Landratswahl:Triumph für Robert Niedergesäß

CSU-Delegierte entscheiden sich mit großer Mehrheit für den Vaterstettener Bürgermeister als Kandidaten für die Landratswahl. Konkurrent Florian Brilmayer zeigt sich als fairer Verlierer

Barbara Mooser

Vielleicht war es wirklich das Glücksschweinchen seiner kleinen Tochter Amelie, das den Ausschlag gegeben hat. Vielleicht war es auch seine mitreißende Rede, die immer wieder von Zwischenapplaus unterbrochen wurde: Der Vaterstettener Bürgermeister Robert Niedergesäß hat sich im parteiinternen Wettstreit um die Landratskandidatur jedenfalls klar gegen seinen Mitbewerber, den Ebersberger Stadt- und Kreisrat Florian Brilmayer, durchgesetzt. 133 der Delegierten aus den Ortsvereinen, die sich im Dorfgemeinschaftshaus in Lorenzenberg versammelt hatten, votierten für Niedergesäß. Nur 61 wären lieber mit Brilmayer in den Landratswahlkampf gezogen. Brilmayer zeigte sich als souveräner Verlierer und sicherte seinem ehemaligen Konkurrenten seine volle Unterstützung zu: "Ab jetzt geht's darum, dass wir Robert zum Landrat machen - da helfen wir alle wieder zusammen", rief Brilmayer den Delegierten im Saal zu und erntete dafür tosenden Applaus.

Zum ersten Mal in den 66 Jahren CSU-Geschichte der Nachkriegszeit hatten die Vertreter der Ortsvereine bei der Kür des Landratskandidaten eine echte Wahl, darauf wies Kreisvorsitzende Angelika Niebler nicht ohne Stolz hin: Es sei ein historischer Tag, sagte sie und lobte später auch die Präsentationen der beiden Kandidaten als "Sternstunde für den Kreisverband". Auch die Delegierten äußerten sich positiv über das Verfahren: Vorgaben aus den Ortsverbänden habe es dabei nicht gegeben, unterstrichen etliche. Die Organisatoren der Versammlung achteten streng darauf, dass es bei der Nominierung gerecht zuging: Bei der Begrüßung erwähnte Angelika Niebler die Kandidaten in alphabetischer Reihenfolge, später ließ Wahlleiter Lothar Brandmair die Münze entscheiden, wer von den beiden zuerst ans Rednerpult treten durfte. "Kopf" stand für Florian Brilmayer, der somit vor Niedergesäß den Delegierten erklären durfte, was er für ein Mensch ist, welche politischen und beruflichen Erfolge bereits hinter ihm liegen und welche Visionen er als Landrat verfolgen würde.

Mit einem leidenschaftlichen Bekenntnis zu den christlichen Grundwerten begann Brilmayer seine Rede, bevor er sich für soziale Gerechtigkeit, "aber nicht Gleichmacherei", stark machte und die Werte der Familie beschwor. "Ich bin ein einfacher, bodenständiger Mensch, der seine Heimat liebt und stolz darauf ist", sagte er und umriss, wie er sich für die Erhaltung dieser Heimat einsetzen würde. Auch seinen eigenen familiären Trumpf spielte der Sohn des Ebersberger Bürgermeisters aus: "Der Name Brilmayer steht seit Jahrzehnten für Integrität, Seriosität und Kompetenz", sagte der 37-Jährige und rief: "Wo Brilmayer draufsteht, ist auch Brilmayer drin." Erstauntes Gelächter erntete der Bewerber mit der Perspektive, die er seinem Mitkonkurrenten bieten wollte: Robert Niedergesäß könne doch stellvertretender Landrat unter ihm werden, schlug Brilmayer vor. Auf diese Weise könne man langfristig wichtige Positionen für die CSU sichern und vermeiden, dass in Vaterstetten ein Wahlkampf geführt werden müsse. Doch Niedergesäß machte schnell deutlich, dass der Posten als Juniorchef für ihn nicht attraktiv erscheint. Im Übrigen, so sagte er, müsse sich niemand Gedanken machen über Vaterstetten, wo die CSU eine stabile Mehrheit im Gemeinderat besitze. "Wir haben die Situation im Griff", sagte Niedergesäß lächelnd. In seiner Rede schlug er einen weiten thematischen Bogen - von den Herausforderungen, die das Wachstum in der Region mitbringt, bis zur Energiewende. Niedergesäß unterstrich, eine starke Bürgerbeteiligung sei ihm wichtig: Man müssen den Menschen wichtige Projekte erklären und sie dafür gewinnen, "so verstehe ich Kommunalpolitik", sagte der 41-Jährige. Er reflektierte auch die Aussage des Ebersberger Bürgermeisters und stellvertretenden Landrats Walter Brilmayer, der gesagt hatte, dass man im Landratsamt wieder einiges aufs richtige Gleis bringen müsse. "Wenn das Landratsamt Ebersberg ein Zug wäre, dann bräuchte es keinen Gleisbauer, der den Zug neu aufs Gleis setzt, sondern es bräuchte einen neuen Lokführer, weil der Lokführer, der jetzt im Führerstand sitzt, aus gesundheitlichen Gründen den Zug verlassen muss. Und der neue Lokführer wäre gut beraten, den Fahrplan und einzelne Waggons zu überprüfen und dort einzugreifen, wo es Optimierungsbedarf gibt", betonte Niedergesäß. Keine Zweifel ließ er daran, wo er diesen Optimierungsbedarf vor allem sieht: in der Naturschutzbehörde. Der Kandidat richtete den Blick aber auch auf die nähere Zukunft. Ein im Bürgermeisterwahlkampf unterlegener Bewerber habe ihm einmal gesagt, er sei im Wahlkampf eine "echte Kampfsau". Zwar würde er es vielleicht nicht in diesen Worten ausdrücken, sagte Niedergesäß: "Aber im Prinzip hat er Recht."

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