Prominenter Ebersberger:Im Herzen immer ein Sportler

Lesezeit: 3 min

Ex-Skispringer Dieter Thoma kommentiert wieder die Vierschanzentournee

Benjamin Emonts

Er ist Olympiasieger, zweifacher Weltmeister, Weltcupsieger, zehnfacher Deutscher Meister und weiß, wo es sich gut leben lässt: Der ehemalige Skispringer Dieter Thoma (Foto: ddp) lebt seit vier Jahren in Ebersberg und blickt bescheiden auf eine Karriere zurück, von der die meisten Sportler nur träumen können. Am heutigen Samstag taucht er wieder ein in die Welt seines Sports - als TV-Experte bei der lang ersehnten Vier-Schanzen-Tournee.

Auch nach seinem Rücktritt vor zwölf Jahren ist der gebürtige Hinterzartener Dieter Thoma seinem Sport treu geblieben. Auch wenn er heute nicht mehr waghalsig die Schanzen hinunterspringt, so ist er als Moderator für die ARD und Initiator einer eigenen Sprung-Ski-Marke immer noch live dabei auf den Wettkämpfen. "Ein toller Job, in dem man immer etwas dazu lernt", sagt Thoma. Das Skispringen habe sich seit seinem Rücktritt stark verändert. Ob Material, Technik oder Präparierung der Schanzen: Alles sei professioneller geworden. Durch seine Arbeit als Moderator habe er nun auch die Seite der Medien kennengelernt. "Zwischen Sport und Journalismus nehme ich eine Zwischenstellung ein. Im Herzen bin ich aber immer noch Sportler", sagt Thoma. "Am Anfang hat es noch in den Beinen gekribbelt, doch irgendwann sieht man ein, dass es keinen Sinn mehr macht."

Voller Vorfreude hat Thoma auf den heutigen Tag gewartet. Denn jetzt beginnt sie endlich, die prestigeträchtige Vier-Schanzen-Tournee, "das Wimbledon der Skispringer", wie er sie nennt. Und der Olympiasieger ist voller Zuversicht, denn nachdem die deutschen Skispringer in den vergangenen Jahren meist leer ausgingen, sieht er bei dieser Tournee gute Erfolgschancen für seine Landsleute. Er selbst weiß, wie es geht: 1990 hat er die Tournee gewonnen - und blickt mit großem Stolz zurück. "Der schönste Erfolg meiner Karriere, rein sportlich höher zu bewerten als der Olympiasieg." Und wer weiß, vielleicht steht in diesem Jahr mal wieder ein Deutscher ganz oben auf dem Treppchen. "Das Potenzial ist jedenfalls da", sagt er. Im Weltcup haben die Deutschen bereits einige Erfolge gefeiert. "Da ist es berechtigt, sich Hoffnungen zu machen", sagt Thoma. So oder so, er werde kräftig die Daumen drücken. Auch wenn er nebenbei das Mikro in der Hand hält und vor der Kamera steht.

Wer denkt, Thoma habe sich nach seinem Karriereende auf die faule Haut gelegt, der irrt. Trotz acht Knie- und zwei Oberschenkeloperationen ist Thoma immer noch fit. Er fährt gerne in die Berge und läuft "routiniert" Ski, radelt auf dem Mountainbike durch die Wälder oder geht bereits bei Sonnenaufgang auf den Golfplatz des Guts Thailing. "Man findet zu sich", sagt Thoma, das Golffieber habe ihn schon lange gepackt. Deshalb spielt Thoma (Handicap 10) gemeinsam mit seinem Freund Harry Bodmer (vielfacher Weltmeister im Kunstradfahren) regelmäßig Benefizturniere mit prominenten Teilnehmern. "Ich hätte nie gedacht, dass man durch Golfturniere so viel Geld einsammeln kann, um Gutes zu tun", sagt Thoma begeistert. Seine vor zehn Jahren ins Leben gerufene Stiftung "Spielend Helfen" hat bereits über 400 000 Euro eingespielt. Das Geld komme zu 100 Prozent nachweislich kranken und bedürftigen Kindern in der Kindernachsorgeklinik Katharinenhöhe zu Gute, erzählt er.

Kinder liegen Dieter Thoma am Herzen. Er selbst lebt mit seiner Lebensgefährtin und einer gemeinsamen Tochter seit vier Jahren in Ebersberg. Seine zwei Kinder aus erster Ehe wohnen in Kirchheim und kommen regelmäßig zu Besuch. Dass er ausgerechnet in Ebersberg gelandet ist, bezeichnet er als Zufall. Gemeinsam mit seiner Familie hatte er nach einem schönen Fleckchen gesucht, das sich zum Entspannen und Arbeiten eignet. Schließlich kam er nach Ebersberg, wo er sein erstes Golferlebnis hatte und sich auf Anhieb wohlfühlte. Nachdem sie anfangs noch ab und an im Hölzerbräu übernachteten, mietete Thoma vor vier Jahren ein Haus in Ebersberg. Dort geht er gerne zum Italiener "Enzo", mit seinen Kindern ins Kino oder nutzt die günstige Lage der Kreisstadt, um in Windeseile in München, Österreich oder am Flughafen zu sein. "Ich mag einfach die Normalität", sagt Olympiasieger Dieter Thoma.

© SZ vom 29.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: