Stichwahl in Zypern:Anastasiadis wird neuer Präsident

Zyperns Nikos Anastasiadis

Zyperns neuer Präsident Nikos Anastasiadis: Hier bei der letzten TV-Debatte im Wahlkampf.

(Foto: AFP)

Der konservative Politiker Nikos Anastasiadis hat sich in einer Stichwahl gegen seinen linksgerichteten Rivalen durchgesetzt. Er tritt ein schweres Erbe an: Zypern ist hochverschuldet, schon im März könnte das Geld knapp werden.

Von Christiane Schlötzer

Der konservative Politiker Nikos Anastasiadis ist neuer Präsident des hochverschuldeten Euro-Landes Zypern. Der 66-Jährige setzte sich am Sonntag in einer Stichwahl mit 57,5 Prozent der Stimmen klar gegen seinen linksgerichteten Rivalen Stavros Malas durch, der 42,5 Prozent erhielt. Der Chef der konservativen Partei Disy hatte in der ersten Runde vor einer Woche die nötige absolute Mehrheit noch um wenige Punkte verfehlt. Malas ist parteilos, wurde jedoch von der bisher regierenden Linkspartei Akel unterstützt. Er erreichte in der ersten Wahlrunde vor einer Woche mit 27 Prozent unerwartet Platz zwei und legte nun noch einmal deutlich zu. Zypern hat ein Präsidialsystem, das Staatsoberhaupt bestimmt auch die Regierung und die Richtlinien der Politik.

Erste Aufgabe des neuen Präsidenten wird es sein, mit der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ein Rettungsprogramm für das von Pleite bedrohte Euro-Land auszuhandeln. Der bisherige Präsident Dimitris Christofias von der Akel war für die EU ein sperriger Partner. Er hatte zwar noch erste Sparmaßnahmen eingeleitet, Christofias wehrte sich aber gegen die von der EU ebenfalls geforderte Privatisierung von Staatsbesitz.

Anastasiadis hat sich dagegen bereits für eine Verständigung mit den internationalen Geldgebern ausgesprochen. Schon im März soll Zypern das Geld ausgehen. Auf 17 Milliarden Euro wird der Finanzbedarf geschätzt. Davon sollen 8,9 Milliarden Euro für die Banken des Landes nötig sein. Diese Zahl findet sich in einem Schreiben der US-Investmentgesellschaft Pimco an Zyperns Zentralbank. Pimco hatte den Bankensektor Zyperns unter die Lupe genommen. Die Zentralbank ist mit den Berechnungen aber nicht einverstanden. Sie zeichnet ein optimistischeres Bild und protestierte gegen die Veröffentlichung der Zahlen in zyprischen Medien. Pimco sieht sogar noch mehr Probleme für die Banken voraus, da "starke Lohnkürzungen im öffentlichen Sektor" dazu führen könnten, dass Kreditraten nicht bezahlt werden.

Auch Anastasiadis setzt möglicher Weise auf Geld aus Russland

Gegen eine Hilfe für Zypern gibt es in mehreren Euro-Staaten Widerstände. Die Kritiker argumentieren, Zypern habe nicht genug gegen Geldwäsche getan. Der Bankensektor sei völlig überdimensioniert und wenig transparent. Die zyprischen Banken sind zuletzt vor allem durch die enge Verflechtung mit Griechenland in Schieflage geraten. Die kulturellen und wirtschaftlichen Bindungen zwischen den Zypern-Griechen und Griechenland sind eng. Die Insel im Mittelmeer ist seit 1974 nach einem griechischen Putsch und der Invasion türkischer Truppen in die griechische Republik Zypern und einen türkischen Ministaat geteilt, der allein von der Türkei anerkannt wird.

Christofias hatte seine Hoffnungen zuletzt auf Russland gerichtet. Seine Partei mit kommunistischen Wurzeln hat gute Drähte nach Moskau. Als einziges Euro-Land hatte Zypern Ende 2011 auch einen russischen Kredit von 2,5 Milliarden Euro zu relativ günstigen Bedingungen erhalten. Einen weiteren Kredit aber wollte Moskau nicht geben. Viele Russen haben in Zypern privat investiert und hohe Summen auf zyprische Konten transferiert.

Anastasiadis hatte Spekulationen befördert, auch er setze auf Moskau. In einer TV-Debatte mit Malas sagte er am Freitagabend, er habe "mit zwei Ländern" bereits über ein kurzfristiges "Überbrückungs-Darlehen" bis zur Gewährung von Hilfen durch die EU verhandelt. Eines der beiden Länder sei EU-Mitglied, das andere nicht.

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