Immobilienmakler Ken Deleon über das Silicon Valley:"Wenn wir hier scheitern, dann wird uns China schlagen"

Immobilienmakler Ken Deleon über das Silicon Valley: Immobilienmakler Ken Deleon: "Ich wollte unbedingt mein eigener Herr sein"

Immobilienmakler Ken Deleon: "Ich wollte unbedingt mein eigener Herr sein"

(Foto: OH)

Ken Deleon ist Amerikas erfolgreichster Immobilienmakler. Sein Geld macht er mit dem Verkauf von Häusern an Mitarbeiter der großen Technologieunternehmen. Er ist überzeugt: Das Silicon Valley ist Amerikas letzte Hoffnung. Sechster Teil der Serie über Kaliforniens Hightech-Standort.

Protokoll: Matthias Kolb, Palo Alto

Wenn es um das Silicon Valley geht, dann ist die Rede von Innovationen, technischem Fortschritt und den immergleichen Unternehmen: Apple, Google und Facebook. Doch die Besonderheit des 77 Kilometer langen Streifen, der im Norden Kaliforniens von San Francisco durch das Santa-Clara-Tal runter nach San José führt, machen erst die zahlreichen Start-ups und deren Gründerinnen und Gründer aus.

In einer kleinen Artikelserie lassen wir acht Persönlichkeiten aus der Hightech-Region zu Wort kommen - Unternehmer und TV-Sternchen, Amerikas erfolgreichsten Immobilienmakler und einen Deutschen, der an einem "Start-up-Kompass" tüftelt, der Gründern vorhersagt, ob ihre Projekte durchstarten oder scheitern werden. Bereits zu Wort kamen: David Sacks, Chef des sozialen Netzwerks Yammer, Cameron Teitelman, Leiter des StartX-Gründerzentrums der Uni Stanford, Soujanha Bhumkar, Gründer des Start-ups Cooliris und Björn Lasse Herrmann Gründer des Start-up-Kompasses und Amy Andersen Chefin der Dating-Agentur Linxdating. Heute stellen wir Ken Deleon, 40, Amerikas erfolgreichsten Immobilienmakler vor.

Leute, die das erste Mal ins Silicon Valley kommen, begrüße ich gern mit "Willkommen im Zentrum des neuen Amerika". Ich kann die Entwicklung an meinem Gewerbe ablesen: 2011 habe ich Häuser für 275 Millionen Euro verkauft und war laut Wall Street Journal der erfolgreichste aller 1,2 Millionen Immobilienhändler in Amerika.

Zurzeit ist das Silicon Valley der stärkste Markt, den anderen Hotspots wie Manhattan geht es nicht so gut, weil die Finanzbranche schwächelt. Ich empfinde es als Ehre, im Silicon Valley arbeiten zu dürfen. Hier ist jeder brilliant, zumindest diejenigen, die sich ein Haus leisten können.

90 Prozent meiner Klienten sind in der Techbranche tätig, also bei LinkedIn, Yelp oder Google. Mehr als die Hälfte meiner Kunden hat einen Abschluss aus Stanford, Harvard oder vom Massachusetts Institute of Technology und für sie ist Zeit wichtiger als Geld: Sie wissen oft innerhalb von 30 Sekunden, ob ihnen ein Objekt gefällt, das ich ihnen präsentiere.

Facebooks Börsengang treibt Preise

2012 war auch ein sehr gutes Jahr für mich, schon die Ankündigung des Börsengangs von Facebook hat die Immobilienpreise in die Höhe getrieben. Es waren nicht nur die jungen Neumillionäre, die kaufen wollten - viele Entwickler und Programmierer aus anderen Firmen oder Professoren der Uni Stanford haben zügig Kaufverträge unterzeichnet, um der Facebook-Konkurrenz voraus zu sein.

Natürlich ist sehr viel Geld im Umlauf, aber ich rechne nicht mit einer Blase. Die Leute, die mir gerade ein Haus für zwei Millionen abgekauft haben, werden in zwei, drei Jahren eine Villa in den umliegenden Hügeln für sieben Millionen erwerben. Ich bin in Florida aufgewachsen und zum Jurastudium nach Kalifornien gekommen - ich habe in Berkeley studiert. Ich habe erst bei einer Immobilienfirma gearbeitet und mich dann selbstständig gemacht: Ich wollte unbedingt mein eigener Herr sein.

Ich finde es ungemein anregend, dass die Leute hier die Brillianz der Anderen schätzen und dass keine Eifersucht existiert. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Einer meiner Facebook-Kunden ist von einer 75 Quadratmeter-Wohnung in Palo Alto in ein zwölf Mal größeres Haus gezogen. Als die Umzugshelfer vor dem neuen Haus anhielten, fragten sie: Hast du im Lotto gewonnen? Und das hat er ja auch, denn das Risiko, bei einer damals kleinen Firma anzuheuern, hat sich ausgezahlt. Nochmals: Eine solche Story führt hier nicht zu Neid, sondern sie motiviert.

Wissen sollte für alle zugänglich sein

Als junger Mann hätte mich beinahe ein betrunkener Autofahrer getötet und vor wenigen Jahren musste ich gegen den Krebs kämpfen. Über diese Erfahrungen und meine berufliche Karriere schreibe ich in meiner Autobiographie "Why do bad things happen to sexy people?" ("Warum passieren sexy Menschen schreckliche Dinge?"), die bald erscheint. Ich möchte andere Menschen inspirieren und verlange deswegen auch für Auftritte als Redner kein Honorar, weil ich finde, dass Wissen für alle zugänglich sein sollte.

Wie viele in der Gegend habe ich die Reality-Show "Start-ups: Silicon Valley" genau verfolgt: Ich hätte darin teilnehmen können, von 5000 Kandidaten war ich einer der letzten zehn. Ich habe mich aber zurückgezogen, weil es mit den Immobilien so gut läuft und letztlich weißt du nie, wie sie dich darstellen.

Gewiss: Die Leute von Bravo TV haben den Party-Aspekt etwas zu sehr betont, aber ich hoffe trotzdem, dass die Sendung Leute in meiner Heimat Florida oder im Mittleren Westen inspiriert. Denn es geht hier um mehr: Silicon Valley ist Amerikas letzte Hoffnung, die Nummer Eins in der Welt zu bleiben. Wenn wir hier scheitern, dann wird uns China schlagen. Wenn wir aber den Spirit des Silicon Valley - also den Ehrgeiz, etwas Großes zu schaffen, die Bedeutung von Bildung und die Bereitschaft, Risiken einzugehen - in den Rest der USA exportieren können, dann wird Amerika das großartigste Land der Welt bleiben.

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