Umsatzeinbruch im Einzelhandel:Das Portemonnaie sitzt nicht mehr locker

Einzelhandelsumsatz

Die deutschen Einzelhändler haben im Oktober den stärksten Umsatzeinbruch seit fast vier Jahren erlitten.

(Foto: dpa)

Viele Angestellte haben in diesem Jahr Gehaltserhöhungen bekommen, die Arbeitslosigkeit ist niedrig und die Stimmung der Verbraucher großartig. Trotzdem ist das Geschäft des Einzelhandels im Oktober so stark eingebrochen wie seit Jahren nicht mehr. Ökonomen sind unangenehm überrascht.

Es sind Zahlen, mit denen keiner gerechnet hatte: Die deutschen Einzelhändler haben im Oktober den stärksten Umsatzeinbruch seit fast vier Jahren erlitten. Sie nahmen 2,5 Prozent weniger ein als im Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt mit. Preisbereinigt fiel das Minus mit 2,8 Prozent noch größer aus.

Ökonomen hatten lediglich einen inflationsbereinigten Rückgang um 0,2 Prozent prognostiziert. "Die Daten waren schlecht. Sie sind allerdings sehr volatil und werden häufig nachträglich korrigiert", sagte Ralph Solveen von der Commerzbank in einer ersten Reaktion. Der Umsatzeinbruch im Einzelhandel würde dafür sprechen, dass die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal schrumpfen wird. Einen regelrechten Konsumeinbruch erwarte die Commerzbank aber nicht. "Dagegen sprechen vor allem die niedrige Arbeitslosigkeit und steigende Löhne", so Solveen.

Dieser Auffassung schließt sich Christian Schulz, Berenberg Bank, an: "Die Hoffnung ist, dass das Weihnachtsgeschäft umso besser wird. Die Arbeitslosigkeit bleibt niedrig, die Inflation ebenso, die Realeinkommen steigen. Das alles spricht für einen steigenden Konsum."

Der Handelsverband HDE erwartet denn auch im Gesamtjahr noch ein Plus von rund 1,5 Prozent. Er sagt für das Weihnachtsgeschäft - für das die beiden Monate November und Dezember zusammengefasst werden - einen Rekordumsatz von 80,4 Milliarden Euro voraus.

Denn eigentlich passt ja noch alles in der deutschen Wirtschaft: Nach einer Verbraucherumfrage der GfK-Konsumforscher ist die Kauflaune der Deutschen derzeit gut. Die Arbeitslosigkeit ist niedrig und das Lohnniveau in vielen Branchen gestiegen. Dumm nur, dass es die Konsumenten offenbar anders sehen.

Verhaltener Auftakt für US-Weihnachtsgeschäft

Auch in den USA musste der Einzelhandel einen Rückgang hinnehmen. Dort gilt der "Black Friday" als wichtiger Indikator für die Konjunktur. Es handelt sich dabei um den Tag nach dem nationalen Feiertag Thanksgiving Ende November, an dem der Startschuss fürs Weihnachtsgeschäft fällt. Läden locken meist schon in den Nachtstunden mit Angeboten.

Dieses Jahr fiel dieser Auftakt für das Weihnachtsgeschäft im US-Einzelhandel jedoch vergleichsweise mau aus. Wie der Geschäftsverband ShopperTrak mitteilte, waren am sogenannten "Schwarzen Freitag" zwar weit mehr Menschen in den Geschäften unterwegs als 2011. Doch diesmal gaben die Amerikaner nach Informationen des Verbands mit 11,2 Milliarden Dollar rund 1,8 Prozent weniger Geld aus. Dagegen boomte das Online-Geschäft: Erstmals toppten die Umsätze im Netz die Marke von einer Milliarde Dollar, teilte das Forschungsinstitut comScore data mit. Die Amerikaner gaben 26 Prozent mehr für Online-Einkäufe aus als im Vorjahr.

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