Schäftlarn:Hoffen auf den Tunnel unterm Wald

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Viele Schäftlarner favorisieren statt der ortsnahen Trasse eine überörtliche Lösung. Erich Rühmer hofft auf ein neues Südbündnis, Günther Schütze will das Problem mit dem Verkehr so dauerhaft lösen.

Isabel Meixner

Viel Papier hat der Gemeinderat Günther Schütze schon zum Thema Umfahrung gesammelt. Er beruft sich auf ein Gutachten von 1995. (Foto: Hartmut Pöstges)

Als Erich Rühmer 2002 das Amt des Bürgermeisters an Matthias Ruhdorfer übergab, konnte er sich Hoffnungen machen, dass eine ortsübergreifende Lösung des Schäftlarner Verkehrsproblems mit Baierbrunn möglich ist. Ein Jahr zuvor hatte das Südbündnis, bestehend aus Schäftlarn, Baierbrunn und weiteren zehn nahe der Bundesstraße 11 gelegenen Gemeinden, erklärt, gemeinsam nach einer geeigneten Verbindung von der Garmischer zur Salzburger Autobahn zu suchen. Damit sollte auch der Durchfahrtsverkehr durch Hohenschäftlarn verschwinden und, so hoffte Rühmer, durch einen Tunnel unter dem Forstenrieder Wald zur B 11 umgeleitet werden.

Elf Jahre später ist diese Variante in weite Ferne gerückt. Die Gemeinde Schäftlarn lässt derzeit die ortsnahe Variante B, vom Freistaat Bayern in den Reserveausbauplan für 2021 bis 2025 aufgenommen, und Variante F nahe dem Waldrand prüfen, zum Unmut einiger Schäftlarner, die eine Trasse durch den Forstenrieder Wald bevorzugen. Zu ihnen zählt neben Erich Rühmer auch Günter Schütze: "Schäftlarn tut sich nichts Gutes", befürchtet der fraktionslose Gemeinderat. Er hat all die Verkehrsuntersuchungen und sonstigen Beiträge zur Umgehungsstraße in den vergangenen Jahren in zahlreichen Ordnern gesammelt. "Traurig, dass bisher nichts durchgeführt wurde", sagt Schütze und kramt ein Gutachten von 1995 hervor. Demzufolge wird mehr als die Hälfte des Verkehrs von Schäftlarnern verursacht und der Rest hauptsächlich von Menschen, die in die Arbeit fahren. Die Agenda "Verkehrslenkung & -vermeidung" mit Schütze als Sprecher schlug als Lösung damals schon vor, den Verkehr, teilweise untertunnelt, durch den Forstenrieder Park von der Autobahn direkt zur B 11 zu leiten.

Die Hohenschäftlarnerin Cäcilia Hintermann hat sich in einem Schreiben an die Gemeinde für eine überörtliche Trasse stark gemacht. Sie warnt davor, die ortsnahe Umfahrung bedrohe die Existenz der Landwirte und das Naherholungsgebiet am Waldrand: "Viele machen sich keine Gedanken, was da zerstört wird." Die ideale Trasse ihrer Ansicht nach: die Schneise Ludwigsgeräumt, die von der Autobahn in südwestlicher Richtung zur B 11 führt. Die Starkstromtrasse könne man vielleicht in den Boden verlegen, und es müsste kaum Wald zerstört werden, sagt Hintermann: "Da wäre der Aufwand am geringsten."

Und die Finanzierung? Eine große Lösung käme den Freistaat günstiger, als wenn jeder Ort seine eigene Umfahrung bauen würde, sagt Hintermann. Zumal die Befürworter der Umgehungsstraßen auf Schäftlarner Grund ihrer Ansicht nach einen Kostenpunkt nicht berücksichtigt haben: die Brücken über die Bahngleise, die Schorner Straße sowie den Stadt- und Wangener Weg. Dass ein Tunnel für die Gemeinde laut Straßenbauamt Freising doppelt so teuer wäre wie die anderen Varianten, weiß Günther Schütze, "aber sonst haben wir die Probleme in 20, 30 Jahren wieder". Und Erich Rühmer glaubt an eine gemeinsame Finanzierung durch die betroffenen Gemeinden: "Da müssen alle zusammenhalten." Der wichtigste Ansprechpartner für Schäftlarn seien Baierbrunn, Pullach, das mit der Firma "Linde" viel Verkehr anziehe, und die Stadt Starnberg, die das Gewerbegebiet Schorn vergrößern möchte.

Cäcilia Hintermann, Günter Schütze und Erich Rühmer hoffen, dass noch Gespräche über eine überörtliche Lösung stattfinden. Denn eines sei klar, sagt Rühmer: "Wir brauchen die Umfahrung, dringend. Der Lastwagenverkehr erdrückt uns sonst."

© SZ vom 19.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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