Offshore-Leaks:Wende im Fall Gunter Sachs

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Das Vermögen des verstorbenen Playboys Gunter Sachs steckte in Firmen in aller Welt - von vielen hatte die Steuerverwaltung keine Ahnung. Nun stellen die Berner Finanzbehörden die Steuer-Vorermittlungen ein.

Von Bastian Obermayer

Die Berner Steuerverwaltung wird kein Verfahren wegen versteckten Vermögen in Offshore-Firmen gegen den verstorbenen Millionenerben Gunter Sachs, seine Erben oder die Nachlassverwalter anstrengen. Das geht laut dem Schweizer Fernsehen SRF aus einem Brief hervor, den das Finanzamt am Montag den Nachlassverwaltern der Familie Sachs zugestellt haben.

Noch im April hatte die Berner Steuerverwaltung auf Anfrage die von Sachs und seinen Anwälten gewählte Art der steuerlichen Deklarierung seines Vermögens als ungenügend bezeichnet.

Hintergrund: Vor einigen Wochen hatte unter anderem die SZ, der NDR und die Schweizer Sonntagszeitung mit Bezug auf die Offshore Leaks-Daten berichtet, dass Gunter Sachs in den vergangenen zwanzig Jahren mit erheblichem Aufwand und unter größtmöglicher Geheimhaltung ein weitverzweigtes, anonymes Netzwerk von Offshore-Firmen angelegt hatte - unter anderem hatte er Firmen auf den Cook Islands, in Luxemburg, Panama und Jersey gegründet. Damit verwaltete er sein Vermögen, das im dreistelligen Millionenbereich anzusiedeln ist. Von elf dieser Firmen hatte die Berner Steuerverwaltung noch im Frühjahr diesen Jahres keinerlei Kenntnis, vor allem ging es dabei um fünf sogenannte Trusts auf der Südsee-Insel Cook Islands.

Auf Vorhalt der SZ hatten Sachs' Anwälte damals argumentiert, sie hätten zwar nicht die Trusts, also die anonymen Behältnisse, sehr wohl aber die darin gelagerten Werte deklariert. Dieses Vorgehen hatte die Berner Steuerverwaltung noch Anfang April diesen Jahres als unzulässig betrachtet: Es genüge eben nicht, hatte eine Sprecherin erklärt, "lediglich die vom Trust gehaltenen Vermögenswerte" zu deklarieren, es müssten sehr wohl "Belege, Urkunden oder Bescheinigungen Dritter" eingereicht werden, "um den Trust wie auch die entsprechenden geldwerten Leistungen bzw. Aufwendungen nachzuweisen".

Nun scheint es, als seien die Finanzbehörden zu einem anderen Schluss gekommen. Aus dem Brief an die Nachlassverwalter geht laut SRF hervor, dass Sachs zumindest in den nun nochmals überprüften Jahren 2008 bis 2011 sein Vermögen korrekt versteuert habe und die Berner Behörde daher die Einleitung eines Verfahrens nicht für angezeigt halten.

Offiziell gibt die Berner Steuerverwaltung zu diesem Sachverhalt mit dem Verweis auf das Steuergeheimnis keine Erklärung ab. Damit bleibt bislang unklar, wie die Behörde die Vorgänge im Einzelnen einschätzt, zu einigen der Sachsschen Firmen existieren kaum öffentlich zugängliche Dokumente. Unklar bleibt auch, ob Sachs die undurchsichtigen Offshore-Konstruktionen von Anfang an gesetzestreu hat errichten lassen, oder ob er sie möglicherweise erst mit seinem Umzug in die Schweiz Anfang 2008 legalisiert hat.

© SZ vom 26.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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