Ein Gericht in Avignon hat am Mittwoch eine Mutter freigesprochen, die ihren dreijährigen Sohn mit einem fragwürdigen T-Shirt in die Vorschule geschickt hatte. Vorne stand: "Ich bin eine Bombe", hinten: "Jihad, geboren am 11. September". Der Junge ist tatsächlich auf den arabischen Namen Jihad getauft, was "Heiliger Krieg" bedeutet, und er ist am 11. September geboren. Die Lehrerin hatte die Mutter gebeten, dem Jungen das T-Shirt auszuziehen, was diese auch anstandslos tat. Allerdings meldete sie den Vorfall der Stadt. Der Bürgermeister von Isle-sur-la-Sorgue verklagte dann die Mutter.
Vor Gericht entspann sich ein Streit darüber, ob der Aufdruck nur ein dummer Scherz gewesen sei, der von der Meinungsfreiheit geschützt ist, oder die Verherrlichung eines Verbrechens. Das Gericht entschied nun, dass eine Verurteilung nicht möglich sei. Es sei nicht nachweisbar, dass mit dem Aufdruck die Terroranschläge in New York vom 11. September 2001 gepriesen werden sollten. Geschenkt bekommen hatte der Dreijährige das T-Shirt von seinem Onkel, dem Bruder der Mutter. Er hatte es in einem Geschäft in Avignon gekauft.
Politische Wucht hatte der Fall bekommen, weil der rechtsextreme Front National in der Gegend um Avignon besonders stark ist. Dem konservativen Bürgermeister wurde unterstellt, dass er sich gegen die Konkurrenz am rechten Rand profilieren wollte. Aufsehen erregte, dass die Mutter und ihr Bruder sich nicht öffentlich entschuldigen wollten. Sie spielten den Vorfall herunter. Über den Freispruch zeigten sich beide erleichtert.