Streit um Abercrombie & Fitch:Lästiges Parfüm

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Anwohner und Passanten fühlen sich belästigt: Der Modeladen Abercrombie & Fitch in der Münchner Innenstadt bläst Parfüm durch die Lüftungsanlage, das noch 70 Meter weiter zu riechen ist. Jetzt werden die süßlichen Emissionen zur amtlichen Angelegenheit.

Von Alfred Dürr

Den Modeladen Abercrombie & Fitch in der Innenstadt riecht man schon von Weitem. Doch was den einen als geniale Werbestrategie erscheinen mag, empfinden andere als Geruchsbelästigung: Die angesagte Modemarke bläst das Parfüm "Fierce" (zu deutsch "wild") durch die Lüftungsanlagen seiner vor Kurzem eröffneten Filiale in der Sendlinger Straße, die Geruchsoffensive gehört zum Markenkonzept.

Der Eingang des Ladens ist eher unauffällig, es gibt keinerlei Schilder oder sonstige Namenswerbung. Nur immer der Nase nach, heißt es für die Kunden. Doch diese Art von Verkaufsförderung hat schon in New York oder Hamburg für Protestaktionen von Anhängern reiner Luft gesorgt.

Monika Oberndorfer wohnt gleich in der Nähe der Münchner Abercrombie-Dependance. Sie hat genug von den Duftattacken: "Die Wolke reicht manchmal sogar bis zum Marienplatz. Wie kann sich eine einzige Firma so des Luftraums bemächtigen?" Ihr gehe es um Grundsätzliches. Irgendwann kämen Parfümerien oder auch die Gastronomie auf die Idee, die Luft im näheren oder weiteren Umfeld mit ihrem speziellen Odeur zu durchsetzen.

Die flanierenden Bürger hätten dann das Nachsehen: "Ständig etwas in der Nase zu haben, das kann es nicht sein." Auf der Bürgerversammlung des Bezirks Altstadt-Lehel hat sie deswegen den Antrag gestellt, die Stadt möge etwas gegen diese Art von Belästigung unternehmen. Die große Mehrheit der anwesenden Bürger unterstützte ihr Anliegen.

"Umgehend" Gebläse drosseln

So wurden die süßlichen Emissionen zur amtlichen Angelegenheit. Das städtische Referat für Gesundheit und Umwelt schnüffelte mehrmals rund um das Geschäft in der Sendlinger Straße. Der Befund, der dem zuständigen Bezirksausschuss für seine Sitzung am heutigen Abend zugeleitet wurde: In den Verkaufsräumen sei ein intensiver Parfümgeruch vorhanden. Dieser sei stets auch vor dem dauerhaft geöffneten Eingangsbereich des Modehauses wahrnehmbar - und sogar noch in einer Entfernung von 70 Metern zur Filiale.

Vorbeieilende Passanten seien nicht so sehr betroffen, aber unmittelbare Nachbarn müssten durch die Emissionsquelle "erhebliche Belästigungen" erdulden, teilt die Behörde mit. Es sei damit zu rechnen, "dass sich die Problematik in der wärmeren Jahreszeit verschärfen wird".

Kommt nun das amerikanische Mode-Label mit dem Bundes-Immissionsschutzgesetz in Konflikt? Einen Warnbrief des Gesundheitsreferats gibt es bereits: "Umgehend" soll die Firma das mit lockenden Stoffen angereicherte Gebläse drosseln. Wenn das nichts fruchtet, will die Behörde alle gesetzlich möglichen Hebel in Bewegung setzen, um die Umwelt in der Sendlinger Straße vor dem modischen Aroma zu bewahren.

© SZ vom 19.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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