NSU-Prozess:Neue Ermittlungen gegen Zschäpe

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Hat der NSU 1999 eine Bombe in einer Nürnberger Kneipe versteckt? Wegen eines erst jetzt bekannt gewordenen versuchten Rohrbombenanschlags hat der Generalbundesanwalt Ermittlungen gegen die mutmaßliche Rechtsterroristin Zschäpe eingeleitet. Die Teile der Bombe sollen noch einmal untersucht werden.

Von Annette Ramelsberger

Der Generalbundesanwalt hat offiziell Ermittlungen gegen die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe wegen des erst jetzt bekannt gewordenen versuchten Rohrbombenanschlags von Nürnberg eingeleitet. Gegen die Hauptangeklagte im NSU-Prozess werde wegen des Vorwurfs des versuchten Mordes ermittelt, bestätigte Markus Köhler, der Sprecher der Bundesanwaltschaft, der Süddeutschen Zeitung.

Seine Behörde gehe davon aus, dass bei dem Anschlag ein Mensch getötet werden sollte. Die Bombe galt offensichtlich dem türkischen Wirt einer Nürnberger Kneipe. Eine Putzhilfe fand den als Taschenlampe getarnten Sprengstoff unter dem Waschbecken und wurde dabei leicht verletzt. Zschäpe muss sich bereits wegen zehnfachen Mordes und mehrerer Mordversuche verantworten.

Wie die Süddeutsche Zeitung erfuhr, war das 13,5 mal zwei Zentimeter große Eisenrohr, in dem der Sprengstoff abgefüllt war, nicht geplatzt und hatte so keine Splitterwirkung entfaltet. Offenbar waren die Enden des Rohrs nicht fest genug verschraubt, sodass der Druck entweichen konnte. "Wäre das Rohr geplatzt, wie von den Tätern geplant, dann hätte das Opfer keine Hände mehr und vermutlich auch keine Augen", sagt ein Experte, der mit den Ermittlungen von 1999 vertraut ist. "Auf jeden Fall hätte das Opfer Bombensplitter in Gesicht und Brust."

1999 war für die Nürnberger Polizei offenbar kein politischer Hintergrund erkennbar

Die Teile der damals wohl vom NSU gelegten Bombe liegen noch in der Asservatenkammer. Sie werden nun auf DNA und Fingerabdrücke von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe untersucht - damals hatte man nichts Verwertbares gefunden. Die Nürnberger Polizei notierte 1999, es sei kein politischer Hintergrund erkennbar. Dafür machte sie deutlich, dass sowohl die Putzhilfe als auch der türkische Wirt wegen Drogendelikten "in Erscheinung getreten" seien. Dieses Muster zog sich auch durch alle anderen NSU-Ermittlungen.

Der Nürnberger Taschenlampen-Anschlag war erst durch die Aussage des Angeklagten Carsten S. wieder ins Blickfeld der Behörden gerückt. Der Angeklagte hatte vergangene Woche vor Gericht ausgesagt, dass "die beiden Uwes" ihm erzählt hatten, sie hätten eine Taschenlampe in einen Laden in Nürnberg gestellt. Er habe das mit Sprengstoff assoziiert. Die Polizei in Nürnberg hatte im Jahr 1999 zwar ermittelt, dann aber war der Anschlag in Vergessenheit geraten.

© SZ vom 18.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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