Vorwurf der Bestechlichkeit:Wulffs Ex-Sprecher Glaeseker soll angeklagt werden

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Früher waren sie eng miteinander vertraut: Christian Wulff und Olaf Glaeseker (re.; hier ein Archivbild aus dem Jahr 2010). Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Glaeseker wegen Bestechlichkeit angeklagt. Auch gegen Wulff laufen noch Ermittlungen. (Foto: dpa)

Die Staatsanwaltschaft Hannover hat den früheren Sprecher von Ex-Bundespräsident Christian Wulff, Olaf Glaeseker, wegen Bestechlichkeit angeklagt. Glaeseker habe bei der Sponsorensuche für eine Promi-Party geholfen und sich von Partymanager Schmidt im Gegenzug zu kostenlosen Urlauben einladen lassen.

Die Staatsanwaltschaft Hannover hat den früheren Sprecher von Ex-Bundespräsident Christian Wulff, Olaf Glaeseker, wegen Bestechlichkeit angeklagt. Das sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft zu Süddeutsche.de.

Bei den Ermittlungen ging es um Korruptionsfälle in der Amtszeit Glaesekers als niedersächsischer Regierungssprecher. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Glaeseker bei der Suche nach Sponsoren für die Promi-Party Nord-Süd-Dialog half und Partymanager Manfred Schmidt ihn im Gegenzug dafür zu kostenlosen Urlauben einlud.

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hat Glaeseker in den Jahren 2007 bis 2009 in drei Fällen die Durchführung und Finanzierung der von Schmidt kommerziell ausgerichteten Veranstaltungen "gefällig gefördert". Glaeseker soll wenigstens 650.000 Euro Sponsorengelder eingeworben und Schmidt bei Vertragsverhandlungen unterstützt haben.

Glaeseker habe "als Belohnung für seine Gefälligkeiten" von Schmidt neun unentgeltliche Urlaubsaufenthalte in dessen Feriendomizilen in Frankreich und Spanien sowie 19 Freiflüge im Gesamtwert von 12.000 Euro erhalten.

Ex-Bundespräsident Christian Wulff
:Gefährliche Freundschaften

"Ich möchte nicht Präsident in einem Land sein, wo man sich von Freunden kein Geld leihen kann", erklärte Christian Wulff einst. Freundschaften waren ein wichtiges Schmiermittel für den Aufstieg von Wulff. Doch viele der einst nützlichen Beziehungen erwiesen sich später als verhängnisvoll. Viele Freunde sind dem ehemaligen Präsidenten nicht geblieben.

Von Jens Schneider und Ralf Wiegand, Hamburg

Schmidt wird deshalb Bestechung vorgeworfen - auch gegen ihn wurde Anklage erhoben. Mit den drei Partys soll er einen Gewinn von mehr als einer Million Euro erzielt haben. Beide Beschuldigte hatten die Aufenthalte Glaesekers in Schmidts Häusern mit ihrer jahrelangen Freundschaft begründet.

Auch gegen Wulff wird noch ermittelt

Der von Schmidt veranstaltete Nord-Süd-Dialog wurde Ende 2007 als Promi-Treff der Länder Niedersachsen und Baden-Württemberg gestartet. In Hannover kamen damals etwa 600 Gäste zusammen. Schirmherren waren die damaligen Regierungschefs Christian Wulff und Günther Oettinger (beide CDU).

Ziel war es, ein Netzwerk zwischen Prominenten aus beiden Ländern aufzubauen. Zum Gegenbesuch machten sich die Niedersachsen im Jahr darauf nach Stuttgart auf. Der dritte Nord-Süd-Dialog ging 2009 am Flughafen Hannover über die Bühne. Dabei blieb es - unter Wulff-Nachfolger David McAllister (CDU) wurde der Promi-Treff nicht fortgeführt.

Die Ermittlungen gegen Glaeseker und Schmidt hatten Anfang 2012 begonnen. Das enge Beziehungsgeflecht war im Zuge der Kredit-Affäre um das Privathaus von Wulff in Großburgwedel in den Fokus der Justiz geraten.

Auch eine Anklage wegen Vorteilsnahme gegen Wulff wird seit Februar 2012 geprüft - das Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Bundespräsidenten ist allerdings noch nicht abgeschlossen.

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