Nach Wahl in Italien:Dax und Nikkei brechen ein

Italien hat gewählt - und die Reaktionen auf das sich dort abzeichnende politische Chaos sind heftig: Weltweit brechen die Aktienmärkte ein, der Euro verliert und die Zinsen von Staatsanleihen schnellen in die Höhe.

Finanzinvestoren beobachten den Wahlausgang in Italien genau und reagieren auf das politische Patt, dass sich dort abzeichnet, indem sie ihre Aktien und Staatsanleihen loswerden. Die Furcht vor einem Rückschlag bei der Bewältigung der Schuldenkrise hat den Dax nach Börsenstart einbrechen lassen. Der deutsche Leitindex fiel 2,1 Prozent auf 7607 Punkte. danach erholte er sich wieder leicht. Investoren fürchten vor allem neues Chaos unter einem starken Silvio Berlusconi.

Die Börse in Mailand fiel gar um bis zu fünf Prozent auf 15.530 Punkte ab - den niedrigsten Stand seit Dezember vergangenen Jahres. Zu den größten Verlieren zählten die Finanzwerte: Die Aktien der Banca Popolare di Milano, Intesa Sanpaolo und Unicredit brachen dramatisch ein. Die Börsenaufsicht verbot sogar für Dienstag und Mittwoch Leerverkäufe von Papieren der Intesa, nachdem deren Kurs um zwölf Prozent eingebrochen war.

Zuvor hatte es an der New Yorker Wall Street nach dem Wahlergebnis den größten Tagesverlust seit mehr als drei Monaten gegeben. Alle US-Leitindizes brachen um deutlich mehr als ein Prozent ein. Der japanische Nikkei-Index, der aus den Werten 225 führender Unternehmen berechnet wird, verlor später 2,26 Prozent.

Vor allem aber zeigt sich eine Reaktion auf die Wahl auf dem zentralen Schauplatz der Schuldenkrise: dem Markt für Staatsanleihen. Hier entscheiden Investoren darüber, ob und zu wie hohen Zinsen sie Staaten Kredite geben. Hohe Zinsen sind Indiz für mangelndes Vertrauen in ein Land. Nach der Abstimmung musste Italien für eine zehnjährige Anleihe 4,8 Prozent Rendite bieten - fast 0,4 Prozentpunkte mehr als zuvor. Das dürfte vor allem an Berlusconis überraschend starkem Ergebnis liegen. Beobachter fürchten sogar, dass Ratingagenturen die politische Instabilität als Grund sehen könnten, Italiens Kreditrating weiter abzusenken.

Doch die politische Blockade, die sich in Italien andeutet, strahlt auch auf die anderen hochverschuldeten Staaten der Euro-Peripherie aus: Die Rendite portugiesischer Zehnjähriger kletterte von 6,2 auf 6,52 Prozent. Spanische Bonds warfen statt zuvor 5,12 Prozent nun 5,56 Prozent ab.

"Wir empfehlen, Staatsanleihen der Peripherieländer wegen der hohen Unsicherheit bis auf Weiteres unterzugewichten", schreibt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Und ein Börsianer in Frankfurt sagt: "Stillstand in Italien ist das Letzte was man braucht."

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