Lichtfeldkamera von Lytro:Erst fotografieren, dann fokussieren

Das amerikanische Start-up Lytro bringt seine Lichtfeldkameras jetzt auch nach Deutschland. Der rechteckige, längliche Kasten erfasst statt einzelner Bildpunkte das gesamte Licht einer Szene. Damit kann der Nutzer Bilder auch nach der Aufnahme schärfen. Im ersten Kurztest erweist sich das allerdings als etwas umständlich.

Von Mirjam Hauck

Lytro bringt Fotografieren ohne Scharfstellen nach Deutschland

Lytro-Kamera

(Foto: dpa)

Ärgerlich, wenn auf einem Foto die "falschen" Menschen oder Dinge gestochen scharf zu sehen sind. Dann kann der Fotograf meist nur versuchen, mit einem Bildbearbeitungsprogramm etwas nachzujustieren. Eine andere Möglichkeit bietet die Kamera, die das kalifornische Unternehmen Lytro jetzt auch in Europa populär machen will.

Die länglichen kastenförmigen Apparate aus den USA arbeiten mit Lichtfeldtechnologie. Das heißt, sie verarbeiten über Sensoren Millionen von Lichtstrahlen, die in Megarays gemessen werden. Statt eines klassischen Objektivs haben die Kameras ein Netz aus winzigen Linsen, für jeden Bildpunkt. Und diese Linsen fangen nicht nur Farben und Intensität, sondern auch die Bewegungsrichtung der Lichtstrahlen ein.

Das führt zu dem Effekt, dass die Bilder nach dem Auslösen noch fokussiert werden können. So lassen sich 3D-Ansichten erzeugen und die Perspektive innerhalb des Bildes ändern. Um eine beliebige Stelle eines Fotos in den Fokus zu rücken, reicht ein Druck auf den 1,52 Zoll großen Touchscreen der Kamera. Alternativ können Fotografen ihre Aufnahmen auch später am Rechner oder ihrem iPhone oder iPad verändern: Die Lytro überträgt ihre Bilder per WLAN an eine App, die bisher aber nur für iOS verfügbar ist. Eine Android-App ist geplant, allerdings nennt das Unternehmen noch keinen Termin dafür.

Auflösung von 1.080 mal 1.080 Pixel

Die Fotos lassen sich auch auf die Plattform www.lytro.com hochladen. Dort können alle Betrachter die Schärfe verändern. Die Aufnahmen lassen sich aber auch als gewöhnliche Digitalbilder speichern, dann natürlich mit festem Fokus. Fotos, die aus der Lytro exportiert werden, haben eine Auflösung von 1080 mal 1080 Pixel

Die Lytro gibt es in den Farben Grau, Pink, Blau und Rot. Sie kostet 579 Euro und bietet 16 Gigabyte internen Speicherplatz. Das soll für 750 Bilder reichen. Alle anderen Modelle haben nur halb so viel Platz und sind mit 479 Euro etwas günstiger. Die Kameras haben achtfachen optischen Zoom und einen integrierten Akku, sind elf Zentimeter lang und wiegen etwas mehr als 200 Gramm.

Verkaufsstart der Lytro für Deutschland, Österreich und die Schweiz ist der 15. Juli. In einem ersten Kurztest erweist sich die Handhabung als etwas gewöhnungsbedürftig, da der Touchscreen der Kamera mit nicht einmal vier Quadratzentimetern doch recht klein ist. Um gute Ergebnisse zu erzielen, sollte das Gerät relativ nah an die Zielobjekte gehalten werden, die sich zudem noch in der Tiefe staffeln sollten. Gelingt dies, macht das Spielen mit der Schärfe durchaus Spaß - es muss einem nur 479 Euro wert sein.

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