Wetterchaos in Deutschland:Wo die Unwetter wüteten

Blitzeinschläge, entwurzelte Bäume, Auffahrunfälle: In der Nacht fegten starke Unwetter über Deutschland hinweg. In Augsburg waren zeitweise etwa 10.000 Haushalte ohne Strom, in Berlin rammte eine S-Bahn einen Baum und entgleiste. Ein Überblick über die Schäden der Nacht.

Gewitter, Sturm und Regen haben in der Nacht zum Freitag Feuerwehren und Polizei in Atem gehalten. Quer durch Deutschland berichteten Einsatzkräfte von vollgelaufenen Kellern, abgerissenen Stromleitungen und umgestürzten Bäumen und Bauzäunen.

Der Deutsche Wetterdienst hatte am Donnerstag auch vor Tornados gewarnt. Sie bleiben in Deutschland aber aus, sagte ein Meteorologe in Frankfurt am frühen Freitagmorgen. Entwarnung werde aber noch nicht gegeben: "Wir sind noch nicht davon überzeugt, dass es nicht wieder losgeht." Auch am Freitagmorgen könne es noch vereinzelt Gewitter geben, dann sei allerdings Schluss. Im Westen werde es am Freitag deutlich kühler, östlich der Elbe sei noch mit Temperaturen über 25 Grad zu rechnen.

+++ Süddeutschland +++

Unwetter über Augsburg

Unwetter über Augsburg: Die Feuerwehr zersägt einen umgestürzten Baum

(Foto: dpa)

Die Feuerwehr in der Oberpfalz berichtete von zahlreichen Blitzen, die in Dächer einschlugen: In Weiden in der Oberpfalz klaffte etwa nach einem Blitzeinschlag im Dach eines Wohnhauses ein eineinhalb Meter großes Loch, in einem anderen Haus sprengte der Blitz den Kamin. In Roding (Landkreis Cham) setzte ein Blitz das Dach eines Kuhstalls in Brand. Die Kühe waren im unteren, gemauerten Teil des Stalls und blieben unverletzt.

Im Landkreis Amberg-Sulzbach hagelte es so stark, dass einige Dachfenster zu Bruch gingen. Im Landkreis Regensburg war die B 8 auf Höhe Pfatter wegen umgestürzter Bäume für etwa eine Stunde komplett gesperrt. Im schwäbischen Augsburg waren nach Polizeiangaben mehrere Stadtteile zeitweise ohne Strom, weil Bäume auf Leitungen gefallen waren. Etwa 10.000 Haushalte waren zeitweise betroffen. Im Laufe des Abends gingen etwa 2600 Notrufe ein.

Im niederbayerischen Kollnburg (Landkreis Regen) erlitt ein Quadfahrer schwere Kopfverletzungen, vermutlich traf ihn ein herumfliegender Ast. Ein weiterer Quadfahrer wurde bei Aldersbach (Landkreis Passau) leicht verletzt, als ein Ast gegen sein Fahrzeug flog, teilte die Polizei mit. In Atting (Landkreis Straubing-Bogen) gab es einem kleinen Erdrutsch, der eine Straße komplett blockierte.

Im unterfränkischen Miltenberg stürzte auf einem Campingplatz ein Baum auf ein Zelt, dabei wurde ein Mensch schwer verletzt. In Oberfranken waren vor allem die Landkreise Bayreuth, Kronach und Coburg von vollgelaufenen Kellern, umgestürzten Bäumen und herausgespülten Gullydeckeln betroffen.

Auch im baden-württembergischen Karlsruhe fielen mehrere Bäume auf Autos, dabei wurden zwei Menschen leicht verletzt. Glück hatte dagegen eine Autofahrerin in Plankstadt bei Heidelberg, deren Wagen beim Fahren von einem Kindertrampolin getroffen wurde. Sie blieb unverletzt. Der Sturm hatte das Trampolin über eine Mauer gehoben.

Auf der Bahnstrecke Regensburg-Ingolstadt fuhr bei Abensberg ein Zug gegen einen Baum. Auch im oberpfälzischen Hagelstadt (Landkreis Regensburg) stieß ein Personenzug gegen einen umgestürzten Baum. In beiden Fällen wurde niemand verletzt. Die Bahnstrecke war zunächst gesperrt. Auch die Strecke zwischen Augsburg und Ulm war zeitweise lahmgelegt.

+++ Nordrhein-Wesfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen +++

Unwetter in NRW

Überschwemmte Straße in Lohmar, Nordrhein-Westfalen

(Foto: dpa)

In Rheinland-Pfalz verursachte ein auf die Straße gewehter Ast einen Auffahrunfall, bei dem ein Mensch schwer verletzt wurde. In Südhessen verletzte ein umstürzender Baum einen Autofahrer schwer.

Der Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalen ist nach dem Unwetter noch immer beeinträchtigt. Mehrere vom Starkregen überspülte Strecken seien gesperrt, teilte die Deutsche Bahn am Freitag mit. Bei Rheine wurden auch Oberleitungen beschädigt. Davon seien Verbindungen Richtung Münster bis in den Vormittag hinein betroffen. Auf der Strecke von Köln nach Koblenz standen Gleise vom Regen unter Wasser. Auch bei Gummersbach hatten die Unwetter Schäden auf den Bahnstrecken angerichtet. Vielerorts mussten die Reisenden am Freitag Verspätungen in Kauf nehmen.

In Bielefeld regnete es noch einmal so stark, dass vier Unterführungen unter dem Ostwestfalendamm überflutet wurden. Sieben Autos steckten darin fest, eine Fahrerin konnte auf ihr Autodach klettern und wurde von der Feuerwehr per Schlauchboot gerettet. Sie blieb unverletzt, teilte die Polizei mit. Eine der Unterführungen war auch am Freitagmorgen noch gesperrt. Vielerorts - so im Sauerland und im Münsterland - waren die Feuerwehren noch immer damit beschäftigt, die Schäden der Unwetter vom Tag zuvor zu beseitigen, Keller leerzupumpen und umgestürzte Bäume fortzuräumen.

+++ Norddeutschland +++

Gewitter in Berlin

Blitze am Nachthimmel in Berlin

(Foto: dpa)

Auch in Berlin wütete das Unwetter: Etwa 1000 Feuerwehrleute waren in der Nacht zum Freitag im Dauereinsatz, wie ein Feuerwehrsprecher am Morgen mitteilte. In Berlin-Zehlendorf rammte eine S-Bahn einen umgestürzten Baum und entgleiste. Die etwa 250 Fahrgäste wurden nicht verletzt. In Karow (Bezirk Pankow) ging das Dach eines Hauses in Flammen auf. Vermutlich sei ein Blitz eingeschlagen, sagte der Sprecher. Daneben gab es etwa 270 kleinere Einsätze: Die Feuerwehr musste vollgelaufene Keller auspumpen und umgestürzte Bäume wegschaffen. Die Höhe des Schadens stand noch nicht fest.

In Brandenburg war besonders der Landkreis Ostprignitz-Ruppin betroffen, wie die Polizei in Potsdam am Morgen mitteilte. In Walsleben sei ein Blitz in ein Haus mit Reetdach eingeschlagen. Das Gebäude ging sofort in Flammen auf. Verletzt wurde niemand. "In Papenbruch fiel wegen des Unwetters der Strom aus", sagte ein Polizeisprecher. In Wittstock brannte eine Scheune nieder. Auch hier sei zuvor ein Blitz eingeschlagen, hieß es. In Oranienburg (Landkreis Oberhavel) wurden mehrere Autos durch herabfallende Äste beschädigt. Vollgelaufene Keller mussten ausgepumpt werden.

In Niedersachsen und Bremen hatten Bewohner und Einsatzkräfte mit sturzflutartigen Regenfällen zu kämpfen. Im Emsland liefen laut Polizei Osnabrück zahlreiche Keller mit Wasser voll, die Notaufnahme des Klinikums Emsland konnte zwischenzeitlich nicht mehr angefahren werden. Im emsländischen Dörpen musste ein Supermarkt evakuiert werden, weil unter den Wassermassen zeitweilig das Dach einzustürzen drohte, sagte ein Sprecher der Einsatzleitstelle im Meppener Kreishaus. In Esens (Landkreis Wittmund) brannte ein Wohnhaus nach einem Blitzeinschlag, teilte die Polizei in Aurich mit. In Bremen liefen Tunnel voll, zahlreiche Bäume stürzten um. Die Besucher des Hurricane-Festivals in Scheeßel im Landkreis Rotenburg (Wümme) mussten ihre Zelte bei Regen und Gewitter aufbauen. Nach Auskunft von Feuerwehr und Polizei gab es keine Verletzten.

Schleswig-Holstein und Hamburg wurden hingegen weitestgehend verschont. Nach Auskunft von Polizei und Feuerwehr gab es zwar vereinzelt entwurzelte Bäume, herabfallende Äste und Regen, doch entstanden dabei keine größeren Schäden. "Wir hatten ein paar Einsätze wegen des Wetters, aber nichts Schlimmes", so ein Sprecher der Feuerwehr Hamburg.

In Bremen und Norddeutschland sei bei der Unwetterserie in 36 Stunden mehr Regen gefallen als sonst in einem Monat, teilte das Bremer Abwasserunternehmen Hansewasser mit.

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