Einzelkritik FC Bayern:Glänzend gelaunte Grinsekatzen

Dante spielt nach seiner Berufung in die brasilianische Nationalelf lockenprächtig und leichtfüßig. Thomas Müller gibt den stoischen Oberbayern, Bastian Schweinsteiger den Staatsmann - und Mario Mandzukic zeigt, wie viel ein Angreifer aus wenig machen kann. Der FC Bayern beim 2:0 in Stuttgart in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp, Stuttgart

Einzelkritik FC Bayern

Manuel Neuer

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(Foto: dpa)

Dante spielt nach seiner Berufung in die brasilianische Nationalelf lockenprächtig und leichtfüßig. Thomas Müller gibt den stoischen Oberbayern, Bastian Schweinsteiger den Staatsmann - und Mario Mandzukic zeigt, wie viel ein Angreifer aus wenig machen kann. Der FC Bayern beim 2:0 in Stuttgart in der Einzelkritik. Von Jonas Beckenkamp, Stuttgart Manuel Neuer: Trotzte der schwäbischen Saukälte beim Aufwärmen mit erwärmender Torwartgymnastik und sah dabei aus wie ein hechelnder Jogger auf dem Trimm-Dich-Pfad. Schlenderte dann zumeist gelassen durch seinen Strafraum, weil er sich ja auch irgendwie bewegen musste. Klaubte bei Harniks Pfostenkopfball reaktionsschnell den Ball vom Boden, sonst hätte der VfB durchaus früh führen können. Hatte in der Folge nur noch eine Schwierigkeit: Die nicht ganz so netten Fangesänge aus der Stuttgarter Kurve.

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Philipp Lahm

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Philipp Lahm: Emsig, eifrig, wendig- wie man ihn halt so kennt, den kleinen Kapitän. Verwirrte die linke Stuttgarter Abwehrseite mit einigen Slalomsprints nach vorne, was jedoch auf Kosten seiner eigenen Defensivstabilität ging. In der Bewegung nach hinten dadurch nachlässig, was angesichts der Stuttgarter Fahrigkeit aber nicht zu entscheidenden Nachteilen führte. Hat sicherlich schon anstrengendere Spiele erlebt als das gemütliche Wintergeplänkel an diesem Abend.

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Dante

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(Foto: dpa)

Dante: Gab unter der Woche eine glänzend gelaunte Grinsekatze ab, weil er erstmals in Brasiliens Nationalteam berufen wurde. Bekam die frohe Botschaft aber erst nach 45 verpassten Anrufen mit. Agierte im Spiel dann wesentlich aufmerksamer, zum Beispiel bei einer Kopfballchance nach elf Minuten. Fiel ansonsten vor allem mit seinen quietschgelben Tretern auf - ob er damit schon in Richtung Selecao vorfühlen wollte? Insgesamt einfach lässiger, leichtfüßiger und lockenprächtiger als sein Nebenmann Van Buyten.

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Daniel Van Buyten

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(Foto: dpa)

Daniel Van Buyten: Darf sich nach Boatengs internationaler Sperre weiter für den Ernstfall gegen Arsenal warmspielen - und geriet dementsprechend rasch auf Betriebstemperatur. Versuchte überraschend oft den gepflegten Flachpass, was nicht immer gelang. Wenn das Spiel nur aus Kopfbällen bestünde, wäre er dagegen unschlagbar. Auf dem Boden mitunter etwas steif. Am Ende dürfte ihm vor lauter Unterbeschäftigung sogar wieder etwas kalt geworden sein.

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David Alaba

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David Alaba: Vermutlich der einzige Österreicher, der an diesem Wochenende nicht in Kitzbühel weilte. Hatte Besseres zu tun: Beackerte mit Spezl Ribéry die linke Seite und deutete mit einigen Läufen nach vorne an, warum diese Kombination so gut funktioniert. Wie es sich für einen richtigen Wiener gehört, war er auch sonst "urlässig" - einmal sogar so sehr, dass in seinem Rücken Harnik fast die Stuttgarter Führung köpfelte. Hätte im Nachhinein vielleicht tatsächlich nach Kitzbühel fahren können, richtig gefordert wurde er nämlich selten.

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Bastian Schweinsteiger

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(Foto: AFP)

Bastian Schweinsteiger: Warnte vor der Partie ganz staatsmännisch vor "ein paar unangenehmen Spielern" in den Reihen des VfB.  Wen er da wohl gemeint haben könnte? Auf dem Platz als Verteiler und Organisator tätig, was in der zerfahrenen Partie oft nur mäßig gelang. Dürfte sich im Laufe der Partie selbst gefragt haben, welcher Stuttgarter ihm da so viel Kopfzerbrechen bereitet hatte. Hatte im Mittelfeld viel Zeit für Gedankenspiele und verwaltete das Bayern-Spiel ohne größere Anstrengung.

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Javi Martinez

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Javi Martinez: Als Spanier fremdelte er im "Ländle" ein wenig - was sich vor allem in mangelnder Präzision niederschlug. Mal plumpste ihm der Ball vom Fuß, mal passte er zu weit und mal stand er in der Defensive an der falschen Stelle. Ist in dieser Form nicht unbedingt 40 Millionen wert, aber wer ist das schon? Immerhin blieben ihm weitere Komplikationen erspart und so konnte er Stuttgart ohne große Bindung zum Spiel wieder verlassen.

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Toni Kroos

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(Foto: AFP)

Toni Kroos: Als Zehner zunächst umsichtiger Regent in der Mitte und immer wieder mit hübschem Passwerk auffällig - kein Wunder, denn er hatte unlängst in einem Interview angekündigt, sich durchaus in Richtung "Weltstar" entwickeln zu wollen. Hätte sein ausgeprägtes Selbstbewusstsein dann aber ruhig noch mit ein wenig mehr Sternchenaktionen untermauern können. Mutierte später zum händerudernden Rumpelstilzchen, als ihm bei einem Sprint in den Sechzehner ein klarer Elfmeter verweigert wurde.

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Thomas Müller

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(Foto: REUTERS)

Thomas Müller: Hätte eigentlich auch mit Strumpfhose antreten müssen, schließlich bieten seine langen Beine reichlich Fläche zum Bedecken. Verzichtete aber als stoischer Oberbayer auf jegliche Winter-Klamotte - vielleicht auch, weil ihm bei seinen weiten Wegen ohnehin warm wurde. Ruderte viel mit den Armen, wollte die Bälle haben, bekam aber wenig Verwertbares vor die edlen Füße. Das änderte sich nach 72. Minuten, als er einen kuriosen Kullerpass von Mandzukic zum 0:2 über die Linie drückte.

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Franck Ribéry

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(Foto: dpa)

Franck Ribéry: Bildete mit seinem Partner Alaba auf links ein aktives Gespann, schließlich gehört ihr französisch-alpenländisches Freundschaftsverhältnis längst zur Folklore des FC Bayern. Nach hinten mit etwas zu viel "laissez faire", was Okazaki eine feine Schusschance ermöglichte. Aber der Monsieur ist eben kein knorriger Arbeiter, sondern ein Mann für den schnellen Geistesblitz. Sein einziges Problem an diesem Tag: ein junger Stuttgarter namens Antonio Rüdiger, der ihm gehörig auf die Nerven ging. Der hatte etwas gegen Geistesblitze.

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Mario Mandzukic

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(Foto: AFP)

Mario Mandzukic: Liegt derzeit im teaminternen Ranking mindestens zwei Armlängen vor Ersatzmann Mario Gomez und rechtfertigte Heynckes' Vertrauen zuletzt mit Toren. Durfte deshalb auch dieses Mal wieder den Strumpfhosen-Stürmer geben: Sein Gebein zierte ein rotes Stoffgewebe. Richtig durchgeschwitzt dürfte das aber erst einmal nicht gewesen sein, denn der Kroate tat: wenig - bis zur 50. Minute, als er einen fürchterlichen Fehlpass von Molinaro dankend annahm und zum 0:1 einschob. Bewies dann, dass er aus wenig sehr viel machen kann und legte Müller geschickt den zweiten Treffer auf.

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Einwechselspieler

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(Foto: dpa)

Xherdan Shaqiri: Kam drei Minuten vor Ende ins Spiel und durfte sich freuen, dass die vielen Pfiffe nicht ihm galten: Neben ihm kam nämlich gerade der frühere Stuttgarter Mario Gomez auf den Platz. Mario Gomez: Musste sich schon beim Aufwärmen einiges von den VfB-Fans anhören. Als er dann kurz vor Schluss doch noch mitspielen durfte, war für Großtaten keine Zeit mehr - dabei hatte er bis zu diesem Spiel neun Treffer in den vergangenen sechs Partien gegen seinen alten Klub erzielt.

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