Arbeiter im Industriepark Kaesong in Nordkorea:Verbündete wider Willen

Arbeiter im Industriepark Kaesong in Nordkorea: Nordkoreanische Arbeiter in einer südkoreanisch geführten Fabrik in der Sonderwirtschaftszone Kaesong. (Archivfoto von September 2012).

Nordkoreanische Arbeiter in einer südkoreanisch geführten Fabrik in der Sonderwirtschaftszone Kaesong. (Archivfoto von September 2012).

(Foto: AP)

Kim Jong Un verweigert südkoreanischen Arbeitern den Zugang zu einem Industriepark im Grenzgebiet. Der Machthaber Nordkoreas will damit Druck auf die Regierung Südkoreas ausüben - doch die ist die falsche Adresse für derlei Drohungen.

Eine Analyse von Christoph Neidhart, Tokio

Nordkorea ist völlig isoliert, das Regime von Kim Jong Un fühlt sich vom alljährlichen gemeinsamen Manöver Südkoreas mit den USA bedroht. Zumal die Amerikaner das Säbelrasseln Pjöngjangs in diesem Jahr mit Demonstrationen ihrer militärischen Übermacht beantworten. Und sich taub stellen, wenn Nordkorea droht.

Jetzt hat Kims Diktatur neue, unwahrscheinliche und vermutlich widerwillige Verbündete entdeckt. Es versucht, die 123 südkoreanischen Firmen, die im Industriepark Kaesong wenige Kilometer nördlich der innerkoreanischen Grenze 42.000 Nordkoreaner beschäftigen, für seine Zwecke einzuspannen. Dazu hat er den südkoreanischen Managern der Produktionsbetriebe am Mittwoch die Einreise verwehrt. Auch Güter wurden nicht über die Grenze gelassen.

Nordkorea kann nicht die Absicht haben, den Industriepark zu schließen. Für das verarmte Land ist er eine wichtige Devisenquelle. Die Firmen, die in Kaesong produzieren, haben sich schon am Sonntag an die südkoreanische Präsidentin Park Geun Hye gewandt und sie gebeten, den politischen Streit möglichst rasch zu beenden. Seinetwegen würden wertvolle Ressourcen verschwendet. Auch müsse der Industriepark unbedingt erhalten bleiben.

Sollte Nordkorea ihn schließen, wäre das ein schwerer Schlag für die südkoreanische Industrie. 15.000 Südkoreaner würden sofort ihren Job verlieren, so die Unternehmer.

Nordkorea scheint zwar darauf gesetzt zu haben, dass die 123 Firmen Druck auf Präsidentin Park ausüben würden. Allerdings ist die Regierung in Seoul die falsche Adresse. Kim muss schließlich nicht Südkorea beeindrucken, sondern die amerikanische Armee. Auf diese hat Park kaum Einfluss. Und die US-Armee wird keine Rücksicht auf die 123 Unternehmen und einige tausend südkoreanische Jobs nehmen. Wenn das Geschrei verklungen ist, dürfte Pjöngjang deshalb den Zugang zum Industriepark, in dem am Mittwoch normal gearbeitet wurde, wieder öffnen.

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