Neues Betriebssystem:Wie München Microsoft Konkurrenz macht

Viren, Würmer, Schadprogramme: Wer mit Windows XP arbeitet, muss bald ohne neue Updates von Microsoft auskommen, das Betriebssystem wird nicht länger unterstützt. Jetzt greift die Stadt München zu einer ungewöhnlichen Maßnahme - und macht dem Konzern mit kleinen Geschenken Konkurrenz.

Von Silke Lode

Für Millionen Computer-Nutzer ist der 8. April 2014 ein schwarzer Tag. An diesem Tag beendet Microsoft seine Unterstützung für das Betriebssystem Windows XP. Das bedeutet, dass keine Sicherheitslücken mehr geschlossen werden; neuen Viren und andere Schadprogramme finden somit leicht Einfalltore. Laut einer Studie von "Net Applications" läuft auf weit mehr als jedem dritten Rechner Windows XP, in Deutschland soll das Betriebssystem nach Schätzungen noch auf 20 Millionen PCs installiert sein. Nur der Nachfolger Windows 7 verzeichnet noch mehr Nutzer.

Die Stadt München greift nun zu ungewöhnlichen Mitteln, um jenen XP-Nutzern zu helfen, die Microsoft im Regen stehen lässt: Sie will kostenlose CDs mit dem alternativen Betriebssystem Linux in ihren Bibliotheken und bei Veranstaltungen verteilen.

Microsoft möchte den Vorgang nicht kommentieren, ehe ihn der Verwaltungsausschuss des Stadtrats an diesem Mittwoch offiziell beschlossen hat. Doch der Vorschlag von Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) ist eindeutig: 2000 CDs will die Stadt zunächst brennen lassen, auf denen sich eine ausgewählte Linux-Variante befindet. Sie sei gut gepflegt, weit verbreitet und werde bis April 2017 aktualisiert.

Daniela Rothenhöfer, die bei der Stadt die Abteilung für IT-Strategie leitet, hält die ausgewählte Variante "Ubuntu" für relativ einfach bedienbar, da die Oberfläche ähnlich wie bei Windows gestaltet ist. "Grundsätzlich braucht man schon Vorwissen, aber das ist auch nötig, wenn man eine Windows-Installations-CD einlegt."

Der Stadt geht es mit ihrer Aktion, die auf eine Idee des ÖDP-Stadtrats Tobias Ruff zurück geht, um zwei Dinge: Zum einen will sie ganz im Sinne des Initiators einen Beitrag zur Vermeidung von Elektroschrott leisten. Denn nicht alle Rechner, auf denen noch Windows XP läuft, erfüllen die Anforderungen, die ein neueres Betriebssystem stellt. "Wir wollen aber auch zeigen, dass unsere Stadtverwaltung bei der IT innovativ ist", sagt Rothenhöfer.

Innovativ ist München in der Tat: Als erste Kommune hat die Stadt vor zehn Jahren entschieden, Microsoft Schritt für Schritt den Rücken zu kehren und fast alle Rechner in der Verwaltung auf eine Münchner Linux-Variante umzustellen. Das Projekt soll Ende 2013 abgeschlossen sein, dann läuft "Limux" auf 15.000 Rechnern.

Umstritten ist Limux bis heute. So mancher Nutzer würde lieber mit Microsoft-Produkten arbeiten, andere zweifeln die Spareffekte an. Umgestiegen ist die Stadt übrigens aus dem gleichen Grund, der jetzt viele Bürger verärgern könnte: Microsoft hatte angekündigt, die Unterstützung für das Windows-NT-Betriebssystem einzustellen.

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