Nach den Landtagswahlen:Althaus' Botschaft

Minus zwölf Prozentpunkte reichen nicht. Solange Politiker wie Dieter Althaus eine Machtoption haben, ignorieren sie den Vertrauensverlust der Wähler.

Michael König

Es gibt auch für Politiker Grenzen, und Dieter Althaus hat eine erreicht. Wenn knapp zwölf Prozentpunkte Stimmverlust bei der Landtagswahl nicht ausreichen, um einen Politiker zum Rücktritt zu bewegen, was dann?

Nach den Landtagswahlen: Dieter Althaus (CDU) will Ministerpräsident bleiben, obwohl seine Partei bei der Landtagswahl in Thüringen zwölf Prozentpunkte einbüßte.

Dieter Althaus (CDU) will Ministerpräsident bleiben, obwohl seine Partei bei der Landtagswahl in Thüringen zwölf Prozentpunkte einbüßte.

(Foto: Foto: www.seyboldtpress.de)

Am Wahlabend haben ihn so viele Parteigänger umarmt und gedrückt, dass man Angst um seine Schulterpartie haben musste. Er muss das missverstanden haben. Das waren keine Aufmunterungsversuche, sondern Tröstungen der eigenen Leute. Auch sie warten ja wohl darauf, dass Althaus seinen Hut nimmt.

Und dabei können sie sich auf ernüchternde Zahlen berufen: Nur noch knapp 330.000 Thüringer haben ihre Zweitstimme der CDU gegeben. 2004 waren es noch 100.000 mehr. Darin steckt eine Botschaft. Sie lautet: Wir sind mit Althaus unzufrieden.

Althaus kann sich dem nicht entziehen, er hat den kompletten Wahlkampf auf seine Person zugeschnitten. Wenn der Ministerpräsident aus dem Ergebnis liest, er habe einen neuen "Gestaltungsauftrag" bekommen, ignoriert er die Botschaft des Wählers.

Diese Niederlage ist eine Althaus-Niederlage. Und sie ist nicht nur auf seine missglückten Versuche zurückzuführen, einen Skiunfall zu erklären, bei dem eine Frau zu Tode kam. Ranghohe CDU-Politiker betonten auf der Wahlparty, inhaltlich habe man sich nichts vorzuwerfen. Aber jeder Inhalt sei durch die Person Althaus überdeckt worden.

Dagmar Schipanski, einst Kandidatin der Union für das Bundespräsidentenamt und zuletzt Landtagspräsidentin in Thüringen, hat Althaus vorgeworfen, zu wenig kommuniziert zu haben, zu wenig als Teamspieler aufgetreten zu sein.

Wenn das stimmt, macht Althaus sich unglaubwürdig, wenn er behauptet, er könne die CDU in eine große Koalition mit der SPD führen. So eine Koalition erfordert Teamgeist in hohem Maße. Der Regierungschef muss als Moderator auftreten. Egomanen sind fehl am Platz.

Dass Althaus' Parteifreund Peter Müller im Saarland ähnlich verfährt und nach einem Stimmverlust von 13 Prozentpunkten ebenfalls weitermachen will, macht das Sesselkleben nicht besser.

Denn in solchem Starrsinn der Politiker steckt ebenfalls eine Botschaft - eine die an den Wähler gerichtet ist. Sie lautet: Solange wir an der Macht sind, kennen wir keine Grenze. Ihr müsst uns also noch schlechtere Ergebnisse bescheren, damit wir den Weg für Erneuerung frei machen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: