Spanien beim Confed-Cup:Diebstahl oder Strip-Poker

Spanien beim Confed-Cup: Strip-Poker im Teamhotel? Seltsame Nachrichten dringen von der spanischen Nationalmannschaft nach Außen.

Strip-Poker im Teamhotel? Seltsame Nachrichten dringen von der spanischen Nationalmannschaft nach Außen.

(Foto: AFP)

Was war los im spanischen Teamhotel? Nachrichten über einen angeblichen Diebstahl werden schnell dementiert. Stattdessen sollen sich Fußball-Nationalspieler und ein Funktionär mit fünf Damen zu einer gepflegten Partie Strip-Poker getroffen haben. Nun ermittelt sogar die lokale Tourismus-Polizei.

Von Thomas Kistner, Rio de Janeiro

Ein wenig schräg klang die Sache ja von Anfang an: Spaniens Nationalelf sei in ihrem Hotel in Recife bestohlen worden, um die tausend Euro fehlten, vermeldete letzte Woche die spanische Zeitung Mundo Deportivo. Allerdings, so hieß es weiter, hätten die Welt- und Europameister noch keine Anzeige erstattet.

Hoppla.

Die Sache wurde noch undurchsichtiger. Raúl Jimenez, Sicherheitschef der spanischen Delegation, und Hotel-Chef Eduardo Babosa bestritten den Diebstahl. Der aber, kleine Kommunikationspanne, Stunden später vom Weltverband Fifa bestätigt wurde. Es sei zu früh zu sagen, was wirklich passiert ist, wiegelten nun die Spanier ab. Doch die Web-Reporter von Globo Sport klemmten sich hinter den Fall, sie befragten 27 Fifa-Freiwillige und Sicherheitskräfte im Hotel sowie, das bestätigt ein Sprecher auf Anfrage, mit dem Fall befasste Polizeivertreter: Zum Vorschein kam eine Geschichte, die einigermaßen passt ins gut abgeschottete Fußballgeschäft und von Globo unter der Rubrik "Sex, Lügen und Videos" verkauft wurde.

Demnach hatte im Teamhotel nach dem Auftaktsieg über Uruguay eine Pagode-Band aufgespielt, Zuckerrohrschnaps und Bier flossen, und auch fünf Damen tauchten auf, angeblich im Tross eines Musikers. Die Mädels hätten sich später mit fünf Spielern und einem Funktionär zum Pokern zurückgezogen, genauer: zum Strip-Poker. Wer verliert, darf sich etwas freier machen. Und als dann der Morgen über Pernambuco herandämmerte, sollen mit den Mädels rund tausend Euro verschwunden sein.

Eine Weile hielten offenbar alle dicht, dann plauderte ein Funktionär. Mit der Veröffentlichung sah sich die Nobelherberge unter Zugzwang. Prostitution wird in Brasilien mittlerweile so intensiv bekämpft, dass in vielen Hotelfluren und -aufzügen Kameras installiert sind. Die Bilder aus solchen Kameras zeigten, dass die Dementis der Spanier eher substanzlos seien, sagten ungenannte Hotelmitarbeiter den Globo-Leuten.

Am vergangenen Samstag gastierte dann die Auswahl Tahitis im Hotel in Recife. Auch sie veranstaltete eine Pool-Party, musste aber mit einer anderen Musikband leben. Die Hotelleitung hatte sicherheitshalber umbestellt. Denn nun ermittelt ja auch die lokale Tourismus-Polizei. Ein Rechtshilfeersuchen sei den Spaniern nach Rio de Janeiro hinterhergesandt worden, sie sollten doch mehr Details aus jener Nacht preisgeben.

In spanischen Blättern bestreitet Antonio Bustillo, Kommunikationschef des königlich-spanischen Fußballverbandes, weiter tapfer einen solchen Vorfall. Aber die Konfusion ist da, man mag gar nicht daran denken, dass eine Untersuchungskommission unabhängiger Spielerfrauen den Vorgang genauer beleuchten könnte. Hilfsweise gab die Hotelleitung in Recife eine Erklärung ab, die gleichfalls ein wenig doppelbödig erscheint. Darin bestreitet sie, irgendwelche Beschwerden seitens der Spanier erhalten zu haben, diese hätten vielmehr "den exklusiven Service und das Engagement der Mitarbeiter belobigt".

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