Telekom-Verluste:Obermanns teure Ausbaupläne

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Die Zahlen sind schlecht, deshalb spricht der scheidende Telekom-Chef Obermann lieber über die Zukunft. Mit Milliarden-Investitionen will er den Netzausbau beschleunigen, vor allem um Smartphone-Kunden anzulocken. Ob das auch den Aktionären nützt, ist fraglich. Doch das ist nicht mehr Obermanns Problem.

Ein Kommentar von Björn Finke

Kein schönes letztes Mal: Der scheidende Telekom-Chef René Obermann musste am Donnerstag bei seiner letzten Bilanzvorstellung über einen Jahresverlust von 5,3 Milliarden Euro berichten.

Der Fehlbetrag ist Ergebnis von Abschreibungen auf die US-Tochter, die mit einem Rivalen fusionieren soll. Diese Firma hatte die Telekom dereinst viel zu teuer eingekauft, das Minus ist eine Altlast aus Zeiten, als Obermann noch nicht Chef war.

Der 49-Jährige sprach in Bonn denn auch viel lieber über die Zukunft - und über die Milliarden, die der ehemalige Monopolist in den Netzausbau stecken will, damit Kunden zuhause oder unterwegs auf dem Handy schneller im Internet surfen können.

Kurz bevor er zu Weihnachten seinen Abschied für Ende 2013 ankündigte, hatte Obermann noch ein Investitionsprogramm auf den Weg gebracht. Die Deutsche Telekom will in den drei Jahren bis 2015 etwa 30 Milliarden Euro ausgeben, vor allem für den Netzausbau. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es nur 8,4 Milliarden Euro gewesen.

Dies ist eine Reaktion darauf, dass immer mehr Menschen Smartphones haben, mit denen sie auch unterwegs schnell im Web surfen wollen. Zugleich steigt die Nachfrage nach rasanteren Internetanschlüssen für zuhause. Die Kunden profitieren also von dem Programm.

Eine andere Frage ist, ob sich die Entscheidung für die Aktionäre auszahlt. Denen hat Obermann die Dividende gekappt, weil er das Geld für das Netz braucht. Dabei war die hohe Dividende der einzige Lichtblick für die Telekom-Aktionäre, die sich ansonsten vor allem über den Kursverfall der Volksaktie ärgern.

Kann die Telekom mit den Investitionen den Umsatzschwund und den Preisverfall im Handymarkt stoppen, würde das dem Aktienkurs gut tun. Gelingt das nicht, dann war das Investitionsprogramm nur eins: teuer. Doch das ist nicht mehr Obermanns Problem. Damit muss sich sein Nachfolger Timotheus Höttges abgeben.

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