Hochwasser in München:Die Isar bleibt zahm

Überschwemmte Isar.

Das Hochwasser der Isar ist für München bislang keine akute Gefahr. Doch auch hier drückt Grundwasser in die Keller.

(Foto: Robert Haas)

Bayern versinkt in den Fluten, München nicht: Das Hochwasser ist für die Stadt bislang keine akute Gefahr, nicht zuletzt dank der Isar-Renaturierung. Doch auch hier drückt Grundwasser in die Keller.

Von Christiane Lutz

Viele Regionen der Republik versinken im Wasser. In München ist die Hochwasserlage, anders als im Umland, weniger dramatisch. Ein paar Fragen gibt es dennoch.

Wie ist die Lage am Hauptbahnhof?

In der Nacht zum Montag waren ein Regionalexpress und ein City Nightliner auf dem Weg gen Süden am Hauptbahnhof zu Schlafzügen umfunktioniert worden, um gestrandeten Reisenden eine Übernachtungsmöglichkeit zu geben. Vor den Informationsschaltern der Bahn drängen sich auch am Montag noch die Menschen, doch die meisten hätten Verständnis für die Zugausfälle, so ein Sprecher. Der Verkehr Richtung Rosenheim und Kufstein war am Montag komplett gesperrt, auch am Dienstag wird der Bahnhof Rosenheim aller Wahrscheinlichkeit nach nicht angefahren. Grund ist ein Damm, der brechen könnte.

Was macht die Polizei?

Die Münchner Polizei hatte im Stadtgebiet kaum Arbeit mit dem Unwetter. Einzig in der Grünwalder Straße direkt an der Ecke zum Mittleren Ring lösten sich am Sonntagabend "durch Regen und Wind" größere Fassadenplatten von einer Hauswand. "Wir haben ansonsten nicht einen größeren Schadensfall", sagte ein Sprecher.

Wie viele Einsätze hatte die Feuerwehr bereits wegen des Hochwassers?

Keinen. Einzig der steigende Grundwasserpegel drückt das Wasser in etliche Garagen und Keller, bereits 200-mal ist die Feuerwehr in den letzten Tagen deswegen ausgerückt. Allerdings bringe es wenig, die Keller auszupumpen, so lange der Grundwasserspiegel nicht sinke, sagt ein Sprecher. Die Feuerwehr rät aber betroffenen Haushalten, Wertgegenstände aus Kellern und Garagen zu räumen. In sechs Haushalten in der Au wurde vorsorglich der Strom abgeschaltet, weil die elektrischen Anlagen vom Wasser beschädigt werden könnten.

Hochwasser in München: Spektakuläres Schauspiel: Die reißende Isar auf Höhe der Maximiliansbrücke lockt Neugierige an.

Spektakuläres Schauspiel: Die reißende Isar auf Höhe der Maximiliansbrücke lockt Neugierige an.

Idee der Renaturierung der Isar war auch, die Stadt vor Hochwasser zu schützen. Funktioniert das?

Das funktioniert: "Man hat die Badewanne größer gemacht", so ein Sprecher des Wasserwirtschaftsamts München, daher passe auch mehr Wasser hinein. Dies ist das erste Hochwasser nach Abschluss der Renaturierung, Veränderungen des Flusslaufes sind an einigen Stellen einkalkuliert, zwischen Thalkirchner und Großhesseloher Brücke beispielsweise kann die Isar ihr Bett neu gestalten. Was sich aber genau am Flusslauf verändert, wird sich erst nach Abfluss des Wassers zeigen.

Wie ist die Lage am Sylvensteinspeicher, der den Wasserstand der Isar reguliert?

"Wir haben das Volumen maximal ausgenutzt und aus dem Speicher das Maximale rausgekitzelt", sagt Tobias Lang vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim. Während der letzten Tage hat der Speicher trotz Regen durchgehend Wasser abgegeben, sodass Platz für neues Wasser entsteht und nicht alles auf einmal gen München fließt. Allerdings wird es noch etwa eine Woche dauern, bis der Sylvensteinspeicher entleert ist. Daher bleibt der hohe Wasserstand der Isar noch ein paar Tage, selbst wenn sich das Wetter bessert.

In Passau wurde die Trinkwasserversorgung eingestellt. Droht dies auch der Stadt München?

Nein. Nach Angaben der Stadtwerke stehen allerdings auch Gewinnungsgebiete des Münchner Trinkwassers unter Hochwasser. Dadurch kann es passieren, dass der Boden das Wasser nicht mehr richtig filtern und reinigen kann. Damit das Wasser weiterhin trinkbar bleibt, wird im Mangfalltal eine kleine Menge Chlor ins Wasser gegeben, dass sich bis München aber wieder verflüchtigt.

Kulturstrand oder Campingplatz - was machen die Menschen, die eigentlich jetzt draußen sein wollten?

"Wir sind das schlechte Wetter gewohnt", sagt Benjamin David, Organisator des Kulturstrandes. Er ist zuversichtlich, dass die Bilanz am Ende stimmen wird. Bisher musste gut die Hälfte der Veranstaltungen abgesagt werden.

Auch auf dem Campingplatz Thalkirchen ist man entspannt: "Das Hochwasser betrifft uns gar nicht, wir haben momentan etwa 150 Leute auf dem Platz, die meisten in Wohnwagen", so ein Sprecher. Wegen des Regens abgereist sei keiner.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: