FC Bayern ist Herbstmeister:Dortmund kann kommen

Herbstmeister im November: Der FC Bayern erledigt die Pflichtaufgabe beim SC Freiburg mit einem 2:0-Erfolg und stellt einen Rekord auf: Noch nie in der Bundesliga-Geschichte stand schon nach dem 14. Spieltag fest, wer zur Winterpause die Tabelle anführt. Der Verzicht auf Bastian Schweinsteiger zeigt dennoch, welche Bedeutung das Duell mit Dortmund hat.

Andreas Burkert, Freiburg

SC Freiburg - FC Bayern München

Durfte zusehen, um sicher gegen Dortmund spielen zu können: Bastian Schweinsteiger, mit vier gelben Karten belastet.

(Foto: dpa)

Den letzten Angriff vertändelte Franck Ribéry etwas hochnäsig, als er Freiburgs Torwart bloßstellen wollte und grandios scheiterte. Doch kurz darauf grinste der Franzose erleichtert, denn auch die Bewährungsprobe beim SC hat er mit dem FC Bayern souverän bestanden. Die Münchner gewannen bei auch in Unterzahl mutig nach vorn spielenden Badenern 2:0 (1:0). Schon vor dem ersten Advent steht damit fest, dass die Münchner die Winterferien als Tabellenführer verbringen.

Die Rekord-Bayern haben nebenbei die nächste Bestmarke erreicht, denn am 14. Spieltag hat noch kein Team die Herbstmeisterschaft geschafft. Sie messen dem nutzlosen Titel sicher keinerlei Bedeutung bei, sie holten ihn ja auch voriges Jahr und wurden doch nicht Meister. Aber angesichts von jetzt schon elf Punkten Vorsprung auf Dortmund gehen sie entspannt wie selten in das Kräftemessen mit dem Titelverteidiger an diesem Samstag (18.30 Uhr) in München.

"Es war enorm wichtig, hier zu gewinnen. Wir freuen uns sehr, dass wir drei Punkte geholt haben. Über das Wie kann man diskutieren", sagte Thomas Müller. Freiburg sei zunächst sein "Highlight", hatte Bayern-Coach Jupp Heynckes vor der Abreise versichert und ein vorgezogenes Ballyhoo vor dem Knüller gegen den BVB verweigert. Doch welche Bedeutung er dem Duell mit jener Borussia beimisst, die den Bayern nun schon seit zwei Jahren sämtliche nationale Titel vorenthält, belegte er mit einer Personalie: Bastian Schweinsteiger saß nicht mal auf der Bank und erhielt wohl mehr eine taktische Pause: Der Nationalspieler ist mit vier gelben Karten vermerkt, die nächste hätte ihm die Teilnahme am Showdown verwehrt.

Toni Kroos rückte deshalb eine Position nach hinten, davor stand Xherdan Shaqiri nahe seiner Heimat Basel in der Münchner Startelf. Das galt erstmals auch wieder für Mario Gomez, dem Heynckes ja während seiner langen Verletzungspause zugesagt hatte, sich "nicht hinten anstellen" zu müssen. Er hat Wort gehalten, womit Mario Mandzukic, einer der aktuell gefährlichsten Torjäger der Liga, draußen schmollte.

Pomadige Bayern in der zweiten Halbzeit

Die Partie ist auf den ersten Blick ziemlich schnell entschieden gewesen. Nach einem frühen Freiburger Schussversuch durch Julian Schuster, der Torwart Manuel Neuer nur ein Lächeln entlockte, kontrollierten die Bayern den Ball - und gingen in Führung: Ribéry hatte am linken Strafraumeck Oliver Sorg gegen sich und lupfte die Kugel vorbei - der junge Außenverteidiger reagierte nach strenger Auslegung mit dem, was die Branche als unnatürliche Handbewegung bezeichnet. Schiedsrichter Meyer entschied nach kurzem Zögern auf Strafstoß, den Thomas Müller verwandelte (12.); mit jetzt acht Toren und sieben Assists bleibt er der Topscorer der Liga.

Vier Minuten nach dem 0:1 stand dann endgültig das Entsetzen im Gesicht des faszinierenden Entertainers Christian Streich, der tapfer vor seiner Trainerbank im südbadischen Nieselregen ausharrte. Nach einem Freistoß seiner Mannschaft schalteten die Bayern flink um, Shaqiri wurde steil bedient - und den leichten Textilzupfer von Fallou Diagne nahm der Schweizer Wonneproppen dankend an für einen theatralischen Sturz in den Schmutz. Wieder beeindruckte Meyer mit konsequentem Zögern, ehe er dem Senegalesen die rote Karte vor die Nase hielt: ein harter, aber wohl zulässiger Urteilsspruch auf Notbremse vor dem Strafraum (16.).

Auf den zweiten Blick musste allerdings auch Heynckes von seinem Posten aus erkennen, dass seine Mannschaft aus der Überzahl viel zu wenig Nutzen zog. Den Freiburgern wurde sogar gestattet, ab und an in Strafraumnähe zu erscheinen, wo sie - etwa bei einem eher unfreiwilligen Handspiel von Martínez - einige Male zeternd einen Strafstoß zur Güte einforderten. Die Münchner Offensive wiederum kombinierte sich bis zum Wechsel nur einmal kunstvoll in den Brennpunkt. Doch Müllers Hereingabe folgte nur ein müdes Schüsschen von Gomez, den Baumann problemlos parierte (42.). Mehr Gefahr brachte da schon der Kopfstoß Dantes, der Ball krachte gegen die Latte (45.). In die Kabine entließ das aufgebrachte SC-Publikum den nicht allzu sicher wirkenden Spielleiter mit Verwünschungen.

Nach der Pause waren etwas pomadige Bayern auf Sicherheit bedacht, die B-Note interessierte sie diesmal nicht. Das ermunterte den Sportclub sichtbar, er hielt die Partie offen, und als Kruse in den Strafraum eindrang und abzog, musste Neuer schon meisterlich parieren (63.). Heynckes brachte Claudio Pizarro für Gomez und Anatolij Timoschtschuk anstelle Shaqiris. Mit den Wechseln beruhigte sich im Mittelfeld die Partie. Pizarro prüfte Baumann (71.), ehe Timoschtschuk die endgültige Entscheidung glückte: Als der SC auf Abseits spielte, erlief er Philipp Lahms weiten Ball, umkurvte Baumann und schob zum 2:0 ein (79.). Dortmund kann kommen.

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