Kolumbien: Pablo Escobar:Hausbesuch beim Drogenbaron

Ein Ort des Luxus und des Grauens: Die Hacienda des kolumbianischen Drogenbosses Pablo Escobar wird als Touristenattraktion inszeniert.

Es war ein Ort von unermesslichem Luxus und unvorstellbareren Grausamkeiten: Auf seinem Gut Nápoles führte der kolumbianische Drogenboss Pablo Escobar mit seinen Freunden ein dekadentes Leben, während in Ungnade Gefallene brutal ermordet wurden.

15 Jahre nach Escobars gewaltsamem Tod hat der Rost seine Sammlung teuerster Autos zerfressen, die Villa liegt in Trümmern. Auch das kleine Flugzeug am Eingang, mit dem der Drogenbaron angeblich seine erste Ladung Kokain in die USA geschafft hatte, ist verschwunden.

Dennoch kommen jährlich 50.000 Touristen auf die Hacienda, um sich anzusehen, wie der größte Drogenhändler und einer der reichsten Männer der Welt lebte.

Früher wagte kein Bauer aus der Umgebung, das 1800 Hektar große Gelände zu betreten. Nur todesmutige Abenteurer schlichen sich nachts auf das Anwesen, um dort angeblich verscharrte Schätze - Dollars und Juwelen - zu heben.

Nachdem Escobar im Dezember 1993 von der Polizei erschossen wurde, fiel die Hacienda Nápoles in die Hände des Staates. Die meisten exotischen Tiere, die Escobar für seinen privaten Zoo aus Afrika hatte einfliegen lassen, verhungerten. Die Schwimmbäder, die Stierkampfarena und die zwölf Seen verkamen.

"Der Unterhalt der Hacienda war sehr teuer für den kolumbianischen Staat", sagt Omar Figueroa von der Behörde für Drogenbekämpfung. Deshalb sei das Gelände der Gemeinde Puerto Triunfo übergeben worden, zu der das Anwesen gehört.

Ein Teil dient heute als Gefängnis, den anderen Teil der Residenz des einstigen Chefs des Medellín-Kartells verwandelte die Gemeinde in einen Themenpark.

Die 50.000 Besucher sind der Gemeinde noch nicht genug, in einigen Jahren sollen es eine halbe Million jährlich sein, bis 2011 soll ein Fünf-Sterne-Hotel entstehen. "Wir wollen, dass viele ausländische Touristen mit dem Flugzeug kommen und auf der 1280 Meter langen Rollbahn landen, die Escobar für den Export von Kokain nutzte", sagt Oberán Martínez, der das Gelände verwaltet.

Auf der Hacienda Nápoles erwartet die Besucher, die schon jetzt zu einem Drittel aus dem Ausland kommen, ein Rundgang zum Leben des Drogenbosses. "Dabei wollen wir weder Escobar Ehre erweisen noch seine Verbrechen rechtfertigen. Die wichtigste Botschaft ist vielmehr zu zeigen, welchen Schaden er dem Land und der Welt zugefügt hat", betont Martínez.

Zwiespältige Gefühle für Escobar

Der Rundgang zu Fuß oder zu Pferd führt an einem See mit 18 Nilpferden vorbei. Zwei der von Escobar eingeführten Tiere überlebten und vermehrten sich in ihrer neuen Heimat. In den Ruinen der Villa hängen Fotos von Escobar - und den Anschlägen und Morden, die er einst in Auftrag gab.

"Einerseits empfinde ich Bewunderung für Pablo als jemanden, der viel erreicht hat, andererseits auch großen Schmerz, denn bei allem, was er aufbaute, klebte Blut an seinen Händen", sagt die Besucherin Mónica Velandia. Auch Juliana Rodríguez irritiert der Kontrast: "Einerseits sind da die sehr reizvolle Natur und die Tiere, aber diese Schönheit wird getrübt, wenn man weiß, dass hier gemordet wurde."

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