Konflikt um Sonderwirtschaftszone:Nordkorea blockiert weiterhin Einreise nach Kaesong

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US-Verteidigungsminister Chuck Hagel. (Foto: AFP)

Warten an der Grenze: Nordkorea verweigert Hunderten südkoreanischen Arbeitern erneut den Zugang zum gemeinsam betriebenen Industriepark Kaesong. Auch die Drohungen aus Pjöngjang an die USA werden schärfer - US-Verteidigungsminister Hagel will nun ein Raketenabwehrsystem auf die Pazifikinsel Guam verlegen.

Die Provokationen aus Nordkorea halten an: Auch am Donnerstag verweigerte Pjöngjang südkoreanischen Pendlern die Einreise in den gemeinsamen Industriekomplex Kaesong an der Grenze. Direkt an der Grenze warteten am Morgen etwa 40 Fahrzeuge auf Zugang zu dem gemeinsam von Nord- und Südkorea betriebenen Komplex, berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP. Nachdem über Lautsprecher mitgeteilt worden sei, dass südkoreanischen Arbeitern weiter keine Einreiseerlaubnis erteilt werde, seien die Fahrzeuge umgekehrt.

Nach Angaben des Vereinigungsministeriums in Seoul wollten am Donnerstag insgesamt 526 Arbeiter und 421 Fahrzeuge nach Nordkorea einreisen. Üblicherweise überqueren die südkoreanischen Arbeiter um 8.30 Uhr Ortszeit (1.30 Uhr deutscher Zeit) die Grenze. Wie lange die Sperre dauern soll, war unklar. Nordkorea habe lediglich den Südkoreanern die Ausreise erlaubt, die sich noch im Komplex aufgehalten hätten, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf die Behörden. Am Mittwoch hatte Nordkorea die Maßnahme verhängt. Seoul hatte das kommunistische Nachbarland aufgerufen, das Verbot unverzüglich aufzuheben.

Widersprüchliche Meldungen gibt es zum Verbleib der Arbeiter, die sich noch in Kaesong aufhalten: Ein Sprecher der Vereinigung der ansässigen Firmen sagte, Nordkorea habe den Unternehmen eine Frist gesetzt, um den Industriekomplex bis zum 10. April zu verlassen. Die südkoreanische Regierung wies dies allerdings umgehend als falsch zurück. Wie Yonhap berichtete, basiere der Bericht auf einem Missverständnis. Die Lage auf der koreanischen Halbinsel ist seit dem nordkoreanischen Atomtest im Februar äußerst gespannt. Der Betrieb in Kaesong war bislang weitergelaufen, allerdings hatte Pjöngjang mit Schließung gedroht.

Hagel sieht "echte und klare Gefahr" aus Nordkorea

US-Verteidigungsminister Chuck Hagel warnte eindringlich vor der Bedrohung durch das nordkoreanische Atomprogramm. Von Pjöngjang gehe eine "echte und klare Gefahr" für die USA und ihre Verbündeten Südkorea und Japan aus, sagte Hagel nach einer Rede an der Universität des US-Militärs in Washington. Nordkorea habe nukleare Fähigkeiten und Fähigkeiten zum Raketenabschuss. "Wir müssen diese Bedrohung ernst nehmen", fügte er hinzu. "Man braucht nur einmal falsch liegen, und ich möchte nicht der Verteidigungsminister sein, der falsch liegt."

Zugleich betonte er den globalen Machtanspruch seiner Streitkräfte - ungeachtet massiver Einsparungen im Verteidigungsetat. "Wenn wir nicht führen, füllt ein Anderer das Machtvakuum aus", sagte Hagel. "Die Welt, in der Amerika nicht führt, ist nicht die Welt, die ich meinen Kindern vererben möchte." Die USA dürften sich nicht den Luxus leisten, sich zurückzuziehen.

Nach Angaben der nordkoreanischen Volksarmee sei ein Angriff mit Atomwaffen auf die USA "endgültig" genehmigt. Dies berichten mehrere Nachrichtenagenturen unter Berufung auf nordkoreanische Quellen. Demnach habe der Generalstab erklärt, dass moderne Atomwaffen eingesetzt werden könnten. Die Regierung in Washington werde formal darüber informiert, dass dies eine Reaktion auf Drohungen aus den USA sei. "Der gnadenlose Einsatz unserer revolutionären Streitkräfte ist endgültig untersucht und genehmigt worden", hieß es in der Erklärung.

USA wollen Raketenabwehrsystem auf Guam errichten

Nordkorea verfügt nach Ansicht von Experten allerdings nicht über die technischen Mittel, das US-Festland mit Langstreckenraketen anzugreifen. Doch ein Angriff mit Mittelstreckenraketen etwa auf die US-Truppen in Südkorea oder Militärstützpunkte in Japan läge durchaus im Bereich des Möglichen. Ferner kann das Land mit seinen Raketen Ziele in ganz Südkorea erreichen.

Das Pentagon kündigte bereits zuvor an, "in den kommenden Wochen" ein Raketenabwehrsystem auf der zu den USA gehörenden Pazifik-Insel Guam aufzustellen. Die Verlegung des THAAD-Systems, das Raketen in großer Höhe abfangen kann, sei eine "Vorsichtsmaßnahme" angesichts der Drohungen aus Nordkorea. Pjöngjang hatte die US-Militäreinrichtungen auf Guam als mögliches Ziel eines Raketenangriffs genannt.

Seit einem nordkoreanischen Raketentest im Dezember und einem Atomwaffentest Pjöngjangs im Februar haben die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel stark zugenommen. Als Reaktion auf verschärfte internationale Sanktionen und eine gemeinsame Militärübung von Südkorea und den USA drohte der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un mit einem Atomkrieg. Das US-Militär beorderte in den vergangenen Tagen Kampfflugzeuge und Zerstörer in die Region.

"Wir tun alles, was wir können, gemeinsam mit China und anderen, um die Situation auf der koreanischen Halbinsel zu entschärfen", sagte Hagel. Dabei versuche die US-Regierung die Führung in Pjöngjang zu überzeugen, dass eine atomare Aufrüstung nicht in ihrem Interesse sei.

© AFP/dpa/mahu/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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