USA: Finanzkrise:Bankenrettung bringt Milliarden

In den USA haben Staat und Notenbank mit Aktienübernahmen und -verkäufen kräftig verdient. Das zeigt: Auch aus der Bankenrettung lässt sich Kapital schlagen.

Helga Einecke

Bertolt Brecht ließ einen Hauptdarsteller in der Dreigroschenoper sagen: Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank? Diese Frage darf nun variiert werden. Denn nicht nur aus der Gründung einer Bank, sondern auch aus deren Rettung lässt sich offensichtlich Kapital schlagen.

verfremdeter Dollarschein, dpa

Banken gerettet - und massiv abkassiert.

(Foto: Foto: dpa)

So ist von der US-Notenbank Federal Reserve zu hören, sie habe seit dem Ausbruch der Finanzkrise vor zwei Jahren einen Gewinn von 14 Milliarden Dollar oder umgerechnet 9,8 Milliarden Euro aus ihren Verleihaktionen an die Banken erwirtschaftet. Die Schätzung beruht auf dem Unterschied der Gewinne, die die amerikanische Notenbank gemacht hätte, wenn sie Schatzbriefe mit einer Laufzeit von drei Monaten gekauft hätte, und den tatsächlichen Einnahmen durch die massiven Stützungsaktionen.

Die Zahlen werden nicht offiziell genannt, sie sind aber als interne Berechnungen in der Financial Times zu lesen. Auch der amerikanische Staat soll von der Rettung großer Banken profitiert haben. Gemäß der New York Times wurden die Auffanglösungen für die acht größten Banken der Amerikaner mit vier Milliarden Dollar belohnt. Im Detail wird angeführt, die Summe stamme zu 1,4 Milliarden Dollar von Goldman Sachs, zu 1,3 Milliarden Dollar von Morgan Stanley, zu 414 Millionen Dollar von American Express sowie von fünf anderen Instituten.

Kurse eingebrochen, Aktien übernommen

Die amerikanische Regierung hatte die Aktien der Banken übernommen, nachdem deren Kurse massiv eingebrochen waren. Mehr und mehr Geldhäuser kaufen ihre Anteile zu höheren Kursen zurück und verhelfen dem amerikanischen Staat zu Einnahmen in Milliardenhöhe. So haben große Investmentbanken im zweiten Quartal dieses Jahres bereits hohe Gewinne ausgewiesen und dadurch Hoffnungen geweckt, die Regierung könne sich bald völlig aus dem Finanzsektor zurückziehen.

Experten warnen davor, die Aussagekraft dieser Zahlen zu überschätzen. Der amerikanische Staat schultere noch immer ein enormes Risiko, etwa beim Versicherer AIG, den Immobilienbanken Fannie Mae und Freddie Mac sowie bei General Motors und Chrysler. Auch die Fed sei noch bei AIG im Risiko und bei anderen riskanten Portfolios im Obligo.

Im Vergleich zu den amerikanischen Milliarden nehmen sich die Einnahmen der deutschen Bankenretter bescheiden aus. Bund und Bankenrettungfonds Soffin haben bislang etwa 320 Millionen Euro an Gebühren für Garantien für Bankengelder in Höhe von 130,7 Milliarden eingenommen. Ob sie die Eigenkapitalhilfen in Höhe von 22 Milliarden Euro, vor allem an die Hypo Real Estate und die Commerzbank, wiedersehen, bleibt abzuwarten. Relativ geringe Einnahmen stehen also sehr hohen Risiken gegenüber. Es scheint daher bisher schwierig, von einem "Geschäft" der Regierung zu sprechen.

Auch bei der Europäischen Zentralbank zeigt man sich skeptisch. In Frankfurt wird bezweifelt, ob Berechnungen über eine alternative Geldanlage der Liquiditätsspritzen wirklich seriös sind. Wie viel Zinsen zu erzielen gewesen wären, wenn es die Finanzmarktkrise nicht gegeben hätte, könne wohl niemand ermessen. Schließlich seien die Notenbanken nicht am Gewinn orientiert, sondern erzielten den Überschuss allein im Ringen um stabile Preise und ein stabiles Finanzsystem. Bekannt ist lediglich, dass die EZB im Jahr 2008 einen Gewinn von 1,3 Milliarden Euro machte. Die Bundesbank konnte wegen der stark gestiegenen Geldversorgung der Banken sogar einen Überschuss von 6,3 Milliarden Euro erzielen. Diesen Gewinn hat sie an das Bundesfinanzministerium überwiesen. Im Euroraum entfällt die Hälfte der Refinanzierung auf die Bundesbank.

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