Transplantationsmedizin:US-Forscher züchten Nieren im Labor

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Im Labor hergestellt: eine Niere aus alten Fasern und neuen Zellen. (Foto: REUTERS)

In Zeiten, da Tausende Patienten auf ein Spenderorgan warten, sind solche Meldungen hoch willkommen. US-Wissenschaftler konnten künstliche Nieren in Ratten verpflanzen und zum Funktionieren bringen.

Allein in Deutschland fehlen 12.000 Spenderorgane. Wissenschaftler versuchen schon länger, Organe im Labor nachzubauen. Nun konnte eine von US-Wissenschaftlern gezüchtete Niere Ratten erfolgreich eingepflanzt werden und dann ihre Funktion zumindest ansatzweise aufnehmen.

Wie Wissenschaftler vom Massachusetts General Hospital im Fachmagazin Nature Medicine (online) beschreiben, nahmen sie Nieren von Ratten aus Ausgangsmaterial. Sie entfernten so viele Zellen von den Organen, dass nur noch ein Geflecht aus Collagen-Fasern übrig blieb. Diesem Gerüst fügten sie dann Nierenzellen von neugeborenen Ratten sowie menschliche Zellen hinzu, die Blutgefäße bilden sollten. Anschließend kultivierten sie die Organe bis zu 12 Tage lang in einem Bioreaktor. Später pflanzten sie die neuen Nieren Ratten ein. Die Organe filterten Blut und produzierten Urin. Allerdings war ihre Funktion im Vergleich zu normalen, gesunden Nieren deutlich eingeschränkt.

Dennoch sehen die Forscher ihre Methode prinzipiell bestätigt und hoffen, dass derartige Organe eines Tages Spenderorgane ersetzen können. Ihre Idealvorstellung: "Die Organe könnten nach Bedarf aus den Zellen des Patienten produziert werden", sagt Studienleiter Harald Ott.

Ein großer Vorteil wäre, dass die aus Patientenzellen aufgebauten Organe nicht die Gefahr von Abstoßungsreaktionen bergen. Die Organempfänger müssten daher nicht wie bisher lebenslang Medikamente nehmen, die das Immunsystem unterdrücken und damit anfällig für Infektionen machen.

Die Wissenschaftler sehen in ihrer Arbeit auch einen möglichen Ausweg aus dem Dilemma des weltweiten Organmangels. Zwar brauchen sie für das Grundgerüst immer noch Spendernieren. Doch könnten ihrer Ansicht nach dafür auch weniger gesunde Organe genommen werden, die heute für eine Transplantation nicht in Frage kommen.

Allerdings sind noch viele Fragen offen: Menschliche Nieren sind wesentlich größer als die von Ratten. Ob die Besiedlung mit neuen Zellen genauso funktioniert, ist nicht sicher. Unklar ist auch, wie die Nierenfunktion noch verbessert werden kann und wie die Langzeit-Auswirkungen sind.

Forscher haben bereits versucht, auf ähnlichem Weg andere Organe zu züchten. Die Niere aber ist besonders kompliziert nachzubauen. Dabei ist sie das am häufigsten transplantierte Organ.

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