Neue Umfrage:Steinbrück selbst bei sozialer Gerechtigkeit hinter Merkel

SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück in Hamburg

Hat in Umfragen wieder zwei Prozentpunkte verloren. Peer Steinbrück.

(Foto: dpa)

"Hätte, hätte - Fahrradkette": Peer Steinbrück liebt die Lakonie. Doch bei den Wählern kommt er nicht besonders gut an: Die Umfragewerte der SPD sinken weiter und die Beliebtheit des K-Kandidaten gleich mit. Sogar auf sozialdemokratischem Kerngebiet liegt Merkels Herausforderer erstmals hinter der Kanzlerin.

Die Sozialdemokraten sind in diesen Tagen vielbeschäftigt, ein politisches Großereignis steht an. Doch während die Vorbereitungen für den Parteitag am Wochenenende in Augsburg eifrig vorangetrieben werden, kämpft die SPD mit Problemen. Und um die Gunst der Wähler.

Denn das ZDF-Politbarometer zeigt: Wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre, kämen die Sozialdemokraten auf 27 Prozent. Und verlieren damit zwei Prozentpunkte.

Doch den heftigsten Rückschlag für die SPD birgt die Rubrik der Kanzler-Frage: Erstmals erwarten die Befragten mehr soziale Gerechtigkeit von Kanzlerin Angela Merkel als von ihrem Herausforderer Peer Steinbrück. Merkel liegt mit 26 Prozent der Stimmen zwei Punkte vor Steinbrück - ausgerechnet im wichtigsten Themenbereich der Sozialdemokraten. Und auch in Finanzfragen erwarten die Wähler mehr von Merkel. Wenn es um die Lösung der Euro-Krise geht, trauen 46 Prozent der Amtsinhaberin mehr zu und nur zehn Prozent dem SPD-Kandidaten.

Als Steinbrück 50 Pfennig verdiente

Der SPD-Politiker scheint um die Werte zu wissen - und zehrt lieber von den Erfolgen seiner Jugendzeit, als er in der Fußballarena des HSV arbeitete, die damals noch Volksparkstadion genannt wurde: "Da habe ich die größte Karriere meines Lebens gemacht", sagte Steinbrück in Hamburg. "Ich bin innerhalb eines Jahres von den Fahrrädern über die Motorrädern zu den Autos aufgestiegen." Sein Lohn sei von 20 auf 50 Pfennig und anschließend auf eine Mark gestiegen. "So was habe ich in meinem Leben nicht mehr hingekriegt", sagte Steinbrück - und fügte an: "Ich meine den Aufstieg."

Dass die SPD auch in den Kategorien "glaubwürdig" und "sympathisch" als Verlierer aus der Umfrage hervorgeht, mag an den Fehltritten liegen, die sich Spitzenkandidat Steinbrück leistete. So bezeichnete er den früheren italienischen Minsterpräsidenten Silvio Berlusconi und den Chef der Fünf-Sterne-Protestbewegung, Beppe Grillo, als "Clowns". Dann weigerte er sich, die Aussage zurückzunehmen.

"Hätte, hätte - Fahrradkette"

Jüngst stieß die SPD mit ihrem grammatikalisch fragwürdigen Wahlkampfslogan "Das Wir entscheidet" ein Zeitarbeitsunternehmen vor den Kopf, das mit dem Spruch schon seit Jahren wirbt. Doch auch hier: kein Einlenken seitens des Kanzlerkandidaten. "Hätte, hätte - Fahrradkette", äußerte er sich lakonisch zu Vorhaltungen, sein Team hätte besser recherchieren sollen. "Dieser Slogan ist rechtlich nicht geschützt", sagte er im ARD-Morgenmagazin - und will ihn weiter verwenden. Die Aufregung halte er für unverhältnismäßig, so Steinbrück.

Auch im direkten Vergleich mit der Kanzlerin verliert Steinbrück. 63 Prozent der Befragten wünschen sich wieder Merkel als Kanzlerin. Damit hat sie drei Prozentpunkte dazugewonnen, während Steinbrück zwei Punkte verlor. Ihn wollen nur 27 Prozent als Regierungschef.

Wähler haben mehr Sympathie für Merkel

Ähnlich deutlich fällt die Bewertung der Eigenschaften "glaubwürdig" und "sympathisch" aus: Merkel erhält jeweils sehr viel bessere Bewertungen (44 Prozent beziehungsweise 50 Prozent) als Peer Steinbrück, den nur elf Prozent für glaubwürdiger und 17 Prozent für sympathischer halten. Allerdings: 40 Prozent sehen überhaupt keinen Unterschied in der Glaubwürdigkeit Merkels und Steinbrück, für 27 Prozent der Befragten sind sie auch in puncto Sympathie gleichauf.

Die Union hingegen steigert sich bei der Sonntagsfrage im Vergleich zum Vormonat um zwei Punkte auf 42 Prozent. Die FDP würde mit vier Prozent nicht in den Bundestag einziehen. Die Grünen bleiben stabil bei 14 Prozent, die Linkspartei verliert einen Punkt auf sechs Prozent. Auf Grundlage der Zahlen käme zurzeit nur eine große Koalition infrage. Sowohl eine Koalition aus Union und Grünen als auch ein rot-rot-grünes Bündnis hätten eine Mehrheit, doch die betroffenen Parteien lehnen diese Konstellationen ab.

Für das Politbarometer befragte die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen von Dienstag bis Donnerstag 1302 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte am Telefon. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland und findet monatlich statt.

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