Italiens Präsident Napolitano über Steinbrück:"Es liegt auf der Hand, dass das nicht in Ordnung ist"

Der italienische Staatschef Giorgio Napolitano hat sich bei einem Besuch in Berlin zu den Clown-Äußerungen von Kanzlerkandidat Steinbrück geäußert. Außerdem versuchte er die Befürchtungen von einer Unregierbarkeit Italiens zu zerstreuen. Deutsche Politiker fanden heftigere Worte für den SPD-Politiker.

Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano hat die Clown-Äußerungen von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück bei seinem Besuch in Berlin zurückgewiesen. "Es liegt auf der Hand, dass das nicht in Ordnung ist", sagte Napolitano bei einer Pressekonferenz mit Bundespräsident Joachim Gauck. Deshalb habe er das gemeinsame Treffen mit Steinbrück absagen müssen. "Jeder kann denken, was er will", fügte Napolitano hinzu. Aber gerade wenn man über den Ausgang von Parlamentswahlen spreche, müsse man "sehr ausgewogen sein bei der eigenen Wortwahl".

Der italienische Staatschef äußerte sich auch zum Wahlausgang in seinem Land: "Ich bin sicher, dass in den nächsten Wochen eine italienische Regierung gebildet wird", sagte er. Bis dahin sei die Regierung von Ministerpräsident Mario Monti weiterhin im Amt. "Es gibt kein Italien, das den Kompass verloren hat", sagte Napolitano. "Deswegen gibt es kein Ansteckungsrisiko. Wir sind ja nicht krank", versuchte er Befürchtungen an den Finanzmärkten zu zerstreuen.

Gauck sagte, er wolle die Äußerung des SPD-Kanzlerkandidaten ebenso wenig kommentieren, wie er als Staatsoberhaupt die Äußerungen von Regierungsmitgliedern nicht kommentiere. "Manches kommentiert sich auch von selbst", sagte er.

Steinbrück hatte nach der Wahl in Italien gesagt: "Ich bin geradezu entsetzt, dass zwei Clowns gewonnen haben." Er bezog sich zum einen auf den Komiker Beppe Grillo und zum anderen auf den früheren Regierungschef Silvio Berlusconi, einen "Clown mit einem besonderen Testosteronschub". Italiens Präsident Giorgio Napolitano sagte darauf ein für Mittwoch geplantes Treffen mit Steinbrück in Berlin ab.

Bereits vor Napolitano hatte Steinbrück deutliche Kritik von deutschen Politikern einstecken müssen, auch aus den eigenen Reihen: "Es ist nicht diplomatisch, das politische Personal eines befreundeten Staates mit solchen Begriffen zu belegen", sagte die SPD-Politikerin Ulla Burchardt der Passauer Neuen Presse. Sie ist Vorsitzende der deutsch-italienischen Parlamentariergruppe.

"Stammtisch der untersten Kategorie"

Der Vize-Chef der deutsch-italienischen Parlamentariergruppe und CDU-Politiker Manfred Kolbe sagte daraufhin in der Passauer Neuen Presse zu Steinbrück, er sehe "den alten Rotzjungen" am Werk. "Mit Steinbrück als Kanzler würden wir jede Woche internationale Verwicklungen erleben", sagte er.

Die Liberalen versuchten sich derweil an Wortspielen. Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Volker Wissing sagte der Onlineausgabe des Handelsblatts, Steinbrück mutiere zunehmend zu einem "deutschen Peerlusconi". Was Steinbrück mit "Klartext" umschreibe, sei in Wahrheit "Stammtisch der untersten Kategorie".

Unterstützung für die Clown-Bezeichnung erhielt Steinbrück vom schleswig-holsteinischen SPD-Chef Ralf Stegner. Mit Blick auf den früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi sei diese "eher noch freundlich ausgefallen", sagte der Koordinator der Linken im SPD-Bundesvorstand zu Handelsblatt Online.

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