Lisicki-Match im Pay-TV:Gut für Sky, schlecht für den Sport

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Sabine Lisicki steht im Finale von Wimbledon. (Foto: dpa)

Die ARD hat gebettelt, gefleht und Geld geboten, der Pay-TV-Sender Sky ist dennoch hart geblieben. Das Wimbledon-Finale mit Sabine Lisicki wird nicht im Free-TV zu sehen sein. Will die ARD nicht nochmal in eine ähnliche Situation geraten, bietet sich ein einfacher Ausweg.

Von Matthias Kohlmaier

"Super-Biene", "Doris Becker", "Bum-Bum-Bine": Wer die Schlagzeilen zu Sabine Lisickis Finaleinzug in Wimbledon liest, wähnt sich in die späten achtziger und frühen neunziger Jahre zurückversetzt. Damals war Tennis noch in, Steffi Graf, Boris Becker und Michael Stich spielten regelmäßig um Turniersiege und wer einem Tennisverein beitreten wollte, musste oft lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Entsprechend groß war das Interesse an der TV-Berichterstattung - und nicht nur bei den Zuschauern. Auch die Sender rangelten regelrecht um die Tennis-Übertragungsrechte. Sat 1 hielt über mehrere Jahre die Rechte an der Tennis-WM der Herren, damals noch in Frankfurt am Main und später in Hannover ausgetragen. 1996 kaufte das ZDF die Übertragungsrechte - nicht nur für die WM, sondern für alle wichtigen Events der ATP-Tour, der ersten Liga im Herrentennis.

Das ist lange her. Mittlerweile zeigt im frei empfangbaren deutschen Fernsehen fast nur noch Eurosport Tennis, dort werden auch die Grand-Slam-Turniere Australian Open, French Open und US Open übertragen. Das ZDF zeigte immerhin zuletzt das Wimbledon-Vorbereitungsturnier in Halle, einige kleine Turniere sind in den Dritten Programmen zu sehen.

Sabine Lisicki steht im Finale
:"Ich liebe Wimbledon"

Nächstes Match von Sabine Lisicki, nächster grandioser Auftritt: Mit der Polin Agnieszka Radwanska liefert sich die Deutsche ein dramatisches Halbfinal-Duell - und ist am Ende mal wieder ganz verknallt in ihr Lieblingsturnier.

Das Match in Bildern

Für den Tennis-Fan bedeutet das, dass er sich das bekannteste Turnier der Welt aus dem Londoner All England Lawn Tennis and Croquet Club nicht im Free-TV ansehen kann. Seit 2010 hält der Bezahlsender Sky die Übertragungsrechte für Wimbledon. Wer sich kein Abo leisten will, muss sich die Spiele entweder in einer Sportsbar oder über verpixelte und illegale Streams im Internet ansehen.

Bisher hat das kaum jemanden gestört. Nicht 2011, als Sabine Lisicki im Halbfinale stand und gegen Maria Scharapowa verlor. Auch nicht 2012, als die Kielerin Angelique Kerber das Semifinale erreichte und an Agnieszka Radwanska scheiterte. Aber jetzt, wo Lisicki den Schritt ins Finale geschafft hat, ist das Geschrei groß. Nicht nur bei den Fans, auch bei den Öffentlich-Rechtlichen.

Die ARD, die sich in den vergangenen Jahren überhaupt nicht um Tennis-Übertragungsrechte bemüht hatte, wollte nun gerne am Kurzzeit-Tennis-Boom teilhaben und hat Sky ein Angebot gemacht. Gegen eine nicht bekannte Geldsumme solle Sky doch bitte die Rechte wenigstens teilen, so dass alle Lisickis Match gegen die Französin Marion Bartoli sehen können. Wer aber nun denkt, Sky stiege auf diesen Handel ein, der irrt.

"Exklusiv auf Sky"

Zum Angebot der ARD sagte Dirk Grosse, bei Sky Leiter der Sportkommunikation: "Wir haben es gründlich geprüft und für nicht ausreichend erachtet. Das Finale wird live und exklusiv auf Sky zu sehen sein." Auf Nachfrage von SZ.de hieß es zwar noch am frühen Freitagnachmittag, dass weiterverhandelt werde, doch Sky blieb standhaft. Das Endspiel wird definitiv nur im Pay-TV zu sehen sein, sagte ein Sprecher des Senders am späten Freitagnachmittag. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky mokierte sich wenig später über die "überzogenen Preisvorstellungen von Sky" und bedauerte, dass die Tennis-Fans bei dem Spiel nicht "live dabei sein können".

Das ist schade für alle Tennisfans. Vor allem aber ist es schade für den Tennissport in Deutschland, der seit Jahren nach einer neuen prägenden Figur sucht, um wenigstens so etwas wie einen kleinen Boom zu entfachen. Ob Sabine Lisicki nun gleich die nächste Steffi Graf wird, sei dahingestellt. Sicher ist, dass das bisher wichtigste Spiel ihrer Karriere nur ein Bruchteil der Menschen sehen wird, die sich grundsätzlich dafür interessieren. Ensprechend enttäuscht kommentierte Bundestrainerin Barbara Rittner die Entscheidung via Twitter:

Ist das nun ein Grund, sich über die rigorose Beharrlichkeit von Sky zu echauffieren? Darüber, dass der Unterföhringer Sender der ARD und damit allen Nicht-Sky-Abonnement-Kunden kein Häppchen Fernsehtennis zukommen lässt? Nein, Sky hat recht. Die ARD wollte die Übertragungsrechte nicht und es ist nur recht und billig, dass Sky sich nun über tolle Quoten beim Damen-Finale mit deutscher Beteiligung freuen darf.

Und falls die ARD nicht noch einmal in die unangenehme Situation kommen möchte, Sky wegen Wimbledon-Übertragungsrechten anbetteln zu müssen, gäbe es einen ganz einfachen Ausweg. Die Sky-Rechte an dem Grand-Slam-Turnier laufen in diesem Jahr aus.

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