FC Bayern unter Guardiola:Wenn der Beste für die Besten kommt

Pep Guardiola, FC Bayern München, Fußball Bundesliga

Könnte die Ära nach Guardiolas Barça einläuten: der künftige Bayerntrainer

(Foto: AFP)

In 24 Tagen wird sich die Welt für einen Moment nicht weiterdrehen: Dann tritt der Fußball-Messias seinen Dienst beim FC Bayern an. Doch was soll Pep Guardiola überhaupt noch verbessern? Es gibt tatsächlich noch ein paar Baustellen bei den Münchnern - um eine neue Ära begründen zu können.

Ein Kommentar von Andreas Burkert

Sofern er es sich jetzt nicht doch anders überlegt, falls ihn die Wucht des einzigartigen Triumphs, den der FC Bayern in Berlin komplettierte, nicht noch abschreckt, wenn er sich also wirklich der Aufgabe in einem für ihn neuen Kulturkreis stellt - dann beginnt in nur 24 Tagen ein Spektakel, das die Bundesliga noch nicht gesehen hat: Pep Guardiola, 42, tritt seinen Dienst in München an.

Die Welt wird sich dann wohl kurz nicht weiterdrehen, der Handel an den Börsen wird ausgesetzt und an den bayerischen Schulen Pep-frei gegeben, damit alle teilhaben können an der Ankunft eines Fußballmissionars, um nicht zu sagen: eines Messias. Irgendwo zwischen Obama und dem Papst rangiert ja offenbar dieser Josep "Pep" Guardiola i Sala, der einstige Architekt der umschwärmten Stil-Ikone Barça.

Die Frage wäre nun allerdings: Was will er eigentlich in München? Was soll er denn hier noch verbessern? Und ist es nicht sogar für einen Heiligen des Spiels unmöglich, mehr zu gewinnen als alles?

Die Triple-Bayern dürften, wenn sie mal wieder nüchtern sind, über solche Bedenken milde lächeln. Nein, Fußball lässt sich nicht kontrollieren, nicht mal mit einem Guardiola, und es kann sein, dass die Bayern demnächst mal wieder ein Spiel verlieren, bei einem Konzepttrainerteam aus Mainz vielleicht oder gegen westfälische Pressingmaschinen. Ja, es ist sogar möglich, dass sie ausnahmsweise mal nicht sämtliche Pokale und Schalen gewinnen.

Aber darum ging es den Münchnern auch nicht, als sie sich im Spätherbst und Winter die erste Trophäe sicherten: den mutmaßlich tollsten Coach des Planeten. Sondern eben auch darum, was Kapitän Philipp Lahm vor drei Jahren denkwürdig in einem Interview anprangerte, für das er gern die Strafgebühr von angeblich 50.000 Euro entrichtete: Er forderte von seinem mancherorts ja als reichlich großkotzig empfundenen Verein mehr als plumpe Millionentransfers: eine Philosophie, eine fußballerische Identität.

Deshalb ist der Coup der Bayern mit Guardiola eine Ideallösung, um die Basisarbeit des eigenwilligen Sonnenkönigs Louis van Gaal, auf der Jupp Heynckes jetzt mit bewundernswerter Wandlungsfähigkeit sein Meisterwerk errichtete, in die Zukunft zu überführen.

Im Nachhinein wirkt Guardiolas Verpflichtung wie ein Masterplan, denn was wäre denn die Alternative gewesen? Heynckes selbst hat betont, dass er nicht mehr der Jüngste sei, zumindest nicht jung genug, um einen Klub in die Moderne zu begleiten. Er tritt jetzt zu Recht als Legende ab, und auf ihn folgt ein junger Trendsetter, der nach allem, was man bisher gehört hat, keine Abrissarbeiten oder sonstige Revolutionen plant - sondern allenfalls ein paar Verfeinerungen.

Man weiß gar nicht, wen man mehr beneiden soll: die Bayern wegen dieser Perspektive oder Guardiola, weil er scheinbar ideale Voraussetzungen vorfindet.

Der angeblich Beste übernimmt die Besten, für den Rest der Liga muss das bedrohlich klingen. Aus Sicht der Bayern, die sich ihren erdrückend anmutenden Status übrigens nicht erschummelt, sondern rechtmäßig erspielt und erwirtschaftet haben, könnte diese Konstellation mehr sein als ein Abenteuer mit einem berühmten ausländischen Coach.

Denn eine Aufgabe bleibt diesem Pep Guardiola ja sehr wohl, obwohl nun im Münchner Vitrinenschrank sämtliche Trophäen stehen. Für drei Jahre hat er unterschrieben, und das könnte reichen, um in Europa eine neue Ära zu begründen: die Ära nach Guardiolas Barça.

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