Verdacht auf Geldwäsche bei der Deutschen Bank:Zu spät im Bußgewand

"Kein Geschäft ist es wert, den guten Ruf der Bank aufs Spiel zu setzen" - das hat Josef Ackermann, Ex-Chef der Deutschen Bank, einmal gesagt. Offenbar zu spät: Gegen das größte deutsche Geldinstitut laufen zahlreiche Prozesse, derzeit wird wegen des Verdachts auf Umsatzsteuerbetrug ermittelt. Die Grünen fordern nun Konsequenzen für die ganze Branche.

Von Andrea Rexer, Frankfurt

Besenrein wollte Josef Ackermann seinen Nachfolgern die Deutsche Bank hinterlassen. Doch danach sieht es derzeit wahrlich nicht aus: Alle paar Wochen kommen neue Verfehlungen der Deutschen Bank ans Licht. Der aktuelle Haftbefehl gegen fünf Mitarbeiter wegen des Verdachts auf Geldwäsche und Steuerhinterziehung ist dabei nur die Spitze des Eisbergs: Im aktuellen Konzernzwischenbericht füllen die Rechtsstreitigkeiten der Deutschen Bank satte fünf Seiten. Und dabei geht die Bank keineswegs ins Detail. Sie führt nur kurz und knapp auf, mit welchen Anschuldigungen sich das größte deutsche Geldhaus derzeit herumschlagen muss - übersichtlich gegliedert in mehrere Unterpunkte.

Dass ein globaler Konzern hier und da juristisch angegriffen wird, ist nichts Ungewöhnliches. Aber ungewöhnlich ist das Ausmaß schon, das die Angriffe mittlerweile angenommen haben: 2,5 Milliarden Euro stehen allein wegen diverser Rechtsstreitigkeiten auf dem Spiel. Und selbst bei dieser hohen Zahl sind nur die Verfahren eingerechnet, "bei denen eine Schätzung möglich ist", heißt es im Quartalsbericht. Der Milliardenbetrag macht Bankexperten und Analysten nervös - auch wenn diese Schätzung ein worst case scenario ist, wie es aus der Bank heißt. Denn neben dem Verlustrisiko beschädigen die vielen Verfahren den Ruf der Bank. "Kein Geschäft ist es wert, den guten Ruf der Bank aufs Spiel zu setzen" - mit diesem Satz hatte Ackermann in den letzten Monaten seiner Amtszeit versucht, Boden gutzumachen. Doch die Ansage kam offensichtlich zu spät.

Jetzt ist es offensichtlich allerhöchste Zeit, das Haus aufzuräumen. Keine leichte Aufgabe, wie der seit mehr als zehn Jahren andauernde Konflikt zwischen der Bank und dem mittlerweile verstorbenen Medienunternehmer Leo Kirch zeigt. Vieles deutet darauf hin, dass das Münchner Landgericht die Bank demnächst zur Verantwortung ziehen könnte. Kirch macht die Äußerungen des früheren Deutsche-Bank-Chefs Rolf Breuer dafür verantwortlich, dass sein Unternehmen pleiteging und fordert Schadensersatz.

Während Kirch noch ein Einzelfall war, häufen sich Anschuldigungen, die auf das Geschäftsgebaren der Bank in den wilden Jahren vor der Finanzkrise zurückgehen. Der Bank wird vorgeworfen, Kunden bei Wertpapiergeschäften über den Tisch gezogen oder Behörden falsch informiert zu haben. Ein Großteil dieser Klagen kommt aus den USA. Dort hat die Bank auch noch mit anderen Verfahren zu tun: So wird untersucht, ob sie mit Ländern zusammengearbeitet hat, die einem Embargo unterlagen. Da verstehen die USA keinen Spaß - andere Großbanken mussten für Iran-Geschäfte bereits hohe Summen zahlen.

Ähnlich spektakulär ist der Verdacht, dass die Bank an der Manipulation des Interbankenzinssatzes Libor beteiligt gewesen sein könnte. Hier wie auch in den anderen Fällen weist das Institut die Vorwürfe zurück ohne Einzelheiten zu kommentieren, sagt aber, dass sie mit den Behörden zusammenarbeite. Ein klares Dementi gab es jedoch Ende vergangener Woche, als Ex-Mitarbeiter die Bank beschuldigt hatten, in der Finanzkrise Verluste verschleiert zu haben.

Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, fordert Konsequenzen für die ganze Branche: "Es gibt inzwischen keine Großbank mehr, die nicht massive Probleme mit der Justiz hat. Das zeigt, dass wir neben der Regulierung vor allem auch eine Stärkung der Justiz in diesem Bereich brauchen. Offenbar hatten viele in den Banken den Eindruck, dass sie sich alles erlauben können."

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