Rettungspaket der EU:Zypern - ab sofort ein anderes Land

Zypern Laiki-Bank Nikosia

Ein Angestellter der Laiki-Bank während der Proteste vor dem zyprischen Parlament in Nikosia am vergangenen Freitag

(Foto: AP)

Es ist ein herber Schlag für Bankeigentümer und Investoren: Ihr Geld wird nun zur Lösung der Finanzkrise in Zypern verwendet. Das ist gerecht, denn diejenigen, die am meisten profitiert haben, müssen nun auch Verantwortung übernehmen. Und doch: Das ganze Land wird leiden. Bislang hat der Euro den Zyprern nur Ärger gebracht.

Ein Kommentar von Cerstin Gammelin

Zypern ist vor der Pleite gerettet, die internationalen Kreditgeber sind bereit, bis zu zehn Milliarden Euro auf die Mittelmeerinsel zu überweisen. Die kleinen Sparer können aufatmen.

Die europäischen Politiker haben sich wieder an Gesetze und Versprechen erinnert, die sie vor gar nicht langer Zeit gegeben und zwischenzeitlich verdrängt hatten: Einlagen bis 100.000 Euro werden doch nicht angetastet, um Zypern zu sanieren. Die Politiker haben damit in der vergangenen Nacht einen der größten Fehler in drei Jahren Euro-Rettung und Schuldenkrise korrigiert. Ob das Vertrauen der Bürger wieder zurückkommt, wird sich zeigen. Ebenso unklar ist, ob das zyprische Rettungspaket 2.0 besser ist als das vor einer Woche beschlossene, dann aber im zyprischen Parlament durchgefallene Paket.

Für die Steuerzahler der Euro-Länder, die die Kredite garantieren müssen, hat sich nichts verändert. Weder sind durch den Deal 2.0 die Sicherheiten gewachsen, dass die Kredite zurück gezahlt werden. Noch sind sie gefallen. Aber für Bankeigentümer, Investoren und Anleger über 100.000 Euro hat sich das Blatt gewendet. Anders als vor einer Woche geplant, werden die beiden größten Banken jetzt ausschließlich mit deren Geld und Vermögen abgewickelt beziehungsweise re-kapitalisiert. Kein einziger Euro der zugesagten zehn Milliarden Euro darf in den Bankensektor fließen, lautet die Vereinbarung.

Diejenigen, die bisher am meisten profitiert haben, müssen also jetzt endlich auch Verantwortung für Verluste übernehmen. Das ist gerecht, aber die Bürger Zyperns wird das kaum freuen - wegen der Kollateralschäden.

Dramatische wirtschaftliche Folgen

Wenn eines mit Sicherheit gesagt werden kann, dann dies: Zypern ist ab heute ein anderes Land. Über Nacht hat das Land seine Haupteinnahmequelle verloren, das Geschäftsmodell ist zerschlagen. Mit konkreten Folgen für die Bürger. Der Staat wird Tausende Bedienstete entlassen. Die Abwicklung der zweitgrößten Bank Laiki und die Verkleinerung des größten Geldhauses Bank of Cyprus dürfte 10.000 Menschen arbeitslos machen.

Die Kaufkraft des Landes wird sinken, was wiederum die kleinen Unternehmen auf der Insel in Schwierigkeiten bringen dürfte. Dazu steigen diverse Steuern, werden Kredite für Unternehmen schwierig zu bekommen sein, sind Abhebungen und Überweisungen streng begrenzt. Insgesamt wird der Geldverkehr auf unabsehbare Zeit eingeschränkt.

Die Bürger Zyperns werden das Gefühl haben, in einem anderen Land zu leben. Auch die Retter rechnen mit dramatischen wirtschaftlichen Folgen - vorsichtshalber beschlossen sie - wie zuvor bei Griechenland - eine Task-Force zu gründen, die beim Wiederaufbau der Insel helfen soll. Das zeigt, mit welch großen Problemen sie rechnen.

Doch eines auf Zypern ist ganz anders als in Irland, Griechenland oder Portugal: Die Bürger haben keine guten Erfahrungen mit dem Euro. Die kleine Mittelmeerinsel hat die Gemeinschaftswährung 2008 eingeführt. Dann kam die Finanzkrise. Und seither ging es wirtschaftlich bergab.

Steigende Arbeitslosenzahlen, steigende Neuverschuldung, wachsender Schuldenberg. Nun ist noch das Geschäftsmodell weg. Der Euro und Zypern - das ist eine Kombination, die ihre Sinnhaftigkeit, ihren Nutzen für das Land und seine Bürger erst noch beweisen muss.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: