Leipziger Buchmesse endet mit Besucherrekord:Schwungvoller Start ins Bücherjahr

Buchmesse Leipzig - Besucher

Cosplayer auf der Leipziger Buchmesse. Der japanische Verkleidungstrend, der mit dem Manga-Boom aufkam, ist bei den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt inzwischen durch Wettbewerbe präsent. Beim Cosplay kostümieren sich Fans wie ein Charakter aus Manga, Anime oder Film.

(Foto: dpa)

Die Buchbranche hat bei der Leipziger Buchmesse neues Selbstbewusstsein getankt: Mehr Besucher als je zuvor strömten in die Ausstellungshallen. Dazu passte, dass der Bücher-Absatz in Deutschland zu Beginn des Jahres 2013 zugelegt hat. Seine Krise hat der stationäre Buchhandel damit allerdings noch lange nicht überwunden.

Mit circa 168.000 Besuchern hat die Leipziger Buchmesse in diesem Jahr einen Rekord aufgestellt. Das viertägige Frühjahrstreffen der Buchbranche endete am Sonntag. "Das Buch in seiner Vielfalt steht ungebrochen bei den Lesern hoch im Kurs", teilte die Messe am Abschlusstag mit. 2012 waren noch 163.500 Besucher gezählt worden.

Dass die Leipziger Buchmesse von Jahr zu Jahr mehr Besucher anzieht, stimmt die Branche optimistisch. Es sei ein schwungvoller Start ins Bücherjahr gewesen, bilanzierte Alexander Skipis, der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

Nächstes großes Branchenereignis ist die weltgrößte Buchmesse in Frankfurt vom 9. bis 13. Oktober. Auch die Frankfurter Buchmesse hatte 2012 gegenüber dem Vorjahr leicht zulegen können - sie hatte 281.753 (2011: 280.194) Besucher angelockt. Die Leipziger Buchmesse findet wieder vom 13. bis 16. März 2014 statt.

An vier Tagen hatten sich in Leipzig 2069 Aussteller aus 43 Ländern präsentiert. Das Feedback der Aussteller sei durchweg positiv, erklärte Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer der Leipziger Messe.

Unter den 168.000 Besuchern seien etwa 50.000 Fachbesucher gewesen. In einer Befragung hätten die Verlage erklärt, in Leipzig auf ein sehr neugieriges Publikum zu treffen. "Wir sind mit dem Messeverlauf hochzufrieden", erklärte Buhl-Wagner.

"Einbahnstraßen" wegen großen Besucherströmen

Der Börsenverein nutzte die Leipziger Buchmesse, um eine neue bundesweite Werbekampagne für das Bücherlesen zu starten. "Vorsicht Buch!", so der Titel, sei sehr positiv aufgenommen worden, erklärte Sikpis am Sonntag.

Vor allem der kriselnde stationäre Buchhandel soll mit der Kampagne unterstützt werden. Bei den Ausstellern auf der nach Frankfurt zweitgrößten deutschen Buchmesse herrschte nach vier Tagen eine positive Stimmung. "Es war wunderbar. Die Messe war voll. Die Leute lesen nach wie vor", sagte etwa Marietta Frick am Stand des Verlages dtv.

Auch andere Verlage berichteten von einem großen Andrang eines lesefreudigen Publikums. Am besucherstärksten Tag am Samstag war es in den Hallen teilweise eng geworden. Die Messe richtete "Einbahnstraßen" ein, um die Besucherströme zu lenken.

Buchmesse-Direktor Oliver Zille nahm den Ansturm jedoch gelassen: "Es ist ein großes psychologisches Element: Auf einer Publikumsmesse muss auch was los sein", sagte er.

Lesungen rappelvoll

Auch das Begleitprogramm "Leipzig liest" - inzwischen Europas größtes Lesefestival - wurde von den Bücherfreunden gut angenommen. Zahlreiche Lesungen an vielen verschiedenen Orten in Leipzig waren rappelvoll. Gelegentlich - wie beim Auftritt von Michail Gorbatschow in einer Kirche - musste sogar Publikum abgewiesen werden. An "Leipzig liest" und der Buchmesse hatten sich rund 2900 Autoren beteiligt.

E-Book boomt

So viel Interesse wie die Leipziger Buchmesse auf sich zog, so verheißungsvoll war nach Angaben des Börsenvereins der Start ins Jahr 2013. Die Umsätze legten um 1,7 Prozent zu. "Die Nachfrage nach dem Buch ist in dieser Gesellschaft ungebrochen und stark", sagte Skipis. 2012 hatte die Branche rund 9,6 Milliarden Euro umgesetzt.

Eine der spannenden Zukunftsfragen wird es allerdings sein, wo die Menschen ihre Nachfrage nach Büchern befriedigen. Die Krise des stationären Buchhandels ist nicht ausgestanden. Laut einer Umfrage des Börsenvereins erwarten nur 25 Prozent der Händler derzeit gute Geschäfte, die Hälfte geht dagegen lediglich von mittleren Umsätzen aus.

Aktuell werden laut Börsenverein 49,5 Prozent des Branchenumsatzes über den stationären Buchhandel erwirtschaftet, mit leicht sinkender Tendenz. Der Buchhandel sei ein Beispiel für den Wandel - dessen Ende nicht in Sicht ist.

Nicht mehr wegzudenken vom Markt sind inzwischen die E-Books, auch das war auf der Leipziger Buchmesse wieder zu sehen. Sowohl die Leser als auch Autoren interessieren sich für die Möglichkeiten des digitalen Publizierens.

Steuerten die E-Books 2011 noch ein Prozent zum Branchenumsatz bei, waren es 2012 schon zwei Prozent. Die Tendenz hier: klar steigend.

"Einfach auch viel Schrott dabei"

Doch so leicht es ist, als Leser ein E-Book runter- und als Autor eines in die Verkaufsplattform hochzuladen - das klassische, professionell lektorierte und layoutete Buch wird es so schnell wohl nicht verdrängen. Denn die Qualitätsprobleme der selbstverlegten E-Books sind nicht wegzudiskutieren.

Diese Erfahrung machte Wolfgang Tischer, Jurymitglied für den in diesem Jahr erstmals in Leipzig aufgelegten Indie-Autoren-Preis für erfolgreiche Selbstverleger. Mehr als 400 Titel wurden eingereicht. "Von den 100 Titeln, die ich bewerten musste, waren vielleicht 2 richtig gut", sagte Tischer. "Da ist einfach auch viel Schrott dabei."

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