Universität Karlsruhe:"Spitze der Weltliga"

In Karlsruhe fusionieren erstmals in Deutschland eine Universität und ein Forschungszentrum. KIT soll die Einrichtung heißen - die Anlehnung an das amerikanische MIT ist dabei kein Zufall.

Tanjev Schultz

Das gab es in Deutschland bisher noch nie: Eine Universität und ein außeruniversitäres Forschungszentrum fusionieren. Bundesbildungsministerin Annette Schavan und der baden-württembergische Wissenschaftsminister Peter Frankenberg (beide CDU) unterzeichneten am Donnerstag eine Verwaltungsvereinbarung, mit der sie den Zusammenschluss der Uni Karlsruhe mit dem zur Helmholtz-Gemeinschaft gehörenden Forschungszentrum Karlsruhe besiegelten.

Universität Karlsruhe: Wissenschaftler an der Universität Karlsruhe: Die Fusion ist eine wissenschaftspolitische Sensation.

Wissenschaftler an der Universität Karlsruhe: Die Fusion ist eine wissenschaftspolitische Sensation.

(Foto: Foto: ddp)

Das daraus entstehende "Karlsruhe Institute of Technology" (KIT) ist wissenschaftspolitisch eine Sensation, weil der Bund hier direkt mit einem Bundesland zusammenarbeitet. Das KIT startet im Oktober mit einem Jahresetat von 700 Millionen Euro und 8000 Beschäftigten.

Anlehnung ans MIT

Durch das KIT soll Karlsruhe zum führenden Zentrum der Energieforschung in Europa werden. Auch in der Nanotechnologie und in der Ausbildung von Ingenieuren könnte das KIT eine internationale Spitzenposition einnehmen. Der Name ist bewusst angelehnt an die amerikanische Elite-Universität MIT (Massachusetts Institute of Technology). Das Institut in Karlsruhe soll "an die Spitze der Weltliga der Forschungseinrichtungen gelangen", sagten Schavan und Frankenberg.

Das KIT vereint in einer Rechtsperson zwei Funktionen, die der Landesuniversität und die einer Großforschungseinrichtung. Bisher waren diese Funktionen in Deutschland getrennt. Für Hochschulen sind die Länder zuständig, außeruniversitäre Institute werden dagegen überwiegend vom Bund finanziert. Im Falle des Forschungszentrums Karlsruhe kommen 90 Prozent vom Bund und zehn Prozent vom Land.

Keine demokratischen Beteiligungsrechte

Vom KIT erhoffen sich die Chefs der beteiligten Einrichtungen, Eberhard Umbach vom Forschungszentrum und Uni-Rektor Horst Hippler, Synergien in Forschung und Lehre, bei der Berufung herausragender Wissenschaftler und dem Einwerben von Drittmitteln. Unter anderem wegen ihres Konzepts für das KIT wurde die Universität Karlsruhe vor drei Jahren im bundesweiten Uni-Wettbewerb zu einer Exzellenz-Hochschule gekürt. Seitdem laufen die Vorbereitungen für die Fusion, Anfang Juli dieses Jahres verabschiedete der baden-württembergische Landtag ein entsprechendes Gesetz. Studentenvertreter kritisierten, dass die demokratischen Beteiligungsrechte beim KIT zu gering seien.

Das KIT ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, dabei müssen die Finanzströme von Bund und Land aus verfassungsrechtlichen Gründen weiterhin getrennt bleiben. Deshalb ist eine getrennte Buchführung nötig, wobei dies in der Praxis im Einzelfall zu schwierigen Unterscheidungen führen kann - zum Beispiel, wenn Forscher aus Bundesmitteln Bücher oder Geräte anschaffen, die dann aber auch in der Lehre und von den Studenten genutzt werden.

Bund und Land stellen dem KIT weitgehende Autonomie in Aussicht. Es soll die volle Arbeitgeber- und Dienstherreneigenschaft für alle Mitarbeiter erhalten und von festen Stellenplänen entbunden werden. Eventuell kann das KIT auch die Liegenschaften vom Land übernehmen. Kleinere Bauvorhaben sollen ohne Beteiligung der staatlichen Bauverwaltung durchgeführt werden können.

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