"Tannhäuser"-Premiere in Düsseldorf:Ouvertüre mit Gaskammer

Tannhäuser-Oper in Düsseldorf abgesetzt; Entscheidung der Rheinoper trifft auf breite Zustimmung

Elena Zhidkova als Venus und Daniel Frank als Tannhäuser in einer Szene der Wagner-Oper "Tannhäuser" unter der Regie von Intendant Kosminski an der Rheinoper in Düsseldorf

(Foto: dpa)

"Was hat das mit Tannhäuser zu tun?": In Düsseldorf feiert die Richard-Wagner-Oper in der Fassung von Regisseur Burkhard C. Kosminski Premiere und erntet Buhrufe. Kosminski hatte die Handlung in die Zeit des Nazi-Regimes verlegt und wird dafür noch auf der anschließenden Premierenfeier von Zuschauern angegangen.

Die drastische Inszenierung von Richard Wagners "Tannhäuser" als Nazi-Verbrecher mit der Darstellung des Mordens in Gaskammern hat bei der Premiere in der Düsseldorfer Rheinoper heftige Reaktionen ausgelöst. Nach nur 30 Minuten gellten am Samstag empörte Buhrufe aus dem Publikum, verärgerte Zuschauer verließen ihre Plätze, einige knallten die Türen.

Regisseur Burkhard C. Kosminski, der Intendant des Mannheimer Schauspiels, hatte für seine erste Operninszenierung die sagenhafte Handlung um Tannhäuser im Venusberg und den Sängerkrieg auf der Wartburg in der Zeit des Nazi-Regimes und der Entstehung der Bundesrepublik angesiedelt. Während der berühmten "Tannhäuser"-Ouvertüre sinken nackte Darsteller in einem Kreuz aus gläsernen Würfeln, die sich mit Nebel füllen, zu Boden.

Der Venusberg, bei Wagner Ort der hedonistischen Liebe, wird zum Schauplatz einer brutalen Erschießungsszene. Venus in Nazi-Uniform und ihre SS-Schergen ermorden eine Familie und zwingen Tannhäuser dazu, ebenfalls zu töten.

"Beleidigung, Alptraum"

Sänger und Chefdirigent Axel Kober, der im Sommer die "Tannhäuser"-Inszenierung von Sebastian Baumgarten auf dem "Grünen Hügel" in Bayreuth dirigieren wird, bekam nach Ende der Aufführung langen Applaus. Regisseur Kosminski dagegen erntete, kaum hatte er die Bühne betreten, wütende Buhrufe. "Beleidigung" und "Alptraum" waren nur einige Reaktionen. Sogar bei der anschließenden Premierenfeier wurde Kosminski noch Zielscheibe der Wut einiger Zuschauer, so dass Opernintendant Christoph Meyer die Gäste zur Ordnung rufen musste.

Die Inszenierung habe schon während der Probenzeit heftige Diskussionen ausgelöst, erzählen Beteiligte. Tannhäuser werde zu einem "Albtraum deutscher Geschichte", heißt es im Begleitheft. "Was hat das mit Tannhäuser zu tun?", fragt ein erboster Herr, bevor er das Parkett fluchtartig verlässt.

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