HINDENBURG-DEBATTE:Gerade noch geschafft

Das war knapp. Es hätte nicht viel gefehlt und Bad Tölz hätte sich blamiert.

Suse Bucher-Pinell

Ein Votum, alles so zu belassen, wie es ist - Hindenburg weiterhin auf der Liste der Tölzer Ehrenbürger zwischen Gabriel von Seidl und Max Hoefler zu führen und die Hindenburgstraße unverändert Hindenburgstraße zu nennen - hätte der Kreisstadt sicher überregional Aufmerksamkeit beschert. Nur keine, die ihr zum Ruhm gereicht hätte. Es wäre Häme ausgeschüttet worden über die Unbeweglichkeit der Tölzer, wie sie ihre Augen verschließen vor Erkenntnissen der Geschichtsforschung, wie sie sich nicht trauen, eine Entscheidung ihrer Vorfahren von vor über 80 Jahren zu revidieren, sich partout weigern, am vermeintlichen Denkmal Hindenburg zu rütteln. Nur eine Stimme mehr beim Stadtratsbeschluss und der ehemalige Reichspräsident und Generalfeldmarschall wäre Ehrenbürger geblieben.

Nun behält die Hindenburgstraße zwar ihren Namen, doch der Stadtrat hat trotzdem eine Lösung gewählt, die weit mehr bewirken kann als bloß die Tilgung eines Namens. Ein Mahnmal in der besagten Straße kann zum Ort der offenen und ehrlichen Auseinandersetzung mit der Nazizeit und der Rolle des ehemaligen Tölzer Ehrenbürgers werden. Das ist mehr wert als jede öffentlichkeitswirksame Umbenennung. Eine Tafel, auf der lediglich ein paar gut gemeinte Sätze zur Vergangenheit zu lesen sind, wäre nicht mehr als ein Feigenblatt und keine wirkliche Alternative gewesen. Es braucht mehr, da hat Bürgermeister Josef Janker (CSU) schon recht. Ein Mahnmal, wie auch immer es aussehen wird, sollte Raum geben, für die nötigen Information, für Einordnung, Hintergründe. Das darf kein oberflächlicher Schnellschuss werden, daran müssen Experten arbeiten. Damit alle auf Tölz schauen und sagen: toll, was die gemacht haben.

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