Türpolitik in Münchner Klubs:Betreiber wehren sich gegen Rassismus-Vorwürfe

Gäste vor der Diskothek "Pacha" in München, 2012

Wer reinkommt, ist drinnen. Gäste vor dem Pacha.

(Foto: Stephan Rumpf)

"Wir tolerieren keine Form von Rassismus": Der Verband der Münchner Kulturveranstalter reagiert auf die Vorwürfe des Ausländerbeirats mit Unverständnis. Dass Menschen an der Klubtür scheiterten, habe nichts mit der Hautfarbe der Gäste zu tun. Das sei ein ganz normales Phänomen des Nachtlebens.

Von Thierry Backes

Der Verband der Münchner Kulturveranstalter wehrt sich gegen Rassismusvorwürfe des Ausländerbeirats. "Wir tolerieren keine Form von Rassismus und fühlen uns völlig zu Unrecht angeklagt", sagt der Vorstandsvorsitzende des Vereins, Alexander Wolfrum. Er spricht nicht für alle, wohl aber für ein knappes Dutzend prominenter Klubs, darunter das Harry Klein, die Rote Sonne, die Milchbar oder das Pacha.

Der Verband habe Mitte März ohne äußeren Anlass eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich mit den Themen Ausländerfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Hass auseinandersetze, sagt Wolfrum. "Wir sind sehr an einem toleranten, bunten München interessiert. Da sind die Vorwürfe von Herrn Dipama eher kontraproduktiv."

Hamado Dipama vom Ausländerbeirat hatte die Türen von 25 Münchner Klubs Mitte April getestet - mit einem ernüchternden Ergebnis: In vier von fünf Fällen war Menschen afrikanischer oder türkischer Herkunft der Eintritt verwehrt worden. Wie berichtet, will Dipama zehn Klubbetreiber verklagen, weil er sich in seiner Persönlichkeit verletzt fühlt.

"Das Nachtleben hat einen hohen Integrationswert"

"Meiner Meinung nach hat Herr Dipama hier gar kein Rassismus-Phänomen wahrgenommen, sondern ein Nachtleben-Phänomen", sagt Pacha-Chef Michi Kern, der nicht selten als Türsteher im Einsatz ist. "Jeder ist doch schon mal irgendwo nicht reingekommen." Junggesellenabschiede seien bei ihm im Klub zum Beispiel unerwünscht, ebenso Menschen in Tracht, offensichtlich angetrunkene Gäste und natürlich Jugendliche unter 18 Jahren.

Die Herkunft der Feierwilligen sei aber nie ein Kriterium, sagt Kern, im Gegenteil: "Wir wünschen uns ein sehr gemischtes Publikum", auch mit ausländischen Gästen. Von den Vorwürfen zeigt er sich daher "verblüfft. Aus meiner Sicht hat das Nachtleben einen hohen Integrationswert."

Der Verband will nach einem ersten Gespräch in Kontakt mit Dipama bleiben. "Wenn er uns mitteilt, was er welchem Klub genau vorwirft, gehen wir dem gerne nach", sagt Wolfrum, "selbst wenn der Betreiber kein Verbandsmitglied ist." Wenig Verständnis hat er indes für die Klagen, die Dipama einreichen will. "Das ist natürlich kein guter Einstieg in Gespräche."

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