Spanisches Königshaus:Infantin Cristina als Verdächtige vorgeladen

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Princess Cristina und ihr Eheman Iñaki Urdangarín bei einem Besuch in Schweden 2010. (Foto: AFP)

Bisher stand nur ihr Mann im Verdacht, Steuergelder in Millionenhöhe unterschlagen zu haben: Jetzt ermittelt die Justiz auch gegen die spanische Königstochter Cristina. Das erste Mal in der Geschichte des Landes steht damit ein direkter Nachkomme des Königs unter Korruptionsverdacht.

Spaniens Prinzessin Cristina ist von einem Ermittlungsrichter in Palma de Mallorca offiziell zur Verdächtigen erklärt worden. Richter José Castro lud die 47-jährige Infantin für den 27. April zu einer Vernehmung vor, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Efe am Mittwoch unter Berufung auf Justizkreise.

Der Jurist ermittelt bereits gegen Cristinas Ehemann Iñaki Urdangarín, dem die Unterschlagung von Steuergeldern in Millionenhöhe vorgeworfen wird. Der Ex-Handballprofi Urdangarin hatte als Präsident der gemeinnützigen Stiftung Nóos Millionensummen von den Regionalregierungen der Balearen und von Valencia sowie von anderen Sponsoren erhalten. Mit dem Geld organisierte die Stiftung Sportkongresse und Werbeveranstaltungen. Urdangarín wird vorgeworfen, einen Teil der Summen über Privatfirmen auf eigene Konten abgezweigt zu haben.

Seine Frau Cristina steht im Verdacht, an den Geschäften ihres Mannes beteiligt gewesen zu sein. Die zweitälteste Tochter von König Juan Carlos und Königin Sofía, hatte dem Vorstand der Stiftung Nóos angehört. Zudem war sie Miteigentümerin einer der in den Skandal verwickelten Firmen.

Die Justiz hatte bisher Ermittlungen gegen die Infantin ablehnt. Die Ermittler waren davon ausgegangen, dass Cristina an den Geschäften ihres Mannes nicht aktiv beteiligt gewesen sei und nur ihren Namen für die Vorstandsposten hergegeben habe. Ein früherer Geschäftspartner Urdangaríns habe der Justiz dann jedoch E-Mails vorgelegt, die darauf hindeuteten, dass die Infantin möglicherweise doch in die unternehmerischen Entscheidungen einbezogen wurde.

Die Justiz ermittelt damit erstmals in der Geschichte der spanischen Monarchie in einem Korruptionsskandal gegen einen direkten Nachkommen des Königs. Das Königshaus lehnt eine Stellungnahme bisher ab. "Der Palast äußert sich nicht zu Entscheidungen der Justiz", sagte ein Sprecher.

© Süddeutsche.de/dpa/ratz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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