Frankreichs Aufsteiger AS Monaco:Der Dünger-Oligarch kauft ein

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Der russische Oligarch und Präsident des AS Monaco, Dmitrij Rybolowljew (links), im Gespräch mit Fürst Albert

(Foto: AFP)

Fußball-Europa blickt verstört auf das Treiben am Mittelmeer: Mit den Millionen von Oligarch Rybolowljew will der AS Monaco sofort nach dem Aufstieg die französische Ligaspitze erobern. Sogar der kolumbianische Überangreifer Falcao war angeblich bereits zum Medizincheck da.

Von Johannes Aumüller

Die fürstliche Familie war entzückt. Ende 2011 befand sich ihr einst so ruhmreicher Klub AS Monaco in arger Not, letzter Platz in Liga zwei - da näherte sich aus Russland die Rettung. Der Oligarch Dmitrij Rybolowljew übernahm zwei Drittel des Vereins und versprach viele Investitionen. Es kamen also ein paar Spieler wie der Bundesliga-Verteidiger Andreas Wolf, die für einen Zweitligisten eigentlich zu gut waren, und als Trainer der renommierte Claudio Ranieri.

Und spätestens jetzt, eineinhalb Jahre und einen Aufstieg später, blickt Fußball-Europa verstört auf das Treiben am Mittelmeer. Denn auf seiner Shopping-Tour hat sich der AS Monaco der Luxus-Abteilung zugewandt. Vergangene Woche verpflichtete er für 70 Millionen Euro João Moutinho und James Rodriguez vom FC Porto, nun folgte Ricardo Carvalho (Real Madrid), der kolumbianische Überangreifer Falcao war angeblich schon zum Medizincheck da, dazu vielleicht Fábio Coentrão - es sieht so aus, als wolle Monaco gleich in Jahr eins nach dem Wiederaufstieg das mit katarischem Geld aufgemotzte Paris Saint-Germain herausfordern.

Und das alles dank Dmitrij Jewgenjewitsch Rybolowljew, 46, geschätzt knapp zehn Milliarden Dollar reich, einst Russlands Dünger-König, Spitzname "der große Schweiger".

Er hat wie viele Oligarchen eine kuriose Biografie. In seiner Heimat Perm arbeitete er Anfang der Neunziger zunächst als Kardiologe; für nur 120 Rubel pro Monat plus zehn Rubel Diplom-Zulage. Erstes richtiges Geld verdiente er mit einer Firma, die sich auf eine Methode der Magnetfeld-Therapie spezialisierte. Doch er stieg bald ins Investmentgeschäft ein, stand an der Spitze einer Privatbank - und verschaffte sich die Mehrheit am Mineraldüngerhersteller Uralkali.

Zwischendurch saß er im Gefängnis, weil er einen Mord in Auftrag gegeben haben soll; nach elf Monaten wurde er freigesprochen. Restlos aufgeklärt wurde der Fall nie. 2010 verkaufte er Uralkali für 5,3 Milliarden Dollar - und baute seinen Anteil an der Bank of Cyprus auf zehn Prozent aus; als Anfang 2013 die Zypern-Krise ausbrach und die Oligarchen um das dort geparkte Geld fürchten mussten, vermerkte die bankeigene Internetseite nur noch 5,01 Prozent.

In Monaco droht Ärger

Rybolowljews Beziehung zu Russlands Staatsführung ist wechselhaft. Früher galt sein Verhältnis zu Wladimir Putin als eng. Der Spiegel berichtete einmal von einem Vorfall, wonach ein Oppositionsmann Rybolowljew 2005 um Spenden bat. Antwort: Er könne wiederkommen, "wenn ihr an der Macht seid". Später kühlte Rybolowljews Verhältnis zu Putin offenkundig ab. Rund um den Uralkali-Verkauf soll er von politischer Seite unter Druck geraten sein.

Als er den Fürstenklub kaufte, sagte Rybolowljew, das sei "kein reines Erwerbsgeschäft", sondern "der Beginn einer effizienten und schlagkräftigen Partnerschaft". Es gab aber auch andere Erklärungsan- sätze. Einer besagt, dass der Oligarch im Scheidungskrieg mit seiner Frau, die Milliarden fordert, so ein wenig Vermögen entziehen kann. Ein anderer wies darauf hin, dass sich das erwirtschaftete Geld in der Steueroase Monaco effektiv weiterverarbeiten lässt.

Zudem haben Rybolowljew und seine 24-jährige Tochter Jekaterina den Hang, in Statussymbole zu investieren. Dazu zählen eine Donald-Trump-Villa für 100 Millionen Dollar, die bis dahin teuerste Wohnung New Yorks für 88 Millionen Dollar, ein Privat-Airbus, eine gigantische Gemäldesammlung sowie per langlaufendem Leasing-Vertrag eine Mittelmeer-Insel von den Erben des Onassis-Clans. Dieser Deal könnte aber noch Ärger geben; der griechische Juristenrat prüft, ob nicht das Testament des Tycoons missachtet wurde.

Ärger droht nun auch in Monaco. Beim Angriff auf die Ligaspitze kommt Rybolowljew auch das Steuerrecht zugute: Carvalho & Co. müssen in Monaco kaum Abgaben auf ihre Zehn-Millionen-und-mehr-pro-Jahr-Verträge zahlen. Die Konkurrenz will das nicht hinnehmen, der Profiligaverband beschloss, dass von der nächsten Spielzeit an alle Erst- und Zweitligisten Steuern zahlen müssen. AS legte Einspruch ein. Einen Kompromiss von Verbandspräsident Le Graet, nach dem Monaco in den nächsten sieben Jahren 200 Millionen Euro als Ausgleich zahlen soll, lehnte die Liga ab.

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