King David Hotel in Jerusalem:Festung der Mächtigen

Barack Obama Israel King David Hotel Jerusalem

Das King David Hotel in Jerusalem wird Barack Obama während seines Israel-Besuchs beherbergen. 

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Wer etwas bewegen will im Nahen Osten, der steigt im ehrwürdigen King David Hotel in Jerusalem ab. Hinter seinen dicken Mauern wird seit 1931 Geschichte gemacht. Nun kommt endlich auch US-Präsident Barack Obama hierher.

Von Peter Münch, Jerusalem

Roni Carmel ist außer Atem, doch daran hat er sich gewöhnt in den vergangenen Wochen. Mit wehenden Rockschößen hastet er durch die Gänge, den Röntgenblick nach rechts und links gerichtet: Sind die Suiten fertig, die Blumen an ihrem Platz, ist alles perfekt für SEINEN Besuch? Liegt das Goldene Buch bereit, in das ER seine geschwungene Signatur mit dem riesengroßen "O" setzen wird? Wie, Herrgott noch mal, wird IHM das mit der koscheren Küche gefallen? Und vor allem: Ist alles sicher für IHN, dessen Aufenthalt das Hotel, die Stadt, ja den ganzen Staat in einen Ausnahmezustand versetzt?

US-Präsident Barack Obama kommt nach Israel - und Roni Carmel trägt stellvertretend fürs ganze Land viel von der Last dieses Besuchs. Er ist der Delegationsmanager des King David Hotels in Jerusalem, in dem Obama samt Entourage an diesem Mittwoch für zwei Nächte Quartier bezieht. Das Hotel ist gewiss auf hohe Gäste eingestellt, genau dafür wurde es ja sogar 1931 erbaut. Monarchen und sonstige Machtmenschen gehören hinter den dicken Mauern, die mehr an eine Festung als an einen Palast erinnern, zum Stammpublikum. "Aber so etwas wie bei Obama hat es hier noch nie gegeben", sagt Carmel, "bei jedem Präsidenten wird es härter."

King David Hotel in Jerusalem: Roni Carmel, Official Delegations Manager im King David Hotel. In der Hand hält er ein Goldenes Buch, in dem die Unterschriften vieler prominenter Gäste gesammelt sind.

Roni Carmel, Official Delegations Manager im King David Hotel. In der Hand hält er ein Goldenes Buch, in dem die Unterschriften vieler prominenter Gäste gesammelt sind.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Historischer Besuch an historischem Platz

Es ist ein irgendwie historischer Besuch an einem ganz bestimmt historischen Platz. Das King David Hotel ist immer schon mehr gewesen als bloße Kulisse für große Ereignisse. Es ist ein Ort, an dem Geschichte gemacht wird - und das gilt ganz gewiss nicht nur für jenen Tag im Juli 1946, an dem der komplette Südflügel in die Luft flog. Mehr als 90 Menschen starben damals in den Trümmern, es war ein Anschlag jüdischer Terroristen gegen die britische Mandatsmacht, die im Hotel ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Verantwortlich für das Blutbad war ein Untergrundkämpfer namens Menachim Begin - und als Begin drei Jahrzehnte später Ministerpräsident von Israel war, da hat er hier im King David Hotel noch einmal Geschichte geschrieben und den ägyptischen Präsidenten Anwar al-Sadat getroffen zum ersten Gespräch über einen Friedensschluss.

In den Hallen und den Hinterzimmern ging es immer wieder um die schicksalhaften Weichenstellungen einer Region, die seit Jahrzehnten die Weltpolitik beschäftigt wie keine andere. Im Lesesaal zeigt Roni Carmel auf jenen Tisch, an dem 1994 der Friedensvertrag zwischen Israel und Jordanien unterzeichnet wurde. Man hatte das massive Möbelstück dafür eigens zu einem Grenzübergang nahe Eilat geschafft. Wer etwas bewegen will im Nahen Osten, der muss sich hier in diesem Hotel niederlassen. Und nun kommt also endlich auch Barack Obama, der in seiner ersten Amtszeit den Besuch in Israel fast demonstrativ gescheut hatte.

233 Zimmer für Obama samt Gefolge

Das gesamte Haus mit seinen 233 Zimmern steht dem Präsidenten und seinen Leuten zur Verfügung. Wer vorher gebucht hatte, erhielt ein freundliches Schreiben der Hotelleitung, dass sein Zimmer leider anderweitig gebraucht werde. "Das sind Unannehmlichkeiten, aber es muss sein", sagt Carmel, "denn solche Besuche gehören zum Charakter des Hotels." Es würde wohl auch niemand außerhalb der Delegation freiwillig hier wohnen wollen angesichts der Sicherheitsvorkehrungen.

Warum Obama auf Cheeseburger verzichten muss

Schon vor Wochen waren die ersten Trupps vom Secret Service hier, Rohrleitungen wurden überprüft, die Dächer für die Position der Scharfschützen inspiziert, die Nachbarschaft ausgeleuchtet. Nichts wird dem Zufall überlassen, und auch den Gastgebern wollen die Amerikaner nur bedingt vertrauen. Was sie brauchen zum Schutz des Präsidenten, bringen sie selber mit in zwei Transportmaschinen, die zusätzlich zur Air Force One in Israel landen.

King David Hotel in Jerusalem: Die Lobby des King David Hotel in Jerusalem.

Die Lobby des King David Hotel in Jerusalem.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Obamas Limousine ist dabei, genannt "The Beast", ein gepanzertes Ungetüm, das selbst Angriffen mit biologischen und chemischen Waffen standhalten soll. Und natürlich werden auch die eigenen Marine One-Hubschrauber bereitstehen, damit der Präsident vom Himmel hoch herabsteigen kann bei seiner Friedensmission zwischen Jerusalem und Ramallah.

Es wird eine anstrengende Reise, zahllose Termine in 48 Stunden. Die "großartige Aussicht" auf die Altstadtmauern von Jerusalem, den "schönsten Gartenpool der Welt" und all die Annehmlichkeiten seiner 4000 Dollar teuren Suite, die Roni Carmel mit professionellem Pathos preist, wird Obama kaum genießen können. Doch ein wenig Ruhe wird er finden und Entspannung - Probleme gibt es höchstens, wenn der Präsident einen Cheeseburger will, eine Pizza oder auch nur ein Stück Brot.

Denn das King David ist ein koscheres Hotel, und in den Tagen des Besuchs erfordert das noch einmal verschärfte Regeln. In der nächsten Woche nämlich beginnt das jüdische Pessach-Fest, an dem des Auszugs aus Ägypten gedacht wird und zur Erinnerung an die Fluchtbedingungen der Altvorderen nur ungesäuertes Brot gegessen wird.

King David Hotel in Jerusalem: In welchem Zimmer wird er schlafen? Wegweiser zum King David Hotel.

In welchem Zimmer wird er schlafen? Wegweiser zum King David Hotel.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Vor dem Fest muss jedes Haus koscher für Pessach gemacht und gründlich von allen Brotkrümeln gereinigt werden - und weil das im gesamten Hotel unmöglich gewesen wäre in der kurzen Frist nach Obamas Abreise, hat der jüdische Frühjahrsputz bereits stattgefunden und die Pessach-Regeln gelten jetzt schon. "Die Amerikaner wussten vorher davon", sagt Roni Carmel, "und sie akzeptieren es."

Eine Alternative hätten sie in Jerusalem auch nicht gefunden. Gewiss, es gibt genügend andere Fünf-Sterne-Häuser. Doch erstens sind auch die alle koscher - und zweitens gibt es nur ein King David Hotel.

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