Schmachtwort von Michael Bublé:"Alle Männer stehen unter dem Pantoffel"

Der kanadische Schmusesänger Michael Bublé

Das Schmachtwort sprach diesmal der Pantoffelheld Michael Bublé.

(Foto: sde)

Der kanadische Schmusesänger würde über die deutsche Diskussion um die Frauenquote vermutlich nur den Kopf schütteln. Sind es doch die Männer, die dringend Unterstützung bräuchten. Eine Verteidigung des Pantoffelhelden in der letzten Schmachtwort-Kolumne.

Von Violetta Simon

Was war das Leben einfach. Früher, als der Mann noch einen klar umrissenen Aufgabenbereich hatte - Beschützer und Geldbeschaffer. Und die Frau wusste, wo ihr Platz ist: daheim, bei den Kindern und Töpfen. Was zählte, war die Meinung des Mannes. Seine Botschaft: Ich hab alles unter Kontrolle.

Heute muss er sich eine neue Aufgabe suchen. Denn die Kontrolle, die hat sie. Und seine Meinung sagt er nur noch, wenn die Frau gerade nicht zuhört. Weil die sonst sowieso nur wieder die Augen verdrehen würde. Ihn vor seinen Freunden lächerlich machen würde. Oder schlimmer noch: Ihn an seinen Ohren nach Hause zerren würde.

In seinem Bestreben, es der Frau recht zu machen, hat der Mann sämtliche Höhen und Tiefen durchlaufen: vom Steinzeit-Macho über den romantischen Softie bis hin zum kinderpflegenden Karrieristen mit Callboy-Qualitäten, Handwerker-Ausbildung, Putzfimmel und Sternekoch-Ambitionen. Nun ist er endlich angekommen - wenn auch nicht da, wo er hinwollte: unter dem Pantoffel der Frau.

Manche sprechen über das Ergebnis dieser sozialen Evolution ganz offen, wie zum Beispiel Michael Bublé. "Alle Männer stehen unter dem Pantoffel - manche wollen es nur nicht zugeben", zitiert die Bunte den kanadischen Schmusesänger.

Karawane der Entrechteten

Man sieht sie direkt vor sich: die Karawane der Entrechteten, allen voran Bruce Willis, der auf der Kinoleinwand noch immer so tut, als sei er einer von den ganz Harten. Unterdessen macht sich seine Ehefrau Emma Heming Willis in aller Öffentlichkeit über ihn lustig und spottet: "Mein Mann ist ein Softie."

Es folgt ein Heer zahlloser unterdrückter Pantoffelhelden, die hinter vorgehaltener Hand ihr Martyrium beklagen: "Ich muss meine Schuhe ausziehen, bevor ich die Füße auf den Couchtisch lege. Und die schmutzige Wäsche in einen Wäschekorb stecken, kannst du dir das vorstellen?" "Das ist noch gar nichts! Meine setzt mir neuerdings Mahlzeiten aus fremdartigen Hülsenfrüchten vor, in denen sich statt Fleisch grünes, rotes und gelbes Gemüsezeug befindet." "Und wahrscheinlich behauptet sie auch noch, sie wisse am besten, was gut für dich ist, stimmt's?", kommentiert ein ausgezehrter Mittvierziger, dem zwei Büschel Stangelsellerie aus den Ohren ragen.

Unterdrückung als Erfolgskonzept

"Meckert eure auch jedesmal, wenn ihr euch mit ein paar Kumpels auf ein Bier treffen wollt?", fragt einer. "Schlimmer noch", antwortet ein anderer, "Meine hat mir auf mein Handy 'ne drink less-App installiert, die den Alkoholpegel misst - und besteht darauf, dass ich ihr alle 30 Minuten die Ergebnisse simse." Mitleidiges Kopfschütteln von den Umstehenden. "Man muss wirklich ein starker Mann sein, um eine starke Frau zu haben", ächzt ein smarter Dunkelhaariger, der Pierce Brosnan äußerst ähnlich sieht. "Und man muss ein noch stärkerer Mann sein, um auf diese Frau zu hören."

"Genau!", pflichtet ihm ein kleiner Herr mit großer Nase in einem verknitterten Trenchcoat bei, der sich als Dustin Hoffman zu erkennen gibt. "Jetzt verkauft er uns seine Unterjochung gleich wieder als Erfolgskonzept", tuschelt einer und verdreht dabei die Augen. Und tatsächlich, im nächsten Moment verkündet der Mann: "Ehe funktioniert nur, wenn er eine Heidenangst vor ihr hat!"

Die Umstehenden klopfen ihm beschwichtigend auf die Schulter, einer murmelt: "istjagut" und "wirdschonwieder". Dann öffnet er eine Dose mit der Aufschrift "Gegen Traumata und Panikattacken - drei Mal täglich", reicht ihm eine rosafarbene Tablette und schiebt ihn in Richtung eines gigantischen Pantoffels mit den Worten: "Geh nach Hause, is' besser so."

In der Abenddämmerung verliert sich die Menge allmählich, die letzten Männer verschwinden unter ihren Pantoffeln.

Und die Frauen? Die schütteln betrübt den Kopf und fragen sich: "Wo sind sie nur geblieben, die echten Kerle?" Dabei blättern sie seufzend in den Hochglanzmagazinen, in denen Männer mit freiem Oberkörper zu sehen sind, die Brust enthaart und wie gemeißelt. Sie betrachten verträumt die Leinwand, auf der sich gerade ein attraktiver Student in einen Werwolf verwandelt und wippen geistesabwesend zu den Rhythmen von Rainhard Fendrichs "Macho, Macho"-Song. Immerhin, sie haben sich durchgesetzt.

Da hebt eine von ihnen anmutig den Fuß, wirft einen prüfenden Blick auf den Boden darunter und ruft: "Alles klar da unten?" "Aber sicher, mein Schatz - alles prima!" ertönt es von dort.

"Einen Vorteil hat die Sache", sagt einer der Männer im Schatten seines Pantoffels und nimmt einen Schluck Bier. "Hier unten hat man wenigstens seine Ruhe."

Geben Sie es ruhig zu, der Schluss gefällt Ihnen nicht. Wir finden die Situation auch nicht zufriedenstellend. Aber so sieht die Realität nun mal aus - im Kampf der Geschlechter herrscht eine Pattsituation. Eines ist sicher: Es wird weitergehen. Wir bleiben dran. Nach einer kreativen Pause wird sich die Autorin dem wichtigsten Thema der Welt in einer neuen Kolumne widmen. Bis dahin wünschen wir Ihnen viel Glück in der Liebe!

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