Aus der Ahmed-Baba-Bibliothek in Timbuktu, die im Januar von nordmalischen Islamisten in Brand gesteckt wurde, konnten deutlich mehr historische Manuskripte gerettet werden, als bisher angenommen wurde. Dem Leiter der ebenfalls in Timbuktu ansässigen Mamma-Haidara-Bibliothek, Abdel Kader Haidara, und seinen Unterstützern gelang es nach Informationen des Auswärtigen Amts, über 200 000 der geschätzt 350 000 Handschriften vor der Zerstörung zu bewahren.
Bei den Schriften handelt es sich zumeist um Zeugnisse des arabischen und afrikanischen Wissens des 12. und 13. Jahrhunderts. Sie umfassen naturwissenschaftliche, philosophische und theologische Abhandlungen. Einige davon sollen sogar auf das 9. und 10. Jahrhundert zurückgehen.
Über 4000 dieser Manuskripte konnten mit Hilfe des Auswärtigen Amts während der Besatzung Timbuktus durch die radikalen Islamisten in die malische Hauptstadt Bamako gebracht werden. Dort werden sie nun in Archivkartons der deutschen Botschaft aufbewahrt. Privatleute schmuggelten die wertvollen Schriften in ihren Autos aus der Stadt.
Expertenkommission wird vorbereitet
Das Auswärtige Amt unterstützte die Aktion logistisch und finanziell. So wurden neben Archivkartons auch Gelder für Benzin und Transportkosten bereitgestellt. Außenminister Guido Westerwelle sagte dazu in Berlin: "Ich freue mich, dass ein großer Teil dieses wertvollen Kulturschatzes auch mit deutscher Hilfe gerettet werden konnte. Jetzt geht es darum, den Bestand zu erfassen und zu erhalten."
Westerwelle sagte zu, den Wiederaufbau der Bibliothek in Timbuktu tatkräftig zu unterstützen. Darüber hinaus konnte die Gerda-Henkel-Stiftung gewonnen werden, sich an der Finanzierung nötiger Konservierungsmaßnahmen zu beteiligen. Die Stiftung engagiert sich besonders für den Erhalt islamischer Kultur.
Aktuell bereitet die Unesco eine Expertenkommission vor, die das Ausmaß der Zerstörung des dortigen Weltkulturerbes prüfen soll.