Arbeitsbedingungen von Leiharbeitern:Von der Leyen fordert Aufklärung von Amazon

Politiker wollen mehr über den Umgang Amazons mit Saisonarbeitern erfahren. Arbeitsministerin von der Leyen droht der Zeitarbeitsfirma gar mit Lizenzentzug. Der betroffene Sicherheitsdienst weist den Vorwurf des Rechtsextremismus zurück. Durchsuchungen der Zimmer von Arbeitern sollten "Hoteleigentum schützen".

Behandelt Amazon seine Leiharbeiter wie Knechte? Auf diese Frage will nun auch die Bundesregierung Antworten. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat Aufklärung über die Arbeitsbedingungen von Saisonarbeitern beim Internet-Versandhändler gefordert.

Von der Leyen schaltet sich in die Debatte ein, die ein Film über den US-amerikanischen Konzern ausgelöst hatte. Die ARD-Dokumentation (hier in der Mediathek zu sehen) hatte unter anderem gezeigt, wie Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma die Leiharbeiter und das Film-Team bedrängten und Zimmer durchsuchten. Außerdem wurden Mitarbeiter der Firma eine Nähe zur Rechtsradikalen- und Hooligan-Szene vorgeworfen.

"Der Verdacht wiegt schwer, deswegen müssen jetzt so schnell wie möglich alle Fakten auf den Tisch", sagte die Ministerin der Welt am Sonntag. Sie warnte die Leiharbeitsfirma, die mit Amazon zusammenarbeitet, vor einem Lizenzentzug: "Sollte die Sonderprüfung ergeben, dass an den Vorwürfen gegen die Leiharbeitsfirma etwas dran ist, dann steht die Lizenz auf dem Spiel."

Der private Sicherheitsdienst Hensel European Security Services, der die zumeist ausländischen Mitarbeiter dem Bericht zufolge schikaniert haben soll, wehrte sich in einer Pressemitteilung gegen die Vorwürfe: "Den Vorwurf, unser Unternehmen pflege rechtsradikale Ansichten oder unterstütze diese, weisen wir zurück." Der Amazon-Subunternehmer bestätigte, Zimmerdurchsuchungen durchgeführt zu haben. Die Durchsuchungen seien zur "Dokumentation etwaiger Beschädigungen oder abhandengekommener Sachen" im Einvernehmen mit dem Hotelbetreiber erfolgt und nicht rechtswidrig. Es gehöre zum Auftrag des Sicherheitsdienstes, "Hoteleigentum der unterbringenden Gastwirte vor Diebstahl und Beschädigung zu schützen."

Amazon fährt eine offensive Expansionsstrategie, immer mehr Deutschen kaufen dort ein, von Büchern bis zum Rasenmäher. Das Unternehmen beherrscht mittlerweile ein Viertel des deutschen Versandhandel-Marktes.

Nicht nur von der Leyen beschäftigt sich mit dem Fall. Auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) forderte nach Angaben der Staatskanzlei in Wiesbaden Aufklärung.

In der Dokumentation waren die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Leiharbeiter am hessischen Amazon-Standort Bad Hersfeld gezeigt worden. Die Gewerkschaft Verdi wirft dem Konzern schon seit längerem vor, gerade Saisonkräfte schlecht zu bezahlen und etwa mit strengen Kontrollen und Überwachung zu gängeln. Amazon hatte angekündigt, die Vorwürfe zu prüfen. Am Samstag war bei dem Unternehmen niemand für eine ergänzende Stellungnahme zu erreichen, hatte zuvor aber angekündigt, die Vorwürfe zu prüfen.

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