Szene München:Cocktail to go

Ein Mann trinkt einen Cocktail aus einem Glas am Kulturstrand in München.

Klassischer Cocktail am Kulturstrand - doch langsam erobern bunte Dosen-Cocktails den Markt im Freien.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ein bisschen Berlin in München: Wer mit einer Bierflasche auf einer Parkbank sitzt, wird heute nicht mehr automatisch für einen Obdachlosen gehalten. Anders verhält es sich, wenn man mit einer Flasche Hochprozentigem herumstreunt. Doch nun gibt es Hoffnung - aus der Dose.

Von Melanie Staudinger

Es gibt gute Nachrichten für Biertrinker, die den Genuss unter freiem Himmel abseits der Biergärten schätzen: Diese durchaus kurzweilige und gesellige Freizeitbeschäftigung erlebt in letzter Zeit einen Imagewandel.

Wer früher mit einer Bierflasche an der Straßenecke oder auf einer Parkbank saß, wurde schnell für einen Obdachlosen gehalten, dem Passanten sogar ab und an eine Münze hingeworfen haben. Heute werden Biertrinker an der Isar, im Englischen Garten oder am Flaucher kaum mehr mit einem Penner verwechselt. Man sieht mehr und mehr Menschen im Freien trinken - irgendwie fast schon wie in Berlin, wo jeder, der sich als Einheimischer fühlt, mit einem Bier in der Hand rumläuft.

Verweigerer des hopfenhaltigen Getränks aber haben es da noch immer schwerer. Mit einer Flasche Wein in der Hand oder gar mit Hochprozentigem wird man schnell als Alkoholiker verdammt. Doch Rettung ist in Sicht: Dosencocktails sind schick geworden.

Vielerorts sieht man Mädels, die Leggings fälschlicherweise für vollwertige Hosen halten oder ihre Jeans so kurz abgeschnitten haben, dass die Taschen am unteren Ende herausschauen. In der Hand halten sie bunte Büchsen, gefüllt mit Piña Colada, Sex on the Beach oder Mai Thai. Cocktail to go. Der kostet im Schnitt nur ein Drittel von dem, was man für die frisch gemixte Variante in der Bar bezahlen müsste.

Gut, Dosencocktails schmecken süß und künstlich - was bei dem Preisunterschied zu verkraften ist. In einem aber sind sie ihren Vorbildern weit voraus: Sie sind hinterlistige Verführer, die ihren Genießer auf einen Schlag betrunken machen. Also heißt es aufpassen mit dem süßen Kram unter freien Himmel - bei zu unbedachtem Konsum ist die Errungenschaft der gesellschaftlichen Akzeptanz sonst gleich wieder futsch.

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