber 9 mm geschossen. Wegen der höheren Durchschlagskraft von Neun-Millimeter-Geschossen sei die Gefahr deutlich gestiegen, heißt es vom Bundeskriminalamt (BKA). In einem Fall habe ein derartiges Geschoss eine Schallschutzwand, das Fenster eines Wohnhauses und eine dünne Wand durchschlagen. Dabei zielt der Täter meist auf Fahrzeuge, die auf Lastwagen transportiert werden, in einigen Fällen aber auch auf Zugmaschinen - ein Motiv ist bisher unklar.

Ist der Täter ein Lkw-Berufsfahrer?

Auch gut vier Jahre nach Beginn der Anschlagsserie ist laut Ziercke weiter ungeklärt, ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt. "Wir vermuten, dass es sich um 'mobile' Täter handelt, die selbst auf Bundesautobahnen unterwegs sind", sagte der BKA-Chef. Es gebe Anhaltspunkte, dass es sich um Lkw-Berufsfahrer handeln könne: In den meisten Fällen seien die Schüsse aus einem Fahrzeug mit Führerhaus abgegeben worden, und zwar von einer "erhöhten Sitzposition". Geschossen wurde demnach meist von der Fahrerseite aus in den Gegenverkehr hinein.

Tatorte der Anschlägen waren vor allem die Autobahnen 3 bis 6, die A61 und die A8. Damit sind Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz betroffen. Aber auch in Belgien, Frankreich und Österreich wurden Lkw mit Einschüssen registiert.

Der Schütze traf aber nicht nur Fahrzeuge. Ende 2009 wurde eine 40-jährige Frau bei Würzburg in ihrem Auto am Hals getroffen und schwer verletzt. Das sei vermutlich nicht beabsichtigt gewesen, erklärten die Ermittler. Trotzdem ermittelt die Koblenzer Staatsanwaltschaft wegen des Anfangsverdachts der versuchten Tötung. "Wir schließen bedingten Tötungsvorsatz nicht aus", sagte der leitende Oberstaatsanwalt Harald Kruse.

Die Ermittlungen sind seitdem intensiviert worden. Ein präparierter Lkw, den Beamte als eine Art Lockvogel über die Autobahnen gefahren hatten, brachte keinen Erfolg. Seit Oktober 2012 ermitteln 90 Beamte von BKA und Polizei gemeinsam in der "Besonderen Aufbauorganisation Transporter". Ein Problem dabei: Weil die Einschusslöcher meist erst beim Abladen der Wagen gefunden wurden, lässt sich kaum ermitteln, wo die Schüsse abgefeuert wurden.

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