Abkehr von Öl und Gas:Vorbildliches Dorf

Der Glonner Ortsteil Schlacht ist schon jetzt fast dort, wo der Landkreis 2030 sein will, und erhält dafür den Energiepreis

katharina Blum

- In dem kleinen Glonner Ortsteil Schlacht leben die mutigsten und tapfersten Krieger des Landkreises, zumindest wenn man den Gedanken Franz Alts folgt. Bei der Verleihung des Ebersberger Energiepreises am Dienstagabend im Ebersberger Landratsamt zitierte Landrat Gottlieb Fauth den Buchautoren und Journalisten mit den Worten: "Der härteste und wichtigste Kampf des 21. Jahrhunderts wird ohne Waffen geführt. Die Werkzeuge dieses Kampfes heißen: Energieeffizienz, Energie sparen und erneuerbare Energien." Und Schlacht hat diese Schlacht bereits gewonnen: Für seine effiziente Energiegewinnung und -nutzung wurde das Bioenergiedorf am Dienstagabend mit dem mit 1500 Euro dotierten Energiepreis des Landkreises ausgezeichnet.

Die Bürger aus Schlacht sind schon dort, wo der Landkreis Ebersberg bis 2030 hin möchte: Sie sind fast autark von fossilen Brennstoffen und haben die vom Landkreis für 2030 anvisierte Energiewende weitestgehend realisiert. Nur noch zwei Ölheizungen sind in den 75 Haushalten zu finden, die Wärmeversorgung zu 100 Prozent aus Biomasse ist fast erreicht, die Stromversorgung durch die beiden Blockheizkraftwerke und die Fotovoltaik-Anlagen sogar zu 142 Prozent regenerativ. Mit den Worten "Spitzentechnik und Innovationen auf kleinem Raum im Einklang mit bäuerlicher Grundstruktur" umriss die Glonnerin Renate Glaser die Vorzüge des Projekts.

Um Anreize für die Umsetzung neuer Lösungen für die Nutzung regenerativer Energien zu schaffen, hatte der Landkreis im November 2008 erstmals den Energiepreis ausgeschrieben, der nun zum vierten Mal vergeben wurde. Vier von insgesamt 22 Bewerbern zeichnete Landrat Fauth aus. Eine Jury, darunter Bärbel Pöllmann (Ebersberger Sanierungswegweiser), Susanne Kinze (Mitarbeiterin im Landratsamt in der Liegenschaftsverwaltung), Doris Seibt und Olaf Rautenberg (beide Arbeitskreis Energie und Ressourcen) sowie Kreishandwerksmeister Johann Schwaiger, kürte die Gewinner. Den zweiten mit 1000 Euro dotierten Platz erhielt die Bayerische Blumen-Zentrale in Parsdorf. Der Pflanzengroßhandel hat mit der Umstellung auf erneuerbare Energien - statt einer Ölheizung sorgen jetzt unter anderem Holzpellets und ein Pufferspeicher für Wärme in den Gartenhäusern - gezeigt, dass auch im unternehmerischen Bereich ein Beitrag zur Vision 2030 geleistet werden kann. Dritter wurde die Stadt Grafing. Sie hat mit dem Bau des Kindergartens St. Elisabeth als Passivhaus bewiesen, dass Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit möglich sind und bekam dafür ein Preisgeld von 500 Euro. Der Ehrenpreis ging ebenfalls nach Glonn, an die Initiative "4 für Glonn". Wer in der kleinen Gemeinde im Süden des Landkreises bei der Energiewende mitmacht, erhält eine Plakette, mit der die große Vision - bis 2020 frei von fossilen Energieträgern zu sein - sichtbar gemacht wird. "Glonn ist auf dem Weg in ein neues Energiezeitalter", sagte Hans Gröbmayr, Vorsitzender des Aktionskreises und gleichzeitig Klimaschutzbeauftragter des Landkreises.

"Alle Bewerbungen haben gezeigt, dass sich im Landkreis viel bewegt", sagte Fauth. Davon, dass mit Kirchseeon bereits eine Gemeinde erklärt hatte, nicht bis 2030 vom Erdgas loszukommen, war nichts zu hören. Viel lieber nannte man die positiven Entwicklungen. 22 Gewerbebetriebe, Kommunen und Privatpersonen hatten sich beworben. Eine Pinnwand im fast voll besetzten Sitzungssaal des Landratsamtes dokumentierte die Ideen von Altbausanierung über Nahwärmenetze bis zu einem Passivhauskonzept für eine Reihenhaussiedlung. "Alles tolle Projekte, die uns der Energiewende 2030 näher bringen", sagte Augustinus Meusel bei deren Vorstellung. Nur bei der Bewerbung von Spediteur Georg Reischl, der auf einen Langlastwagen statt auf mehrere Fahrten setzt, formulierte der Wirtschaftsförderer vorsichtiger: Verkehrspolitisch seien diese nicht unumstritten.

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