Klage gegen Russland:Pussy Riot zieht vor Menschenrechtsgerichtshof

Pussy Riot klagt gegen Kreml vor Menschenrechtsgericht

Die Mitglieder der Punkband Pussy Riot bei ihrem Prozess in Moskau im Sommer 2012

(Foto: dpa)

Für ihr "Punkgebet" mussten sie ins Straflager, doch die kremlkritische Frauen von Pussy Riot sehen ihre Aktion als künstlerische und politische Darbietung. Deshalb will die Band jetzt Russland vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verklagen. Die Klageschrift sei schon auf dem Weg nach Straßburg.

Seit fast einem Jahr sind die kremlkritischen Frauen der Band Pussy Riot in Haft. Nun wollen sie den Staat Russland am Straßburger Gerichtshof für Menschenrechte verklagen: "Die Klage wurde nach Straßburg abgeschickt und richtet sich gegen die Verletzung der Europäischen Menschenrechtskonvention", sagte eine Anwältin der Gruppe, Irina Chrunowa, in Moskau.

Die Frauen wollten damit erreichen, dass Russland wegen Verletzung des Rechts auf freie Meinungsäußerung verurteilt wird. Zudem soll ihr Protestgebet gegen Putin als politische Kunstaktion gegen "eine unheilige Allianz" von Kreml und Kirche anerkannt werden. Die Klage der Punkband gegen Russland umfasse 355 Seiten, hieß es.

Die Bandmitglieder Nadeschda Tolokonnikowa, Jekaterina Samuzewitsch und Maria Alechina waren im August wegen der regierungskritischen Aktion gegen den heutigen Staatschef Wladimir Putin zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Nur die Strafe Samuzewitschs wurde im Anschluss an den international scharf kritisierten Prozess in eine Bewährungsstrafe umgewandelt.

Die drei Klägerinnen führen an, in ihrem Verfahren sei gegen die Rechte auf persönliche Freiheit, freie Meinungsäußerung, faire Prozessführung und das Folterverbot verstoßen worden. Sachverständige, die beauftragt waren, das bei der Aktion gedrehte Video zu beurteilen, seien im Prozess nicht angehört worden. Außerdem seien die jungen Frauen entwürdigend behandelt worden, weil sie dem Prozess eingesperrt in einen Glaskäfig beiwohnen mussten. Samuzewitsch hatte bereits im Oktober vorläufige Klage beim Menschenrechtsgerichtshof eingereicht.

Weltweit hatten Politiker und Künstler das Urteil gegen die Frauen kritisiert. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat Aljochina und Tolokonnikowa als politische Gefangene anerkannt.

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