Süddeutsche Zeitung für Kinder:Hit and Run!

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(Foto: SZ für Kinder/Jan Reiser)

Baseball ist in den USA so beliebt wie Fußball in Deutschland. Die SZ für Kinder erklärt, wie das Spiel funktioniert.

Christian Wernicke

Baseball ist in den USA so beliebt wie Fußball in Deutschland. Fast jeder Amerikaner hat den faustgroßen Ball mal geworfen, mal mit dem dicken Lederhandschuh gefangen oder mit dem Schläger weit weg gedroschen. Von fünf, sechs Jahren an trainieren Kids in ihren Uniformen mit den langen Beinen und mit der typischen Schirmmütze auf dem Kopf. Ihr Traum: Ein Star werden in einer der beiden Profi-Ligen. Viele, die da Millionen Dollar verdienen, sind Kinder armer Eltern. Baseball wurde vor mehr als 150 Jahren in New York erfunden. Alles dreht sich um den "Diamanten". So heißt das Quadrat mit den vier Bases, das die Spieler entlanglaufen müssen, um einen Run zu machen. Erst kräftig den Ball schlagen, dann flink rennen - so greift man an im Baseball. Wer als Verteidiger den Ball aus der Luft fängt, der erzwingt ein Out und der gegnerische Läufer ist draußen. Deshalb üben Väter mit ihren Kindern Werfen und Fangen, "play catch". Ob im Garten oder auf der Straße: Überall werfen sie sich endlos den Ball zu - und unterhalten sich dabei.

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Zweimal neun Es spielen zwei Mannschaften mit je neun Spielern. Anders als zum Beispiel beim Fußball ist die Mannschaft, die den Ball hat, in der Verteidigung. Das heißt, das Team ohne Ball greift an. Der Pitcher (Werfer der verteidigenden Mannschaft) wirft den Ball dem Catcher (Fänger) zu. Das ist sein Mannschaftskamerad, der den Ball fangen soll. Zwischen den beiden steht der gegnerische Batter (Schläger). Er will den Ball ins Feld schlagen und so punkten. Damit der Schiedsrichter die Mannschaften auseinanderhalten kann, tragen sie - wie auch in anderen Sportarten üblich - Trikots in unterschiedlichen Farben.

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Los geht's! Erst schlagen, dann rennen - das ist die Parole für den Angreifer. Der Batter muss den Ball mit dem Baseballschläger ins Spielfeld schlagen - und zwar so, dass der Ball zu Boden fällt, ehe einer der gegnerischen Feldspieler ihn aus der Luft fangen kann. Dann wird der Schläger zum Läufer: Er muss schnell die knapp 30 Meter zur ersten Base hinter sich bringen. Er muss dort ankommen, ehe die Verteidiger den Ball zu dem Mitspieler werfen, der an der ersten Base wartet. Das ist der sogenannte First Baseman. Fängt der den Ball und berührt die Base, ehe der Läufer da ist, ist der Runner out.

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Wie Elfmeter Baseball ist wie ein ständiges Elfmeterschießen: Werfer und Schläger liefern sich ein Duell wie Schütze und Torwart. Der Pitcher (Werfer) steht auf einem kleinen Sandhügel, holt aus - und wirft den Ball so schnell oder trickreich zum Batter, dass der überrascht wird oder daneben schlägt. Professionelle Pitcher schleudern den Ball mit Geschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde. Der Batter muss also sehr schnell reagieren können. Denn er hat weniger als eine halbe Sekunde zum Schlag. Also versucht er, wie ein Torwart, zu erahnen, wohin der Werfer zielt.

Genau zielen

Genau zielen Der Werfer kann nicht einfach irgendwohin werfen. Nein, er muss die Strike-Zone treffen, die "Schlagzone". Die Schlagzone ist nicht sichtbar markiert, sie lässt sich nur ungefähr erahnen. Ein gültiger Wurf muss erstens über die 43 Zentimeter breite Home Plate (eine Plastikplatte am Boden) fliegen und zweitens muss die Höhe stimmen: Der Ball muss höher sein als das Knie des Batters - und die Obergrenze liegt auf halber Höhe zwischen Gürtel und Schultern. Ganz schön kompliziert, weshalb immer ein Schiedsrichter genau aufpasst, ob der Wurf ein Ball (Fehlwurf) oder ein Strike (Fehlschlag) war.

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Punkten Die Mannschaft gewinnt, die am meisten Runs (Läufe, Punkte) erzielt. Das geht so: Der Batter schlägt den Ball und rennt los. Dann muss der Ball im Spielfeld aufkommen und der Schläger mindestens die erste Base erreichen. Dann kommt der nächste Schläger dran. Wenn der trifft, darf sein Mitspieler von der ersten Base zur zweiten oder dritten laufen. Oder ganz zurück zur Home Plate. Wenn der Angreifer da wieder ankommt, hat er einen Punkt geholt. Einfacher geht es per Home Run: Schlägt der Batter den Ball über die hintere Spielfeldgrenze hinaus, darf er gleich "nach Hause" und punkten.

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Magische Drei Beim Baseball dreht sich fast alles um die Zahl drei. Wenn ein Angreifer dreimal den Wurf verpasst oder verfehlt, ist er out. Wenn drei Angreifer out sind, ist Seitenwechsel. Dann darf die andere Mannschaft, die bisher geworfen und gefangen hat, angreifen und schlagen. Im US-Baseball gibt es keine feste Spielzeit, niemand schaut auf die Uhr: Zu Ende ist das Spiel, wenn drei mal drei (also neun) Innings (Spielabschnitte) gespielt sind. In einem Inning ist jede Mannschaft einmal Schlag- und einmal Feldmannschaft. Bei Unentschieden gibt es extra Innings - so viele, bis ein Team mehr Punkte hat.

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(Foto: SZ für Kinder/Jan Reiser)

Hau & Ruck Oft passiert beim Baseball minutenlang gar nichts: Der Pitcher wirft daneben, oder der Schläger haut vorbei. Europäer, die das Duell nicht recht begreifen, gähnen dann: "Ooch, da passiert ja nichts." Amerikaner sehen das anders, sie warten gespannt auf den Schlag: Es kann jeden Moment passieren, plötzlich macht es "klack", der Holzschläger trifft den harten Lederball, das Spiel explodiert. Die Angreifer rennen wie um ihr Leben, und die Verteidiger werfen sich den Ball blitzschnell zu. Alles tausendfach trainiert. Baseball ist lange träge - und dann, für ein paar Sekunden, rasend schnell.

Im Stadion

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(Foto: SZ für Kinder/Jan Reiser)

Im Stadion Baseball ist Familiensport, und Eltern wie Kinder gehen gelassen ins Stadion. Man schaut zwar gespannt zu, aber während zwei- oder dreieinhalb Stunden braucht jeder mal eine Pause. Und etwas zu essen: Erdnüsse, ein Hotdog oder ein Hamburger gehören zum Spiel dazu. Überhaupt kommt es beim Baseball nicht darauf an, jedes einzelne Inning zu sehen oder jedes Spiel zu gewinnen. Die Saison dauert von Anfang April bis Ende September, jede Mannschaft spielt 162-mal. Sechs Spiele pro Woche sind für jede Mannschaft Routine. Wer heute verliert, gewinnt vielleicht morgen.

Uniform Baseball hat seine eigene Kleiderordnung. Der dicke Handschuh schützt die Finger gegen harte Bälle. Die Kappe spendet Schatten. Den Helm tragen die Spieler, die durch einen Ball verletzt werden könnten. Falls der Pitcher schlecht wirft, ist der Kopf des Batters gegen den gemein harten Ball geschützt. Der Catcher trägt ebenfalls Helm. Auch die langen Hosen haben ihren Zweck: Angreifer rutschen mit voller Wucht über den rauen Sand zur Base. Ohne diese altmodisch aussehenden Beinkleider wären Wade und Oberschenkel schell aufgerissen. So leidet die Hose, aber nicht die Haut.

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Ausgesperrt Baseball begeistert alle Amerikaner seit 150 Jahren. Aber nicht alle durften immer mitspielen. Afroamerikaner waren bis 1947 von den besten Mannschaften ausgesperrt: Sie durften nur in der sogenannten Negro League spielen, die weißen Spieler blieben unter sich. Am 15. April 1947 jedoch stellten die Brooklyn Dodgers in New York einfach den großartigen Jackie Robinson ins Feld. Und obwohl viele weiße Zuschauer den tollen Spieler beschimpften, behielt er die Nerven. Heute zählen Afroamerikaner und Latinos reihenweise zu den Allerbesten, und die weißen Fans liegen ihnen zu Füßen.

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